Fachkräftemangel
Holperstart von Go-Ahead bei Übernahme von Bahnnetz

17.11.2022 | Stand 17.11.2022, 20:18 Uhr

Zug von Bahnunternehmen Go-Ahead - Ein Zug des Bahnunternehmens Go-Ahead steht am Stuttgarter Hauptbahnhof. - Foto: Fabian Sommer/dpa/Archivbild

Fachkräftemangel ist fast überall an der Tagesordnung. Auch Lokführer werden dringend gesucht. Dies sorgt jetzt für einen Holperstart im prestigeträchtigen Augsburger Regionalbahnnetz. Der neue Anbieter wird gleich scharf attackiert.

Das Eisenbahnunternehmen Go-Ahead wird im Dezember bei der Übernahme des wichtigen schwäbischen Regionalbahnnetzes rund um Augsburg nur mit einem eingeschränkten Angebot starten können. Wie der private Bahnanbieter am Mittwoch berichtete, stehen wegen des bundesweiten Fachkräftemangels nicht ausreichend Triebfahrzeugführer zur Verfügung.

Erst im Juni 2023 will Go-Ahead auf den Strecken in Bayern und Baden-Württemberg den Regelfahrplan anbieten. Bis dahin werden einzelne Verbindungen gestrichen - teils ist auch ein Bus-Ersatzverkehr geplant. Das Verkehrsministerium in Stuttgart reagiert mit scharfer Kritik. Von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die den Regionalverkehr im Freistaat kontrolliert, war hingegen zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Go-Ahead sprach von einem «Start mit Hindernissen». Geschäftsführer Fabian Amini sagte, es solle vermieden werden, dass die Kunden und Kundinnen täglich mit ausfallenden Zügen konfrontiert werden. «Daher reduzieren wir lieber von Anfang an und machen das öffentlich bekannt, damit die Fahrgäste sich darauf einstellen können.»

Das Unternehmen hatte 2018 die Ausschreibung der fahrgaststarken Regionalbahnlinie von München über Augsburg nach Ulm gewonnen. Bislang betreibt noch die Deutsche Bahn (DB) mit ihrem «Fugger-Express» die Strecke. Zusätzlich soll Go-Ahead vom 11. Dezember an von Augsburg aus über Donauwörth nach Aalen fahren. Auch die Strecke weiter nach Franken über Treuchtlingen und Ansbach nach Würzburg gehört zu dem Augsburger Netz.

Die geplanten Einschränkungen zwischen Donauwörth, Nördlingen und Aalen sorgen für die Verärgerung in dem Ministerium in Stuttgart. «Bayern First ist hier fehl am Platz!», sagte Ministerialdirektor Berthold Frieß. «Bis in den Februar hinein ist unklar, wie viele Züge fahren werden und wie oft die Fahrgäste auf dem baden-württembergischen Ast stattdessen in Ersatzbusse steigen müssen.» Auch danach gebe es Einschränkungen. Bayern dürfe den Go-Ahead-Verkehr im Nachbarland nicht wegen Personalmangels hintenan stellen.

Bereits seit dem vergangenen Jahr fährt Go-Ahead die Allgäu-Route zwischen München und Lindau am Bodensee, die ebenfalls beide Bundesländer tangiert. Seit 2019 ist der Anbieter zudem auf mehreren Strecken in Baden-Württemberg aktiv. Die deutschen Go-Ahead-Gesellschaften sind Töchter eines internationalen Konzerns mit Sitz in England, der Bus- und Bahnlinien in mehreren europäischen Ländern und Singapur betreibt.

© dpa-infocom, dpa:221116-99-543860/3