Schaulustige kosten Freya das Leben
Wegen Selfie-Jägern: Walross in Norwegen eingeschläfert

14.08.2022 | Stand 14.08.2022, 16:06 Uhr

Immer wieder baten norwegische Behörden darum, Abstand von Freya zu halten. Ohne Erfolg. −Foto: Trond Reidar Teigen/dpa

Der Publikumsmagnet des Oslofjords ist tot: Das sonnenhungrige Walross Freya wurde eingeschläfert. Aller wohlwollender Appelle der norwegischen Behörden zum Trotz, kamen immer wieder Schaulustige der zutraulichen, 600 Kilo schweren Dame nahe. Zu nah.



Die große Aufmerksamkeit ist Freya, die sich zur Sommerattraktion entwickelt hatte, nun zum Verhängnis geworden. Aus Sicherheitsgründen wurde das Tier am Sonntagmorgen eingeschläfert. Die Entscheidung sei auf „Grundlage einer umfassenden Bewertung der anhaltenden Bedrohung für die menschliche Sicherheit getroffen“ worden, erklärte der Leiter von Norwegens Fischereibehörde, Frank Bakke-Jensen.



Seit Mitte Juli der Star im Oslofjord

Die 600 Kilo schwere Walross-Dame hatte seit Mitte Juli im Oslofjord ihr Unwesen getrieben und damit massenhaft Schaulustige angezogen. Die Zeitung „Verdens Gang“ hatte online sogar einen Livestream eingerichtet. Zwischen langen Nickerchen - ein Walross schläft bis zu 20 Stunden am Tag - wurde Freya unter anderem dabei gefilmt, wie sie eine Ente jagte und einen Schwan angriff. Meist döste sie aber auf Booten, die unter ihrem Gewicht teilweise kenterten.

Eltern mit Kindern im Selfie-Modus



Die Behörden hatten Schaulustige, Touristen und Anwohner wiederholt gewarnt, Abstand zu halten. Die Fischereidirektion störte sich vor allem daran, dass Leute zu Freya ins Wasser gehüpft waren und dem Tier auch am Ufer sehr nahe gekommen waren, um Fotos zu machen. Teilweise mit Kindern im Schlepptau. Zuletzt hatten die Behörden angegeben, das Einschläfern des Tieres in Erwägung zu ziehen, da Appelle an die Öffentlichkeit, Abstand zum Walross zu halten, nicht fruchteten.

Am Sonntag war es dann so weit. Freya wurde eingeschläfert. „Wir haben alle möglichen Optionen abgewogen“, sagte der Leiter der Fischereidirektion, Frank Bakke-Jensen, einer Mitteilung zufolge. Zuvor war auch eine Verlegung des Tieres diskutiert worden. Allerdings seien die Risiken für eine solche Aktion zu groß gewesen.

Man könne verstehen, wenn die Öffentlichkeit nun bestürzt sei, sagte Bakke-Jensen. Aber obwohl der Tierschutz ein hohes Gut sei, müsse das Leben und die Sicherheit von Menschen vorgehen.

− afp/dpa