Die Psychologin Elisabeth Kals-Rosenbaum erklärt, wie der Urlaub die beste Erholung bringt und im Miteinander konfliktfrei bleibt
Frau Kals-Rosenbaum, die meisten von uns freuen sich auf den Urlaub - wie wichtig ist diese Zeit für unsere körperliche und mentale Gesundheit?
Elisabeth Kals-Rosenbaum: Das ist elementar. Es ist zwar eine Binse, dass wir Zeiten der Erholung benötigen, um biopsychosozial, also auf allen unseren Ebenen, gesund zu bleiben. Alle Zeit, die wir frei gestalten können, insbesondere unser Urlaub, trägt dazu bei.
Da stellt sich natürlich die Frage nach dem Wo - Urlaub auf "Balkonien" oder Fernreise?
Kals-Rosenbaum: Es geht darum, eine gute Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Entspannung kann fast überall erlebt werden. Es kommt darauf an, sich dafür die jeweils richtigen äußeren und inneren Rahmenbedingungen zu schaffen. Das kann bei Fernreisen, Tagesausflügen, aber ebenso bei der bewusst gestalteten Zeit im eigenen Heim gelingen.
Wie soll ich meinen Urlaubstag denn gestalten, damit er Erholung bringt? Lieber Faulenzen am Strand oder viel Bewegung?
Kals-Rosenbaum: Das kommt auf die Interessen und Neigungen an: Erholen Sie sich beim Sport oder bei einem guten Buch? Besser allein oder mit anderen? Wichtig ist, sich selbst gut zu kennen. Dinge, die für einen Stress bedeuten, sind möglichst zu reduzieren, Verhaltensweisen, die Sie in einen guten Zustand bringen, hingegen bewusst einzuplanen.
Urlaubszeit bedeutet aber auch eine Herausforderung an Partnerschaft und Familie - plötzlich sitzt man den ganzen Tag zusammen, was zu Konflikten führen kann. Was dann?
Kals-Rosenbaum: Da würde ich gemeinsam bei einem Glas überlegen: Was sind bei uns stress- und konfliktauslösende Faktoren? Welche Ressourcen und Fähigkeiten haben wir, um es uns miteinander gut gehen zu lassen? Unser alltäglicher Umgang mit Konflikten ist die Blaupause für den Umgang mit Konflikten im Urlaub. Daher gilt auch hier: An Bewusstheit geht kein Weg vorbei.
Soll ich als Urlauber Arbeit wirklich Arbeit sein lassen, das Diensthandy komplett abschalten und das Lesen von beruflichen Mails unterlassen?
Kals-Rosenbaum: Ob es notwendig ist, darüber nachzudenken, kommt auf die berufliche Position an: Viele außertariflich Beschäftigte oder Selbstständige müssen genau abwägen, wie sie für wen erreichbar bleiben und wie sie dabei Eigeninteressen und diejenigen der Familie in Balance mit den beruflichen Verantwortlichkeiten bringen. Dabei ist Flexibilität gefragt. Aber ganz ehrlich, wer muss schon tagtäglich die Welt retten? Da hilft nur, klar zu kommunizieren, zum Beispiel morgens und oder abends rufe ich die Mails ab, dazwischen bin ich nicht erreichbar. Tut man dies nicht, ist es mit der eigenen Erholung nicht weit und die der anderen ist angekratzt. Sie werden sehen, die Welt dreht sich auch so weiter.
Die Fragen stellte Horst Richter.
