Edeka erntet Twitter-Shitstorm
„Moskauer Art“ war gestern: Edeka benennt Eiscreme nach Kiew um

23.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:50 Uhr

So sieht die Verpackung des „Ice Snack Snadwich“ von Edekas Eigenmarke „Gut & Günstig“ nicht mehr aus: „Kiewer Art“ ist der neue Beiname der Vanillewaffel. −Foto: Edeka

Von Jonas Raab

Um sich mit der von Russland angegriffenen Ukraine zu solidarisieren, hat Edeka ein Eiscreme-Produkt seiner Eigenmarke von „Moskauer Art“ in „Kiewer Art“ umbenannt. Im Netz gehen die Meinungen - gelinde gesagt - auseinander.



Edeka zückt den Rotstift: Das Gut & Günstig Eiscreme-Sandwich trägt jetzt den Beinamen „Kiewer Art“. Ursprünglich war der Vanilleeis-Klassiker mit dem Zusatz „Moskauer Art“ unterschrieben, wobei der Verweis auf die russische Hauptstadt nach wie vor auf der Verpackung lesbar ist - demonstrativ durchgestrichen. Direkt darunter prangt der neue Name.

Seit 24. Februar herrscht in der Ukraine offiziell Krieg. Bereits Anfang März erklärte sich der Lebensmittel-Riese aus Hamburg solidarisch mit dem von Russland angegriffenen Land und verbannte - wie auch Aldi, Rewe oder Netto - russische Waren aus seinen Märkten. Mit dem neuen Namen für sein Waffeleis geht Edeka nun noch einen Schritt weiter.

„Kleine Geste“ für die Ukraine

"Die Geschehnisse in der Ukraine machen uns nach wie vor sehr betroffen", erklärt Edeka-Sprecherin Miriam Heimberg wortgleich gegenüber mehreren Medien. Dem Unternehmen liege es Herzen, weiterhin Solidarität zum Ausdruck zu bringen. „Wir sind der Überzeugung, dass man das auch mit kleinen Gesten zeigen kann“, erklärt sie beispielsweise dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.



Von Dauer wird die Namensänderung nicht sein. Laut Heimberg wird der Namenszusatz „Kiewer Art“ bald wieder verschwinden. Das Eis soll dann „Ice Snack Sandwich“ heißen und ohne weiteren Beinamen auskommen.

Verpackung wird sukzessive ausgetauscht

In welchen Märkten das Ukraine-Eis momentan erhältlich ist, könne Edeka laut „nordbayern.de“ nicht sagen. Es werde sukzessive ausgetauscht. Das Unternehmen verweist zudem auf seine genossenschaftlichen, dezentralen Struktur. Heißt: Die rund 3500 selbstständigen Edeka-Kaufleute in Deutschland entscheiden eigenständig über ihre Sortimentsgestaltung.

In einer Regensburger Edeka-Filiale im Stadtwesten war die Eiscreme am Samstagmorgen nicht erhältlich - weder als „Moskauer Art“ noch als „Kiewer Art“. Es könne Wochen dauern, bis neue Produkte geliefert werden, nachdem sie beworben wurden, erklärt der stellvertretende Marktleiter.

Groß beworben hat Edeka die Solidaraktion bislang nicht. In den Sozialen Medien ist die Namensänderung aber bereits Thema: Bei Twitter braute sich zum Start ins Wochenende ein kleiner Shitstorm zusammen: „Das ist keine Solidarität. Das ist lächerlich“, kommentiert ein Nutzer. „Bekloppter geht es nicht mehr“, meint ein anderer. Viele der weiteren Kommentare gehen weit unter die Gürtellinie.

„Kalter Krieg im Supermarkt“

Andere Twitter-Nutzer inspiriert die Namensänderung zu Wortwitzen: „Ihr habt doch echt einen an der #EisWaffel“, adressiert ein Nutzer in Richtung des Hamburger Unternehmens. Auch vom „Kalten Krieg im Supermarkt“ ist die Rede. Edeka solle doch bitte auch die Herkunft seiner Tiefkühl-Lasagne ändern, fordert ein User und teilt ein mit Photoshop bearbeitetes Bild der Verpackung, auf dem „Original nach chinesischer Art“ anstatt „italienischer Art“ zu lesen ist.

Zwischen den vielen negativen, meist gehässigen Kommentaren springen Edeka vereinzelt auch Twitter-Nutzer zur Seite: „Da sich einige Möchtegern-Präsidenten und Putin-Versteher davon getriggert fühlen, dass ihr euer Eis umbenannt habt, sage ich einfach mal von ganzem Herzen: vielen Dank.“