Ingolstadt
Monströses in dunklen Gassen

„A Wall is a Screen“ meets Frankenstein: Nächtlicher Kinospaziergang am 25. Juni

15.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:13 Uhr

Cineastischer Stadtrundgang: Bereits zum vierten Mal kommt die Künstlergruppe von „A Wall is a Screen“ nach Ingolstadt. Der Spaziergang am 25. Juni dauert etwa 90 Minuten. Foto: Mayer

Von Anja Witzke

Ingolstadt – Monster, die sich in Hinterhöfen verbergen? Befremdliche Geräusch in dunkler Nacht? Merkwürdige Gestalten, die durch die Gassen ziehen? Auf all das sollte vorbereitet sein, wer am 25. Juni in Ingolstadt unterwegs ist. Zum vierten Mal kommt die Künstlergruppe von „A Wall is a Screen“ auf Einladung des Kurzfilmfestivals 20minmax in die Stadt und lädt zu einem „monströsen Stadtrundgang“. Denn anlässlich des Wissenschaftsjahres 2022 und des Gründungsjubiläums der Hohen Schule dreht sich alles um das Thema „Frankenstein“. Als Ausgangspunkt des Romans von Mary Shelley bietet Ingolstadt die historische Kulisse für Teile der weltbekannten Geschichte. „A Wall is a Screen“ will sich gemeinsam mit dem Publikum auf Spurensuche begeben.

„Es ist ein schönes, herausforderndes Thema“, sagt Regisseur Peter Haueis. „Wir haben alte und neue, lustige und gruselige Filme zum Thema Monstrositäten gefunden, aber auch das Wissenschaftsthema lässt sich aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten – etwa: Was bedeutet Menschsein? Und wer sind überhaupt die Monster?“

Schon im März war sein Team von Hamburg nach Ingolstadt gereist, um passende Orte, Hinterhöfe und Hausfassaden für die nächtliche Erkundungstour auszuwählen. „Wir haben den Grundsatz, keine Wand in einer Stadt zweimal zu bespielen. Jeder Rundgang ist also ein Unikat. Gleiches gilt für das Programm: Kein Film wird zweimal gezeigt“, sagt Peter Haueis. Der Katalog umfasst mittlerweile gut 1000 Filme – von Animation über Experimentalfilm und Dokumentation bis hin zu Fiktion.

Sieben Filme unterschiedlicher Genres hat er nun für Ingolstadt ausgesucht, die während der etwa 90-minütigen Kurzfilmwanderung auf verschiedene Fassaden projiziert werden. Der Streckenverlauf ist wie immer geheim, Start ist vor der Hohen Schule. Von hier aus geht es dann mit mobiler Projektionstechnik etwa 1,5 Kilometer quer durch die Stadt – auf der Suche nach der Magie besonderer Orte.

Seit fast 20 Jahren gibt es „A Wall is a Screen“. Was als einmalige Veranstaltung im Rahmen des Kurzfilmfestivals Hamburg entstand, entwickelte sich zur Erfolgsgeschichte. Längst ist die Gruppe auch international unterwegs. Und das nicht nur im Sommer. Denn weil die Sonne in dieser Jahreszeit so spät untergeht, können die Kinospaziergänge erst spät starten, was wegen der Lärmbelästigung gerade in Wohngebieten zu Problemen führen kann. Deshalb sind vor allem Termine im Frühjahr, Herbst und Winter nachgefragt, erzählt Haueis. Im Januar gastierte die Truppe beispielsweise in Norwegen, im Februar in Helsinki und Ende März in Québec, wo meterhoher Schnee lag und sich interessante Projektionsflächen boten.

Übrigens: Nicht jeder Film funktioniert überall. „Ort und Film zusammenzubringen, bedarf langer Erfahrung. Über die Jahre haben wir ein Gefühl dafür entwickelt, welche Filme im urbanen Kontext wirken. Gewisse Filme brauchen den Kinoraum, würden draußen untergehen, weil zu viel äußere Einflüsse wirken“, erklärt Haueis. Filme für draußen sollten auch nicht länger als zehn Minuten sein. „Das Publikum hat einfach eine andere Aufmerksamkeitsspanne.“

Und was macht den Reiz von „A Wall is a Screen“ aus? Peter Haueis: „Es ist eine andere Kinoerfahrung. Man kommt mit Leuten in Kontakt. Man kann die Filme besprechen, während man zum nächsten Ort geht. Das Publikum wird fast selbst zu einer Art Performance, wenn man mit 200, 300 Leuten durch die Stadt läuft.“

DK


„A Wall is a Screen“ ist kostenlos und startet am Samstag, 25. Juni, um 22 Uhr vor der Hohen Schule.