Sparversion mit Blockflöte

„Wer dablost’s“: Gags zur Energieknappheit mit den prominenten Gästen Ringlstetter, Matzko und Wartke

19.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:32 Uhr

Blödeln, frotzeln und Sparwitze: Die Show beschäftigte sich diesmal mit der Energiekrise. Foto: Schaffer

Von Katrin Poese

Ingolstadt – Mehrere rote Fäden machen das Show-Format „Wer dablost’s“ im Kulturzentrum neun aus: entspannter Talk, der gerne in Stand-up-Comedy abrutscht, sowohl sehr gute als auch sehr schlechte Musik mit dazugehörigen Fachsimpeleien und das erfolgreiche Aufbauen von Running Gags. In der dritten Ausgabe des Formats in diesem Jahr am Sonntagabend – es war ausverkauft – hatte der Gastgeber Andreas Hofmeier dabei Unterstützung von prominenten Gästen: dem Schauspieler, Musiker und Kabarettisten Hannes Ringlstetter, der Moderatorin und Journalistin Caro Matzke und dem Berliner Musikkabarettisten Bodo Wartke.

Sehr gute Musik kam von der Bigband Schutter neun und den Gästen: Hannes Ringlstetter gab einen Einblick in seine Songschreiber-Qualitäten mit zwei Stücken von seinem aktuellen Album „Heile Welt“. Das sind keine Klamauk-Lieder, sondern nachdenkliche, poetische Songs über Neuanfänge und Sehnsucht. Als Gegengewicht gab Ringlstetter im Howard-Carpendale-Stil den positiven Trennungs-Schlager „Du kannst von mir aus sofort gehen“ zum Besten.

Zwar keine Musik, aber ebenfalls sehr guten Inhalt aus ihrem Metier brachte Caro Matzko in der Talkrunde ein. Auch bei ihr wurde es zwischendurch ernst: Denn in ihrem Buch und dem dazugehörigen Podcast „Size egal“ setzt sie sich mit einem sinnvollen Umgang mit dem eigenen Körper und mit dem Widerstand gegen ungesunde Schönheitsideale auseinander.
Einblicke in sein „intelligentes Musikkabarett“, wie Moderator Hofmeier es treffend ausdrückte, bot Bodo Wartke. In seinen neuen, wie immer großartig ausgetüftelten Klavier-und-Gesangs-Stücken geht es um seine aktuelle Lebenssituation als junger Papa – eines trägt den Titel „Pusten, aua weg“ und schlägt raffiniert den Bogen vom Alltag mit Kleinkind zum Nahost-Konflikt. Sehr schlechte Musik dagegen kommt traditionsgemäß aus der alten Tuba Rosalie, in die alle Gäste mal hineinblasen müssen. Dieser Gag ist schon immer das Kernelement der Show, läuft sich aber einfach nicht tot. Die Highlights diesmal: Bei Caro Matzke musste Andreas Hofmeier seine Qualitäten als Atmungs-Coach beweisen, denn was sie mit dem Instrument produzierte, klang in ihren eigenen Worten „wie ein sterbender Elefant“. Hofmeier erklärte etwas von Anspannung und Entspannung. „Das ist ja wie Psychotherapie hier“, sagte Caro Matzko. „Nein, eher Geburtsvorbereitung“, sagte Hofmeier, und prompt kam der Ton. Bodo Wartke hatte mit der Tuba am schnellsten den Bogen raus, beklagte sich aber: „Die Tonhöhe entzieht sich meiner Kontrolle.“ Hofmeier stellte ihn gleich in die Streber-Ecke: „Das ist auch kein Instrument für kontrollierte Typen.“
Auf diese Weise blödelten und frotzelten sich Hofmeier und seine Gäste unterhaltsam durch den Abend. Ein bisschen war es wie ein Stammtisch für Bühnenmenschen. Alle Beteiligten wussten, wie man aus einem Talk schnell Stand-up-Comedy werden lässt: ein Gag hier, eine Anekdote über Promis da, ein paar Spitzen gegen BR-Redakteure von Matzko und Ringlstetter. Wo Wahrheit endet und Stand-Up-Comedy beginnt, ist dabei unklar, aber auch völlig egal. Beeindruckend war, dass Hofmeier und seine Gäste es schafften, über gemeinsame Running Gags den Eindruck zu vermitteln, als würden sie sich regelmäßig zu so einer Stammtischrunde treffen.

Der Gag, der zu den meisten Brüllern des Abends führte, ist dabei nicht mal neu, war aber gut eingesetzt: eine Blockflöte. Zum Start der Show sangen Hofmeier und sein Star-Fours-Kumpan Alexander Berger mit „Gas, Gas, Gas“ einen Wiesnhit-tauglichen Song über die aktuelle Energiekrise. Nach dem Zwischenruf „Abbruch wegen Wartung“ erstarb der satte Bläsersatz der Bigband, stattdessen erklang nur noch eine müde Blockflöte. Beim Talken und Blödeln erzählten Ringlstetter, Matzko und Hofmeier später, dass die Stimmung in der Künstlergarderobe bombig gewesen sei, weil Alexander Berger auf der Blockflöte „My heart will go on“ gespielt habe, während jemand sich für die Show umzog. Als später Bodo Wartke ganz schnieke im Anzug mit Einstecktuch die Bühne betrat und von Hofmeier als „gerne overdressed“ vorgestellt wurde, sagte Wartke selbst-ironisch: „An dieser Stelle können wir auch das Geheimnis lüften, für wen in der Garderobe Blockflöte gespielt wurde.“ Fazit: Genau wie der Tuba-Gag ist die ganze Show nicht mehr neu, aber wenn sich ein solches Dreamteam wie am Sonntagabend auf der Bühne versammelt, ist sie ein bewährtes Konzept, das für gute, kurzweilige Unterhaltung sorgt.

DK