Sie springt wie ein Sparifankerl umher, fegt von links nach rechts und kreuz und quer über die Bühne, sie gestikuliert und grimassiert, schnieft und schnaubt, hyperventiliert und tiriliert – man fragt sich, wo sie all den Atem hernimmt, der ihr solch eine Motorik und Artikulation erlaubt. Die Kabarettistin und Komikerin Constanze Lindner ist ein Energiebündel mit einem Sinn für schrägen Humor und skurrile Gags, vor allem, wenn es um das Verhältnis der Geschlechter geht. Am Sonntag präsentierte sie ihr neues, inzwischen viertes, Solo-Programm „Lindners Lebenslust“ in der bei lockerer Bestuhlung leidlich gefüllten Eventhalle. Damit stellte sie zugleich ihr Buch „Miss Verständnis“ vor, aus dem sie einige Passagen eher paraphrasierte als las.
Ob sie sich nun reichlich komische Situationen ausdenkt, wenn sie sich über den Ganzkörper-Spiegel beugt und dann ins schlammig braune „Hardcore-Entspannungsbad“ steigt, oder ob sie sich in skurrile bis absurde Fantasien hineinsteigert, wenn sie mit Martin „Mister Right“ trifft, jene Disco-Begegnung, die sie Regionen höchster emotionaler Euphorie erklimmen lässt, deren ausbleibender Anruf aber dazu führt, dass ihre Freundinnen Martina, Mascha und Babsi ihren „Herzensstaub wegfegen“ müssen: Stets erweist sich das „Stanzerl“ als Stimmungsgarant, gleichermaßen Lebensfreude wie Empathie, Witz wie Selbstironie versprühend.
Gern kokettiert die Kabarettistin mit ihrer geringen Körpergröße von 1,58 Meter: Wenn sie einem Mann einen Kopfstoß gibt, „dann trifft der dort, wo es wirklich weh tut!“, und wenn sie beim Fußball mitspielt, dann „als Tor“. Im Fernsehen wirke sie schlanker, da trete sie „im Hochformat auf“, aber „ihr seht mich hier im Querformat“. Den Grundstein für die Figur setzte schon das frühe Familienleben mit vier Geschwistern: „Da hieß es beim Essen nicht ,Guten Appetit!‘, sondern ,Auf die Plätze, fertig los…‘!“ Kein Wunder also, dass sie beim Anprobieren von Hosen in der Garderobe mit Leggins und Latzhosen zu kämpfen hat. Wobei erstere mit Weißwürsten eines gemeinsam haben: „Wenn der Inhalt zu heiß ist, dann platzen sie!“
Zweieinhalb Stunden lang hält die vom Quartett der „Komiker“ im BR-Fernsehen wie als Gastgeberin des „Vereinsheims Schwabing“ bekannte Kabarettistin engen Bezug zum Publikum. Sie springt von der Bühne und busselt gnadenlos die erste Reihe ab, hüpft aber auch ganz nach hinten, um damit fortzufahren – nirgendwo ist man vor der quirligen Komikerin sicher.
Einen roten Faden bietet die Frage, was die Menschen glücklich macht. Die Menschen? Da gibt es unterschiedliche Antworten für Männer und Frauen. Für letztere gilt die „Drei Sch…-Regel: Schokolade, Schuhe und Shopping!“ Köstlich hier die Erzählung vom Einkauf bei Ikea mit dem Ehemann, der an „selektiver inhaltsbedingter Teilzeit-Taubheit“ laboriert. Einfacher formuliert: Er versteht nur, was er will.
Zum Vergnügen des Auditoriums haut das Stanzerl ihre Sprüche nur so raus, gern auch über Tiere: Da erzählt sie von ihrem Mops („jene Rasse von Hund, die von hinten und von vorn gleich aussieht“) oder erinnert an die Almased-Werbefrau im gelben Bikini, die „mit ihren drei Möpsen über den Strand joggt“. Sie definiert die Lebensdauer von Mäusen („das hängt von der Katze ab!“) und bekennt, Salat zu hassen („auf dem schnackseln die Schnecken“). Bei all dem legt sie an diesem rasant-turbulenten und unterhaltsamen Abend eine Energie an den Tag, die gute Laune macht. Und die ist in den gegenwärtigen Zeiten wohl auch dringend nötig!
DK
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