Ingolstadt
"Der Typ im Blazer bin ich eigentlich nicht"

Der Schauspieler Sky du Mont ist auch ein erfolgreicher Autor – ein Gespräch über Selbstorganisation, Kinder und humorvolles Schreiben

04.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:52 Uhr

Kein Blazer und ein Hauch britischer Selbstironie: So sieht sich Sky du Mont auch selbst gerne, wie er im Interview durchblicken lässt - Foto: oh

Ingolstadt (DK) In seinem Roman "Full House" verknüpft TV-Star Dky du Mont auf amüsante Weise eigene Erfahrungen und Erlebnisse von Freunden zu einer Liebeserklärung an die Chaosfamilie. Du Mont, bekannt aus Filmen wie "Der Schuh des Manitu" und "Eyes Wide Shut", lebt mit seiner Frau Mirja und den beiden Kindern in Hamburg. Vor seinem Auftritt im Rahmen der DK-LeseLust sprach DK-Redakteur Markus Schwarz mit dem 65-Jährigen.

Erstmals hatte der als Sohn eines Deutschen und einer Engländerin in Argentinien geborene du Mont sein komödiantisches Talent unter Beweis stellen können – und das wurde gleich mit dem Deutschen Comedypreis 2001 honoriert. Drei Jahre später erhielt er für sein Spiel in „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ den Bambi und den Comedypreis. Mit viel Humor blickt Sky du Mont in seinem Buch „Full House“ auf den Familienalltag. Diese Erlebnisse – vom unaufgeräumten Kinderzimmer bis zum vergessenen Hochzeitstag – stellt er in der „LeseLust extra“ am 8. November um 19.30 Uhr im DK-Forum Ingolstadt vor. Unser Redakteur Markus Schwarz unterhielt sich mit Sky du Mont.

Herr du Mont, Sie sind jetzt 65 Jahre alt und schreiben ein Buch über Ihre Rolle als „junger“ Vater. Auch Ihre Filmkarriere kam mit dem „Schuh des Manitu“ erst so richtig in Fahrt. Sind Sie ein Spätstarter?

Sky du Mont: Meine große Karriere mit all den Auszeichnungen hat erst relativ spät angefangen, das stimmt. Aber ich war ja unter anderem am Staatstheater engagiert, das halte ich ja in gewisser Weise auch für eine Karriere. Es gab mich also schon früher.

Dennoch – sind Sie ein Typ, der erst einmal um das Becken herumgeht, bevor er hineinspringt?

Du Mont: Nein, nein, ich springe schon hinein. Ich mache ständig viele verschiedene Dinge, Fernsehen, Kino, Theater, ich komponiere und ich schreibe Bücher. Und im Gegensatz zu vielen meiner Kollegen habe ich alle diese Bücher wirklich selbst geschrieben. Und als ich durch die Derrick-Filme irgendwann auf die Rolle des Bösewichts festgelegt war, habe ich sieben Jahre lang keinen Bösewicht mehr gespielt.

Wenn man das alles so hört, verstärkt sich aber doch der Eindruck, dass Sie ein sehr kontrollierter und organisierter Typ sind. Ich habe auch einmal ein Interview von Ihnen gelesen, in dem Sie erzählten, wie durchdacht Sie Ihr Geld angelegt haben. Das entspricht überhaupt nicht dem Klischee des Künstlers.

Du Mont: Sie haben das richtige Wort benutzt – Klischee. Wie bei allen anderen Menschen gibt es auch bei Künstlern solche und solche. Dass sich das Klischee, dass Künstler nicht so gut mit dem alltäglichen Leben zurechtkommen, so hartnäckig hält, liegt daran, dass man von den organisierten Künstlern nicht so viel hört wie von denen, die trotz hoher Gagen von der Fürsorge leben oder von denen, die mal wieder besoffen vom Barhocker fallen.

Würden Sie nicht selbst gern mal aus Ihrem organisierten Leben ausbrechen und so richtig die Sau rauslassen?

Du Mont: (Lacht.) Eine schöne Frage, die hat man mir so noch nie gestellt. In der Tat, ich wollte mir schon vor dreißig Jahren die Haare blau färben und habe mir Tattoos stechen lassen. Und ich lasse privat auch gerne mal die Sau raus, gehe mit meiner Frau zum Beispiel gern auf Konzerte, wo es härter zur Sache geht. Dieser Typ im Blazer und Seidenschal, den ich oft spiele, der bin ich eigentlich überhaupt nicht.

Was haben Sie denn für Tätowierungen?

Du Mont: Ich habe eine am Handgelenk, eine am Oberarm und eine an der Schulter. Was das für Motive sind, wird nicht verraten. Da muss man mich schon nackert sehen, um zu wissen, was das ist (lacht).

In Ihrem aktuellen Buch „Full House. Liebeserklärung an die Chaosfamilie“ geht es ja auch um einen Ausbruch aus einem kontrollierten, wohlorganisierten Leben. Es geht um das alltägliche Chaos, das einem durch die eigenen Kinder widerfährt.

Du Mont: Dazu muss man allerdings sagen, dass das Buch nicht die Geschichte meiner Familie und meiner Kinder erzählt. Es sind Geschichten, die ich etwa aus dem Bekanntenkreis zusammengetragen habe, wie die eines Freundes aus München, der sein Kind nur zum Schlafen gebracht hat, indem er es nachts mit dem Auto herumgekurvt und mit ihm über den Mittleren Ring gefahren ist. Oft habe ich auch nur den Anfang von Geschichten erlebt und habe sie dann ausgebaut und ausgeschmückt, um zu einer Pointe zu kommen.

Auch wenn Sie diese Geschichten alle nicht selbst durchlebt haben – Kinder stellen dennoch einen gewaltigen Einbruch in einen ruhigen Paar-Alltag dar.

Du Mont: Natürlich. Ich habe mal viel Prügel für den Satz bezogen: „Ich liebe meine Kinder, vor allem, wenn sie für zwei Wochen bei den Schwiegereltern sind.“ Aber seien wir doch mal ehrlich: Es stimmt doch nicht, dass Kinder einen jung halten. Im Gegenteil: Kinder machen einen alt. Man kann nicht mehr ausschlafen, man kann nicht mehr im Bett frühstücken, man muss das Schlafzimmer zusperren, wenn man bestimmte Dinge machen will, man muss am Urlaub sparen, um dem Nachwuchs das Studium finanzieren zu können. Kinder sind ab und an kleine Monster. Aber natürlich liebt man sie über alles. Deshalb habe ich ja auch geschrieben: „Kein Mensch, der ein Hirn hat, sollte eine Familie gründen. Doch kein Mensch, der ein Herz hat, sollte darauf verzichten.“

Wer solche Sätze bastelt, für den ist Schreiben aber doch mehr als eine Nebenbeschäftigung...

Du Mont: Im Prinzip ist das Schreiben meine große Liebe. Ich habe immer schon geschrieben. Aber meine Drehbücher wollte lange keiner lesen. Dann habe ich Krimis geschrieben, unter anderem „In besten Händen“, da wurden die Leute dann darauf aufmerksam, dass ich auch schreiben kann. Aber inzwischen langweilen mich Krimis. Auch im Fernsehen im Übrigen. Mir hat dann ein Verlag angeboten, zusammen mit meiner Frau Mirja etwas über das Verhältnis der Geschlechter zu schreiben, und daraus ist dann „Unsere tägliche Krise gib uns heute“ geworden. Dabei habe ich gemerkt, dass mir das Humorvolle leicht von der Hand geht.

Dabei ist es ja für einen Schreiber oft schwierig, auf Kommando lustig oder komisch zu sein. Ihnen geht das nicht so?

Du Mont: Nein, ich habe da keine Probleme. Ich glaube, dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen war ich in England auf der Schule, bin also angelsächsisch erzogen, da bekommt man diesen guten britischen Humor einfach mit. Und zum anderen bin ich mit einer 29 Jahre jüngeren Frau verheiratet. Und da habe ich mir das Prinzip angewöhnt: Reiß selbst Witze über dich, bevor es die anderen tun.

Karten gibt es an allen Geschäftsstellen des DONAUKURIER und seiner Heimatzeitungen, in der Buchhandlung Hugendubel Ingolstadt und Neuburg sowie unter der Tickethotline (08 41) 9 66 68 00.