Köln
"Umweltsau-Song": Mitarbeiter provoziert auf Twitter

Shitstorm ausgelöst

29.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:18 Uhr
Der WDR hatte mit seinem Beitrag für reichlich Kritik gesorgt. −Foto: Screenshot Youtube:DK

Köln - Es war satirisch gemeint, doch dann löst ein Lied des WDR-Kinderchors über Oma als «Umweltsau» einen Shitstorm aus. Intendant Buhrow entschuldigt sich. Aber viele verstehen die Aufregung auch gar nicht. Und ein erneuter Beitrag eines WDR-Mitarbeiters sorgt für Empörung.

Der WDR hatte das Video schon am Freitagabend von der WDR2-Facebookseite gelöscht und entschuldigte sich «für die missglückte Aktion».

Hier lesen Sie mehr zum Video: "Meine Oma ist ne alte Umweltsau"" target="_blank" %>

Indendant: "Ich entschulige mich"

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) machte auf Twitter seiner Entrüstung über die Umweltsatire Luft. Schließlich rief am Samstagabend sogar WDR-Intendant Tom Buhrow vom Krankenhausbett seines 92-jährigen Vaters in einer Spezialsendung von WDR 2 an. Dort bezeichnete er das «Video mit dem verunglückten Oma-Lied» als Fehler. «Ich entschuldige mich ohne Wenn und Aber dafür.» Sein Vater habe immer hart gearbeitet. «Er ist keine Umweltsau», sagte Buhrow.

Programmchef: "Nicht lange genug nachgedacht"

«Wir haben mit einem großen Hammer auf einen relativ kleinen Nagel geschlagen», sagte WDR 2-Programmchef Jochen Rausch reumütig in der Spezialsendung und entschuldigte sich mehrmals. Man habe das Wort «Umweltsau» in Verbindung gebracht mit der «lieben Oma», die abends Geschichten vorlese. «Das drückt bei vielen Menschen den roten Knopf», so Rausch. Man habe nicht mit der «nötigen sprachlichen Feinheit» gearbeitet und «nicht lange genug nachgedacht».

Nutzer reagieren gespalten

Dabei gab es auch positive Reaktionen auf das Video. Zwar warfen viele Hörer und Nutzer den Verantwortlichen mangelnden Respekt vor Älteren und eine Instrumentalisierung von Kindern für ein «beschämendes» oder «ideologisches» Video vor. Andere aber lachten darüber. «Scheinbar können es viele Menschen nicht vertragen, wenn man ihnen den Spiegel vorhält», sagte eine Hörerin in der WDR-Sendung. «Satire muss man aushalten», sagte auch die 14-jährige Ricarda. «Was ist daran so schlimm?» Die Kinder seien alt genug, um zu wissen, was sie sängen. «Die haben ihre Großeltern doch trotzdem lieb.»

Das Redaktionsteam bedauere, «dass die Satire die Gefühle eines Teils des Publikums verletzt hat», teilte der WDR mit. Dies sei nicht die Absicht der Aktion gewesen. «Es ging vielmehr darum, den Generationenkonflikt, der sich durch die Fridays-for-Future-Bewegung darstellt, mit den Mitteln der Satire aufzugreifen.»

Politiker: Kinder instrumentalisiert

Laschet und der CDU-Politiker Ruprecht Polenz kritisierten, Kinder würden in der Klimaschutzdebatte von Erwachsenen instrumentalisiert. Der WDR habe mit dem Lied «Grenzen des Stil und des Respekts gegen über Älteren überschritten», twitterte Laschet. «Jung gegen Alt zu instrumentalisieren ist nicht akzeptabel.» Den Vorwurf, die beteiligten Kinder seien missbraucht worden, wies der WDR zurück. «Wir bedauern, dass offenbar dieser Eindruck vereinzelt entstanden ist.»

WDR-Mitarbeiter empört mit Reaktion

In der Zwischenzeit sorgt ein Beitrag eines Mitarbeiters des WDR auf Twitter für Furore. 

Danny Hollek, laut WDR Mitarbeiter bei dem Sender, postete eine Reaktion auf die Aufregung rund um den "Umweltsau-Song". "Eure Oma war keine Umweltsau", schreibt er darin, "Stimmt. Sondern eine Nazisau."

Der WDR reagierte auf Twitter. Die Aussage entspräche nicht der Meinung des WDR. 

Der Tweet schlägt hohe Wellen. Über 11000 Menschen haben etwas zum Hashtag #nazisau geschrieben. Der Beitrag selbst wurde über 2000 Mal kommentiert. 

Anspielung aus Thunberg

Am Ende des Videos sieht man Chormädchen mit ernstem Blick die Lippen bewegen und hört die Stimme der Umweltaktivistin Greta Thunberg: «We will not let you get away with this» (Wir lassen Euch damit nicht davon kommen).

«Warum sendet man so einen Unverschämtheit?», schrieb eine Nutzerin empört auf Facebook über das Lied. «Unterirdisch», «unterstes Niveau», «eine einzige Frechheit», meinten andere. Weitere Nutzer aber zeigten Verständnis: «Wenn man das Alter der Kinder beachtet, sind die heute 50-70-Jährigen gemeint (...) Da steckt schon wahres drin.» Auch Satiriker Jan Böhmermann twitterte: «Wer sich jeden Tag billiges Discounterfleisch aufbrät, ist eine Umweltsau.»

Eine WDR-Hörerin verstand die ganze Aufregung um das Oma-Lied überhaupt nicht. «Sonst hätten wir uns doch auch früher darüber aufregen können, dass die Hühner im Stall mit Motorradabgasen belastet werden.»