Heidelberg
Warum Mücken manche Menschen öfter stechen als andere

Experte erklärt

20.08.2020 | Stand 04.01.2021, 10:22 Uhr
Stimmt es, dass Mücken manche Menschen häufiger stechen als andere? Wir haben bei Prof. Friedrich Frischknecht von der Uni Heidelberg nachgefragt. −Foto: privat

Heidelberg - Sommer ist Mückenzeit. Und manche haben den Eindruck, dass sie besonders von den kleinen Biestern geplagt werden. Aber stimmt das wirklich?

 

Wir haben mit Prof. Dr. Friedrich Frischknecht vom Zentrum für Infektiologie von der Uni Heidelberg über die Plage gesprochen.

Herr Prof. Frischknecht, stimmt es, dass Mücken manche Menschen öfter plagen als andere?
Frischknecht: Ja, das gibt es wirklich. Die Frage ist natürlich, woran das liegt. Und da gibt es ganz viele verschiedene Gründe: Manche verhalten sich einfach risikofreudiger, greifen eben lieber mal zur kurzen als zur langen Hose und zum T-Shirt statt zur Jacke. Die werden öfter gestochen. Aber Mücken unterscheiden auch zwischen Gerüchen, und jeder Mensch hat ja einen ganz eigenen Geruch. Auf manche dieser Gerüche fliegen die Insekten besonders zu. Und wenn man gemeinsam mit jemandem in einem Zimmer ist, der mehr Mücken anlockt, wird man selbst natürlich weniger gebissen.

Auf welche Gerüche reagieren die Tiere denn besonders?
Frischknecht: Mücken reagieren stark auf das CO2, das wir alle ausatmen. Auch Bier, also die Mischung von Alkohol und CO2, lockt die Moskitos an. Es gibt eine Untersuchung, die belegt, dass auch Limburger Käse Mücken anzieht. Schweißgeruch ist da natürlich auch so ein Faktor. Schweiß ist ja eine Wasser-Öl-Mischung, das mögen diese Insekten. Außerdem reagieren sie auf Temperatur. Wir züchten hier im Labor Stechmücken, und da wenn man einen Beutel mit warmem Wasser auf deren Behälter legt, fliegen sie alle hin weil sie denken da gibt es was zu beißen.

Sie sprechen von "Stechmücken", aber sagen immer "beißen". Was machen die kleinen Plagegeister jetzt - stechen oder beißen?
Frischknecht: Wenn eine Stechmücke so groß wäre wie ein Mensch, wäre ihr Kiefer zwei Meter lang. Das muss man sich mal vorstellen. Sie hat außerdem zwei Ober- und zwei Unterkiefer. Damit sticht und sägt sie sich in die Haut ihres Wirtes - reißt das Gewebe auf, immer auf der Suche nach Blut, und spuckt Speichel rein. Der Speichel einer Stechmücke besteht aus rund 300 biochemischen Substanzen, die noch gar nicht alle erforscht sind. Durch ihn kommen Parasiten und Viren in die Haut.

 

Spielt die Blutgruppe des Menschen eine Rolle wenn es darum geht, ob Mücken ihn eher oder weniger beißen?
Frischknecht: Ja, es gibt Studien die besagen, dass Menschen mit der Blutgruppe Null besonders gern von Mücken gebissen werden.

Wie kann man sich am besten schützen?
Frischknecht: (lacht) Indem man sich nicht beißen lässt... Nein, im Ernst: Lange Kleidung hilft natürlich, die kann man gegen Moskitobisse imprägnieren. Da gibt es chemische Substanzen, die die Mücken über mehrere Tage abhalten. Und natürlich Anti-Mückenspray für die Haut. Rauchen mögen Insekten auch nicht, weil sie da schlecht Luft bekommen. Aber so viel rauchen, dass die Moskitos weggehen, kann man eigentlich nicht. Zitronella-Kerzen oder andere Produkte mit diesem Geruch können Mücken auch abhalten.

Karin Seibold