„Tethered Cups“ seit Juli Pflicht
Darum gehen bei Plastikflaschen und Getränkekartons die Deckel nicht mehr ab

10.07.2024 | Stand 10.07.2024, 14:41 Uhr |

Seit Juli 2024 müssen die Plastikdeckel von PET-Flaschen fest mit den Flaschenhälsen verbunden sein. − Foto: Laitinen

Sicherlich ist es Ihnen auch schon aufgefallen: Von PET-Flaschen und Getränkekartons lassen sich die Plastikdeckel nicht mehr abmachen. Diese so genannten „Tethered Cups“ sind aus einem guten Grund so gewollt und kein Produktionsfehler.



Einige Hersteller wie Coca-Cola machen das schon länger so, aber spätestens seit 3. Juli 2024 ist es Pflicht: Der Verschlussdeckel von PET-Flaschen muss mit dem Flaschenhals fest verbunden sein. Das gilt für alle PET-Flaschen bis drei Liter, egal ob der Inhalt Wasser, Limo, Saft oder Milch ist.

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EU-Verordnung von 2019 will Plastikmüll reduzieren

Der Grund dafür ist eine EU-Verordnung aus dem Jahr 2019. Damals hatte Brüssel ein ganzes Maßnahmenpaket zusammengestellt, mit dem Ziel, den Plastikmüll auf dem Kontinent zu verringern. Und in er Tat: Neben Plastiktüten sind es vor allem die Plastikdeckel, die in der Natur oder in den Meeren landen. Das hat ein Monitorin der EU gezeigt. Beispielsweise wurde an einem Strand an der Nordsee auf einem 100 Meter langen Abschnitt 40 dieser Deckel gefunden, die entweder angeschwemmt oder am Strand zurückgelassen wurden.

Deutsches Pfandsystem zahlt sich aus

Von daher ist der Schritt nachvollziehbar. Auf die Natur in Deutschland dürfte er aber weniger Auswirkungen haben. Hier kommen sowieso 97 Prozent der Flaschen zurück als Pfand - 25 Cent pro Einweg-Flasche Pfand zahlen sich aus, die wirft der deutsche Sparhans nicht so einfach in den Wald. Aber auch von diesen 97 Prozent Flaschenretoure kommen über 90 Prozent mit Deckel zurück.

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Die Deutsche Umwelthilfe übersetzt das in absolute Zahlen: Demnach werden hierzulande stündlich fast 1,9 Millionen Einweg-Plastikflaschen verbraucht. Aufs Jahr gerechnet sind das 16,4 Milliarden Flaschen - allein in Deutschland.

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„Tethered Cups“ sollen Müll eindämmen

Mit den festverbundenen Flaschendeckeln, den so genannten „Tehered Cups“ will die EU diesen Müll eindämmen. Das Maßnahmenpaket aus dem Jahr 2019 wurde von der Bundesregierung im Juni 2020 mit der so genannten Einwegkunststoffverbotsverordnung (EWKVerbotsV) bestätigt. Sie beinhaltet neben der Einführung der „Tethered Cups“ im Juli 2024 auch das vollständige Verbot von Plastikstrohhalmen - und -ohrstäbchen, das am 3. Juli 2021 in Kraft trat. Unter dieses Verbot fielen damals auch Besteck, Teller, Trinkhalme, Rührstäbchen und Luftballonstäbe aus Kunststoff sowie To-Go- Lebensmittelbehälter und To-Go-Getränkebecher aus Styropor. Bereits im Februar 2021 war das „Erste Gesetz zur Änderung des Verpackungsgesetzes“ in Kraft getreten. Es besiegelte das Aus von Plastiktüten und sonstige Tragetaschen aus Kunststoff mi einer Dicke von unter 50 Mikrometern zum 1. Januar 2022.

Coca-Cola mit den ersten festen Flaschendeckeln

Einer der ersten, der die „Tethered Cups“ in der Praxis umsetzte, war Coca-Cola. Bei den Kunden aber kam die Maßnahme nicht gut an. Es wurde vielfach verzweifelt an den Verschlüssen gezerrt, was bei vollen Flaschen schnell zum Verschütten des Inhalts führt, vor allem beim kohlesäurenhaltigen Cola. Schnell erhielten die Verschlüsse daher vom Hersteller den Aufdruck „Lass mich dran fürs Recycling“.

Und auf Youtube postete Coca-Cola ein Erklärvideo:



Auch das zuständige Bundesministerium für Umwelt und Verbraucher bestätigt, dass einige Verbraucher von den „Tethered Cups“ nicht begeistert sind: „Dem BMUV ist bekannt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die fest verbundenen Deckel nicht nur positiv sehen“, so eine Sprecherin aus dem Ministerium gegenüber der dpa.

Bei Coca-Cola sieht man das indes gelassen. Und erinnert an die Diskussion um die Getränkedose. Als Anfang der 1990er Jahre die abreißbare Lasche gegen feste Verschlüsse ausgetauscht wurde, gab es auch viel Kritik. Heute störe sich niemand mehr daran.

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