Alltagsmythen
Kann man mit Meerwasser wirklich Wunden desinfizieren?

04.09.2024 | Stand 04.09.2024, 12:12 Uhr |

Im Meerwasser lauern viele Bakterien.  − Symbolbild: Christiane Oelrich/dpa

Es ist wohl der Lieblingstipp vieler Eltern, wenn sich das Kind im Strandurlaub eine leichte Schürfwunde zuzieht: „Geh ins Meer. Das Salzwasser desinfiziert die Wunde.“ Ist das wirklich wahr?



Mit Kochsalz versetztes Salzwasser kann unter gewissen Bedingungen tatsächlich beim Reinigen der Wunde helfen. „Es befeuchtet die Wunde, und das ist nicht verkehrt“, erklärte Sylke Schneider-Burrus, Oberärztin an der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie gegenüber der Deutschen Presseagentur.



Allerdings sollte die Salz-Konzentration bei 0,9 Prozent liegen. Ist sie höher, trocknet Salzwasser die Wunde nur aus.

Zu hoher Salzgehalt in fast allen Meeren



Im Meerwasser ist diese deutlich höher. Im Mittelmeer liegt der durchschnittliche Salzgehalt bei 3,8 Prozent, im Atlantik und in der Nordsee bei 3,5 Prozent. Nur die Ostsee ist deutlich weniger salzig. Die Konzentration liegt zwischen 0,3 und 1,8 Prozent.

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Das liegt daran, dass die Ostsee ein sogenanntes Brackwassermeer ist. Sie ist fast komplett von Land umgeben und hat nur eine schmale Verbindung zur salzigen Nordsee. Außerdem münden fast 200 Flüsse in die Ostsee, welche diese mit Süßwasser versorgen.

Im Meerwasser lauern hunderttausende Bakterien



Selbst wenn man seine Wunde in einem Teil der Ostsee desinfizieren will, der zufälligerweise genau 0,9 Prozent Salzgehalt aufweist, ist das keine gute Idee. Meerwasser ist nämlich nicht steril. Im Gegenteil: Die Bakterien tummeln sich darin.

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Laut des Max-Planck-Instituts für marine Mikrobiologie in Bremen kommen auf einen Liter Meerwasser hunderttausende Bakterien. Durch Kontakt der Wunde mit Meerwasser wird eine Wundinfektion also wahrscheinlicher. Bei einer offenen Wunde sollte man sich also lieber eine Badepause gönnen oder die Wunde mit einem wasserdichten Pflaster abkleben.

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