Sonntagskrimi
„Warum“: Der „Tatort“ aus Franken

Ermittler und Opfer-Eltern geraten an ihre Grenzen

01.05.2022 | Stand 01.05.2022, 14:53 Uhr

Kriminalhauptkommissar Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) befragen die Empfangschefin im Hotel in einer Szene des "Tatort: Warum". Foto: picture alliance/dpa/BR/Hager Moss Film/ARD | Hagen Keller

Von Roland Holzapfel

Nürnberg – Selten hat man in einem „Tatort“ so oft apathische, tieftraurige, am Leben verzweifelnde Gesichter gesehen wie im neuen Fall aus Franken. Grund für all die Trübsal ist der unerklärliche Mord an einem durch und durch positiven Mann, den alle geliebt haben. Fast alle.

„Warum“ ist nicht nur der Titel dieser Episode, sondern auch die Frage, die gefühlt zwei Dutzend Mal gestellt wird. Der junge IT-Fachmann Lukas Keller (Caspar Schuchmann) will am Abend nach dem Sporttraining seine Mutter zum Essen besuchen. Doch sie wartet vergeblich, denn ein Unbekannter hat ihm die Kehle durchgeschnitten und ihm post mortem zweimal mit Wucht ins Gesicht getreten.

Mutter und Vater sind seit Jahren getrennt, verfallen aber gemeinsam in Schockstarre, als sie von Lukas’ Tod erfahren. Verwertbare Hinweise können sie der Polizei nicht geben, nur dass er seit einiger Zeit glücklich mit einer gewissen Mia liiert war. Deren Befragung bringt die Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) aber auch nicht recht weiter. Immerhin erinnert der Tathergang stark an ein ungelöstes Verbrechen aus der Oberpfalz. Ist Lukas einem irren Serientäter zum Opfer gefallen? Die Sache geht Voss derart an die Nieren, dass er erst die Provinzkollegen, die bei ihren Ermittlungen einiges versaubeutelt haben, als willkommenes Wut-Ventil benutzt, später einen verdächtigen Obdachlosen – gespielt vom einstigen Frauenschwarm und Serienschönling Ralf Bauer, der hier wunderbar gegen den Strich besetzt ist, aber leider nur kurz mitwirken darf.

Überhaupt sind es vor allem die formidablen Schauspieler, die dafür sorgen, dass dieser Krimi eine eigentümliche Faszination entfaltet, trotz – oder vielleicht gerade wegen – langer Phasen bedeutungsschwerer Stille. Reine Leere glaubhaft darzustellen, ist mimisch durchaus eine Herausforderung, und sie wird glänzend gemeistert von Valentina Sauca und Karl Markovics. Sie sind das Elternpaar, das in der Trauer wieder zueinander findet und schließlich selbst rachedurstig auf Mörderjagd geht. Die Klasse von Theaterstar Dagmar Manzel steht sowieso außer Zweifel, und sogar der gern unterschätzte Ex-James-Bond-Widersacher Götz Otto gibt ein gelungenes Gastspiel als Chef der Speditionsfirma, für die das Mordopfer gearbeitet hat.

DK


Sonntag, 1. Mai, ARD, 20.15 Uhr.