Ingolstadt
Überraschung an den Zapfsäulen in der Region

Gestern war Diesel vielerorts teurer als Super E10 - Der Mineralölwirtschaftsverband führt dies auf "relative Knappheit" zurück

21.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:42 Uhr
Da schau her: Gestern mussten Diesel-Fahrer für Treibstoff mancherorts in der Region tiefer in die Tasche greifen, als Besitzer eines E10- Benziners - hier in Ingolstadt. Super war nur wenig teurer. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Wer an den vergangenen beiden Tagen mit seinem Selbstzünder durch die Region rund um Ingolstadt gefahren ist, wird wohl kaum seinen Augen getraut haben: An den Tankstellen einiger Anbieter war Diesel teurer als Super E10 - und nur unwesentlich billiger als das klassische Super.

In Ingolstadt war E10 gestern mancherorts für 1,279 Euro zu haben. Für Diesel musste ein Cent mehr berappt werden, für Super ein weiterer Cent. Für die gleichen Preise floss der Sprit auch in Ehekirchen (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) aus der Zapfpistole. Und in Neuburg an der Donau verkaufte ein Anbieter E10 für 1,299 Euro und Diesel für 1,309 Euro. An Tankstellen, an denen Diesel weniger kostete als Benzin, näherten sich die Preise oft deutlich an.

Was wir an der Zapfsäule zahlen müssen, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Im Spätsommer etwa schossen die Preise in die Höhe, da über die nahezu trockengefallenen Flüsse nicht mehr genügend Sprit nach West- und Süddeutschland gebracht werden konnte. Die Bundesregierung ließ sogar den Zugriff auf die eiserne Reserve zu. Auch Krisen oder Kriege in erdölfördernden Ländern beeinflussen den Preis.

Doch wie setzt sich der Preis für unsere Kraftstoffe nun zusammen? Natürlich ist ein Produktpreis inbegriffen. Da drauf kommen Deckungskosten. Sie deckt die Summe der Ausgaben der Mineralölkonzerne und deren Gewinn ab. Und schließlich kommt die Energiesteuer - früher Mineralölsteuer genannt - hinzu. Laut dem Bundesfinanzministerium entfallen auf Gaskraftstoffe je 18 Cent pro Kilogramm. Diesel wird derzeit mit 47,04 Cent pro Liter besteuert. Und Benzin bringt dem Fiskus pro Liter 65,45 Cent. Die Höhe der Steuer richtet sich laut Ministerium nach der Umweltverträglichkeit des Energieträgers. Doch unabhängig davon komplettiert die allgemeine Mehrwertsteuer von 19 Prozent den Spritpreis. Das Finanzministerium erhebt sie auf den Warenpreis sowie die Energiesteuer.

Dass Diesel teurer ist als Benzin, kommt nur selten vor. Laut dem Mineralölwirtschaftsverband (MWV) liegt dies unter anderem an der Produktion. Benzin und Diesel werden gleichzeitig in einem bestimmten Verhältnis hergestellt. "Bei unterschiedlich hoher Nachfrage nach den Produkten kann dies dazu führen, dass eines davon vorübergehend knapp und das andere im Überschuss vorhanden ist", teilt der Verband auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Seit Längerem gebe es eine relative Knappheit beim Diesel. "Bei sehr starkem Ungleichgewicht schlägt das auch auf den Endkunden-Preis an der Tankstelle durch", so der Verband.

Zudem ist dieses Phänomen oft regional eng begrenzt. Das war auch gestern in der Region zu beobachten. Denn im Raum Pfaffenhofen beispielsweise lagen die Preise gut fünf bis sechs Cent auseinander - zugunsten des Diesels versteht sich. Selbiges galt auch für Eichstätt und die umliegenden Gemeinden. Und in Aichach waren die Unterschiede noch größer. Warum diese Unterschiede zustande kommen, kann sich der MWV nicht erklären. "Über die Preise entscheidet letztlich die Angebots- und Nachfragesituation. " Eine regionale Rolle könne aber auch der Teilausfall der Bayern-oil-Raffinerie gespielt haben.

Christian Tamm