Latin-Abend mit Local Heroes

Söhne und Töchter Ingolstadts überzeugen als eingespieltes Team

09.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:33 Uhr

Lokale Szene bei den Jazztagen: Lukas Lindner beim Konzert der Söhne und Töchter Ingolstadts in der Halle neun. Foto: Nassal

Von Katrin Poese

Ingolstadt – Einen entspannten und unterhaltsamen Abend haben die Söhne und Töchter Ingolstadts bei ihrem Jazztage-Konzert am Dienstagabend ihrem Publikum beschert: Im Kulturzentrum neun überzeugten sie mit frischen Arrangements, einfallsreichen Soloparts, freundschaftlicher Atmosphäre und gutem Sound. Es ist schön zu sehen, dass die „Jazzstadt Ingolstadt“ keine hohle Phrase ist: Die Söhne und Töchter, wie sich das immer wieder mal wechselnde Kollektiv aus Musikerinnen und Musikern aus Ingolstadt und Eichstätt nennt, tragen jedenfalls dazu bei, dass diese Musikrichtung in der Region lebendig ist.

Wie immer finden sich in der Besetzung der Band einige ehemalige Jazzförderpreisträgerinnen und -preisträger – heuer ist sogar der aktuelle Nachwuchsstar dabei. Quirin Birzer ist kurzerhand für den ausgefallenen Drummer Werner Treiber eingesprungen. Er fügt sich hervorragend in die Gruppe ein und wird freundschaftlich empfangen – überhaupt ist der Abend durchdrungen von einer entspannten Atmosphäre. Die Musikerinnen und Musiker freuen sich offenbar an ihrer gemeinsamen Arbeit und an den Solo-Leistungen der anderen – und das Publikum freut sich mit.

Doch auch bei weniger Vorschuss-Wohlwollen hätten die Söhne und Töchter an diesem Abend überzeugt. Die beiden Sängerinnen Birgit Zinner und Mirjam Ninkovic interagieren hervorragend mit der Band und zeigen ihre jeweils eigene Stimmfarbe: Zinners Powerstimme findet eins ihrer Paradestücke in „A Woman’s Worth“ von Soul-Queen Alicia Keys, Mirjam Ninkovic beherrscht das verführerische Hauchen mit überraschender Tiefe, besonders verzaubert ihre Version des Liebeslieds „Bésame mucho“.

Die Band-Mitstreiterinnen und -Mitstreiter zeigen sowohl im Ensemble als auch in den vielen Soloparts ihre Qualitäten. Die vielleicht coolste Bariton-Saxofonistin der Region ist Chrissi Pfeifer: Sie entlockt dem tiefen Instrument anschmiegsame Balladensounds, knarzige Bassläufe und erstaunlich wendige, kleinteilige Soli. In Sachen Coolness steht ihr Vroni Schnattinger in nichts nach: Die Geigerin sorgt für eine besondere Klangfarbe, ihre Solos und Features sind alle auf den Punkt, der Sound satt, die musikalischen Ideen großartig. Konventionellere Klangfarben, aber nicht weniger gute Ideen in den Soli steuern Lukas Lindner an der Trompete, Raphael Righetti am Piano und Uli Schiekofer am Bass bei. Charly Böck ergänzt das Ganze mit seiner vielseitigen Percussion und einigen Erklärungen.

Unter anderem haben die Söhne und Töchter sich Versionen von Standards des peruanischen Musikers Gabriel Alegria vorgenommen: In seiner bassigen und rhythmisch ungewöhnlichen Version von „Caravan“ zeigt die Band ihre Eingespieltheit. Weitere Highlights sind „Armando’s Rumba“ von Chick Corea oder „Midnight Mambo“, bei dem das Publikum den von Böck erklärten 3/2-Clave-Grundrhythmus mitklatschen soll. Sowohl die vielen Latin-Stücke als auch einige Pop- und Funk-Arrangements meistert die Band äußerst souverän. Insgesamt zeigt sich wieder, dass es eine gute Idee ist, die lokale Szene bei den Jazztagen zu featuren – im nächsten Jahr bitte mehr davon!

DK