WM in Katar
Fußballfan im Iran feiert Niederlage gegen USA und wird erschossen

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:31 Uhr

Menschen verfolgen das Spiel in einem Café im Bagdader Stadtteil Sadriya. −Foto: Ameer Al-Mohammedawi/dpa

Nach Angaben von Menschenrechtlern ist ein Mann im Iran von Sicherheitskräften erschossen worden, nachdem er das WM-Aus der iranischen Fußball-Nationalmannschaft durch ein 0:1 gegen die USA gefeiert hatte.



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Die iranische Nachrichtenagentur Isna berichte am Donnerstag über den Fall in der nördlichen Küstenstadt Bandar Ansali unter Berufung auf die Justiz. Der Tod hatte nach der Begegnung der iranischen Nationalelf gegen die USA am Dienstag bereits in den sozialen Medien für Entsetzen gesorgt. Der 27-jährige Mehran Samak sei nach der Niederlage „von Sicherheitskräften in den Kopf geschossen“ worden, gab die in Oslo ansässige Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) bekannt. Die iranischen Behörden machten keine näheren Angaben zu den Umständen.



Iraner gegen USA ausgeschieden



Die iranische Auswahl hatte das Duell in der Gruppenphase gegen die als „Erzfeind“ angesehenen US-Amerikaner verloren und waren ausgeschieden. Die Niederlage hatte zu Enttäuschung, aber auch zu ausgelassenen Feiern als Form des Protestes im Land geführt. Im Zuge der monatelangen Demonstrationen im Iran unterstützen nicht alle Iranerinnen und Iraner die heimische Nationalmannschaft, die im ersten Gruppenspiel gegen England die Nationalhymne nicht mitgesungen und damit ein Zeichen der Solidarität mit den Protestierenden gesendet hatte.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisationen hatte Samak in der Stadt Bandar Ansali am Kaspischen Meer hupend in seinem Auto die Niederlage gefeiert, bevor er erschossen wurde. Das Center for Human Rights in Iran (CHRI) mit Sitz in New York bestätigte, dass Samak von Sicherheitskräften getötet worden sei, während er feierte.

Landesweite Protestaktionen seit September



Das Land wird seit Mitte September von einer landesweiten Protestwelle erschüttert. Auslöser war der Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini im Polizeigewahrsam - sie war von der Sittenpolizei festgenommen worden, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß getragen haben soll.

Immer wieder kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Protestierenden. Laut IHR wurden mindestens 448 Menschen durch Sicherheitskräfte getötet, das Militär spricht von mehr als 300 Todesopfern. Trotzdem setzt sich die Protesthaltung im Iran gegen das Mullah-Regime unvermindert fort.

− sid/dpa