Elf farbig aufeinander abgestimmte Werke in Rot, Schwarz, Grau und Weiß von verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern der Galerie: Mit dieser eindrucksvollen, in kontrastreichen Formen gestalteten Wandcollage, und vielen anderen Objekten und Installationen präsentiert Mariette Haas anlässlich des Jubiläums ihrer Galerie Höhepunkte aus 20 Jahren. Etablierte Künstler haben bei ihr ebenso wie Newcomer ihren Platz gefunden. Sie legt Wert auf Ausgewogenheit und zeigt deshalb von jedem mindestens ein Werk.
An der Wand leuchtet ein neonroter Kreis in einem roten Quadrat aus fluoreszierendem Acrylglas des Tirolers Hellmut Bruch. Er beschäftigt sich seit langem mit dem „Goldenen Schnitt“ und dem Phänomen des Lichts. Daneben hängt eine schlichte, mattweiße Leinwand von Marco Stanke, die der Künstler mit einem „Guckloch“ versehen hat. Ganz unten eins der komplexen, weißen Werke von Peter Weber, gefaltet nach einem akribischen Bauplan. Rechts oben scheint Wolfram Ullrichs rot-graues Wandrelief vor der Wand zu schweben. In der Mitte eine meditativ wirkende Arbeit von Sonja Weber, eine schwarz-weiße Momentaufnahme einer bewegten Meeresoberfläche. Erst bei ganz genauer Betrachtung offenbart sich die unerwartete Technik. Man steht nicht etwa vor einem Foto oder einem Gemälde, sondern vor einem Jacquard-Gewebe, das am Webstuhl entstanden ist.
Im dritten Raum der Galerie sind neben einer seiner Lichtskulpturen zwei Acryl-Gemälde aus Ben Muthofers Island-Serie zu sehen. In zarten Pastellfarben übersetzt er die isländische Landschaft in geometrische Formen. Gegenüber ein faszinierendes Lichtobjekt von Christoph Dahlhausen, das je nach Lichteinfall und Position des Betrachters komplett die Farbe wechselt. Da es in Interaktion mit dem Raum tritt, kann es sein volles Potenzial nur „in natura“ entfalten.
Mariette Haas investiert seit 20 Jahren viel Energie und Herzblut in ihre Galerie. Flexibilität und Ausdauer sind wichtige Eigenschaften für ihre Arbeit, zu der sie auf Umwegen gekommen ist. Zunächst selbst Kundin in der Frankfurter Galerieszene, hat sie später Kurse in Malerei und Fotografie an der Europäischen Akademie in Trier absolviert. Einige ihrer damaligen Dozenten werden mittlerweile von ihr vertreten. Mit ihnen kamen befreundete Künstler hinzu. Andere wurden als Meisterschüler oder Absolventen von ihren Professoren empfohlen. Mariette Haas ist viel auf Messen unterwegs und tauscht sich mit anderen Galeristen aus. Ihre Kunden stammen aus der Region, aber auch aus München, Frankfurt oder Karlsruhe. Wie so oft lautet das Zauberwort „Netzwerken“.
Von Anfang an ist die Konzept- und Textilkünstlerin Gisela Hoffmann der Galerie verbunden. Sie wird in diesem Jahr mit dem Großen Kulturpreis der Stadt Nürnberg ausgezeichnet. Bekannt für ihre minimalistischen Arbeiten hat Gisela Hoffmann anlässlich des Jubiläums mit „elements #10“ ein großformatiges „Doppel-X“, die Zahl „zwanzig“ in römischen Ziffern aus gespannten, neonorangefarbenen Gewebebändern kreiert. Ihre großflächigen Wand- und Rauminstallationen, darunter auch viele Maßanfertigungen für Auftragsarbeiten, baut die Künstlerin meist selbst bei den Käufern auf. Vorher verpackt sie diese in kleine Boxen. Da kann es geschehen, dass ein Kunde ein erworbenes großformatiges Werk mit dem LKW abholen möchte, um dann die Galerie mit zwei kleinen Schachteln mit handlich aufgerollten Bändern wieder zu verlassen.
DK
Galerie Mariette Haas, Tillyhaus, Neubaustraße 2, Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 10. November, ab 11 Uhr . Winteröffnungszeiten: Donnerstag und Freitag von 13 bis 17 Uhr und Samstag von 11 bis 15 Uhr.
Artikel kommentieren