Im Interview
IW-Chef: „Höhepunkt der Inflation scheint überwunden“

24.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:44 Uhr

In diesem Jahr soll die Teuerungsrate auf sechs Prozent sinken, meint IW-Chef Michael Hüther. −Foto: dpa

Prof. Michael Hüther, Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft, erwartet trotz aktuell besserer Wirtschaftsdaten eine weitere Abkühlung der Weltkonjunktur. Den Höhepunkt der Inflation sieht er im Interview mit der Mediengruppe Bayern aber überwunden.



„Insgesamt scheint der Blick auf das laufende Jahr positiver als die Erwartungen aus dem letzten Jahr, die noch geprägt waren von der Gefahr einer Gasmangellage und sehr hohen Inflationsraten“, sagte Hüther im Interview der Mediengruppe Bayern, bevor die Bundesregierung heute ihren Jahreswirtschaftsbericht vorlegt. „Der Höhepunkt bei der Inflation scheint überwunden zu sein, sodass wir dieses Jahr mit einer Teuerungsrate von unter 6 Prozent rechnen können“, erklärte Hüther weiter. Trotzdem werde man mit einer akuten Energie- und Rohstoffproblematik in die nächste Zeit gehen.

„Eine leichte technische Rezession wird wohl unvermeidbar sein“

An einer leichten Rückläufigkeit der Wirtschaft führe aber wohl kein Weg vorbei. „Eine leichte technische Rezession wird wohl unvermeidbar sein“, erwartet Hüther. Denn ein Großteil der Unternehmen rechne mit einem Rückgang der Produktion. „Zudem wird sich die Weltkonjunktur insbesondere aufgrund der Probleme in China und den entwickelten Volkswirtschaften erst noch abkühlen“.

Trotz des aufkeimenden Konjunktur-Optimismus dürfe sich die deutsche Regierung nicht zurücklehnen, warnte der IW-Chef. „Die akuten Herausforderungen der Energiepreiskrise mit dem Risiko einer länger anhaltenden Stagflationsphase sowie Auswirkungen der Abwanderung von Industrien sollten nicht unterschätzt werden“, betonte der Wirtschaftsforscher. „Hier besteht trotz einer geringer als zunächst erwartet ausfallenden Rezession weiterhin Handlungsbedarf.“

„Vor allem grüne Transformation voranbringen“


Der Wirtschaftsforscher betont die Relevanz der nachhaltigen Umwandlung der Wirtschaft. „Die Politik muss vor allem die grüne Transformation in der deutschen Wirtschaft gezielt unterstützen und voranbringen, damit der Standort Deutschland nicht an Wettbewerbsfähigkeit verliert und die De-Industrialisierung droht“, heißt es von Hüther.