Am Freitag, 20. September, eröffnet die Kuntsthalle P3 unter dem Titel „Veronika Steinkohl & Sandra Schuck“ die neue Reihe „Out of Ingolstadt“. In lockerer Folge sollen professionelle Ingolstädter Künstler und Künstlerinnen gezeigt werden, die längst anderswo wohnen und arbeiten und für eine kurze Weile zurück zu Besuch kommen: mit einer Werkschau im Gepäck und einer künstlerischen Begleitung aus ihrem jetzigen Lebensort. Zur Schau gibt es ein schräges Rahmenprogramm: Die Berliner Folkrock-Jodelkönigin Kutzkelina gastiert am 27. September in der P3, die Performerin Rigoletti am 2. Oktober.
Doreen Kutzke jodelt seit ihrer Kindheit in einem Dorf im Ostharz. Mittlerweile betreibt sie erfolgreich eine Jodelschule in Berlin-Kreuzberg, wo sie Schauspielern, Opernsängern, Lebenskünstlern und allen, die Interesse haben, das Jodeln beibringt. Vergangene Woche hat sie einen Jodel-Workshop in Los Angeles gegeben. Daneben reist sie als Jodelbotschafterin durch die Welt, ist viel mit dem Goethe-Institut unterwegs und recherchiert: Wo gibt es Ähnlichkeiten? Denn gejodelt wird nicht nur in den Alpen, sondern auf der ganzen Welt: in Belarus, auf dem Balkan, in Georgien, Rumänien, Japan, Afghanistan, Südamerika, Zentralafrika. „In den vergangenen 20 Jahren habe ich viel empirische Kulturforschung betrieben“, sagt sie.
„Das ist nicht unser ,German Dreiklang‘ – Jo-la-ho-dü. Das klingt nicht immer so, wie wir das aus dem Volkstümlichen gewohnt sind“, sagt sie. Jodeln ist volkstümliches, textloses Singen in vorwiegend größeren Intervallen. Wesentlich ist das Umschlagen der Stimmregister, nämlich das Wechseln zwischen der Brust- und der Kopfstimme. „Das Jodeln ist eine Stimmtechnik, die sehr effektiv ist, um sich über weite Distanzen bemerkbar zu machen. Ganz wichtig: Jodeln ist nicht wie eine Sprache. Jodeln ist ein Kommunikationsmittel, um anzuzeigen, dass man beispielsweise da ist. Oder ein Hirtenruf. Fast immer in Regionen, die unwegsam sind. Das muss nicht immer ein Berg sein. Das kann auch im Wald sein. Nur an der See gibt es das nicht“, erklärt Doreen Kutzke.
Sie hat schon an den verschiedensten Orten gejodelt: in einem leeren Wassertank, in Höhlen, in den Bergen, von den Dächern New Yorks. Dass sie das Jodeln zu ihrem Beruf gemacht hat, hat sich so ergeben. Schon als Kind hat es ihr Spaß gemacht, später hat sie es für ihre künstlerische Arbeit genutzt. „Ich bin ausgebildete Schauspielerin, komponiere Musik für Film und Theater, leite einen Chor, mache viel Live- und Stimmperformances.“ Und so ist Kutzkelina auch am 27. September um 20 Uhr in der Kulturhalle P3 zu erleben. „Bei dem Konzert wird das Jodeln ein bisschen aus dem Kontext geholt. Ich benutzte das Jodeln wie ein Instrument und kombiniere es mit anderer, selbst komponierter Musik. Es ist auf jeden Fall experimentell.“ Das Bandprojekt Kutzkelina gibt es in verschiedenen Formationen. Etwa mit Schlagzeug und Bass. In Ingolstadt tritt Doreen Kutzke zusammen mit Philipp Bellinger auf. Er spielt E-Gitarre, sie selbst Autoharp (eine Kastenzither).
Und was für Voraussetzungen muss man mitbringen, wenn man jodeln lernen will? „Man muss mutig sein“, sagt Doreen Kutzke. „Und über sich selbst lachen können. Denn wenn man zu ernst rangeht, dann verspannt man total.“
DK
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