"Lob der Besucher ist das größte Geschenk für mich"

Festivalleiter Jan Rottau über musikalische Grenzgänger beim Festival und das Feedback der Besucher

10.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:34 Uhr

Jan Rottau - Foto: Schuhmann

Ingolstadt (DK) Für Jan Rottau waren die 32. Ingolstädter Jazztage ein Jubiläum: Zum 20. Mal hat er die Geschicke des Festivals geleitet. Er ist rundum zufrieden. 87 Prozent der Tickets wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt, sagt er – das sei ein neuer Bestwert. Der Ablauf war reibungslos, Künstler und Publikum gleichermaßen zufrieden.

Herr Rottau, darf ein Jan Delay streng genommen bei einem Jazzfestival auftreten?

Jan Rottau: Da Funk und Soul Verwandte des Jazz sind, eindeutig ja. Darüber hinaus war das ein Konzert, das auf die Jugend gemünzt war. Das werden wir weiter so machen, denn das ist vonnöten für so ein großes Festival.

Sie haben erneut mit dem Jazzfestival in Leverkusen kooperiert und teilten sich Stars wie Melody Gardot, Zaz und eben Jan Delay. Wie läuft es dort ab?

Rottau: In Leverkusen geht man sogar noch einen Schritt weiter. Dort spielten beispielsweise die Scorpions. So etwas würde ich nie machen.

 

Warum war Melody Gardot in Ingolstadt bestuhlt und in Leverkusen nicht?

Rottau: Weil in Leverkusen alles bestuhlt ist, auch ein Keith Jarrett (ein Jazz-Pianist; d. Red.). Wir hatten gerade bei Melody Gardot viele ältere Besucher. Denen kann ich nicht zumuten, eineinhalb Stunden zu stehen. Ein Ray Charles unbestuhlt hat Anfang der 1990er Jahre in Ingolstadt nur 800 Zuschauer angelockt. Das war uns eine Lehre.

 

Wie waren die Top-Acts im Umgang?

Rottau: Melody Gardot war super zu handeln. Wir hatten sie und ihre Band komplett als sogenannte Vollproduktion eingekauft, mussten uns nur noch um das Licht und den Sound kümmern. Zaz war, wie ja auch auf der Bühne, bestens gelaunt und hat sich im Backstage-Bereich mit vielen von uns fotografieren lassen. Wir standen regelrecht Kopf nach ihrer Show. Jan Delay meinte, er wäre bisher stets an Ingolstadt vorbeigefahren. Es hat ihm dann sehr gut gefallen bei uns. Er hat mir versprochen, wiederzukommen.

 

Was waren Ihre persönlichen Highlights in diesem Jahr?

Rottau: Zum einen Marcus Miller. Der hat einen unglaublichen Lauf, bei seinen Konzerten in Polen sind alle 3000er-Säle ausverkauft. Zum anderen das Duo Vincent Peirani & Émile Parisien, die wie Miller im NH-Hotel aufgetreten sind. So etwas Innovatives mit Saxofon und Akkordeon gibt es nirgends sonst. Die haben die Leute weggebeamt. Das war mein heimliches Highlight.

 

Was antworten Sie eigentlich Puristen, die mehr ursprünglichen Jazz fordern?

Rottau: Wir würden uns ganz schön umsehen in Ingolstadt, wenn ich wieder total puristisch wäre. Das funktioniert nicht. Im Übrigen: Das schönste Lob für mich ist, wenn Besucher während des Festivals zu mir kommen und sagen: „Ich liebe die Jazztage!“ Das habe ich heuer mehrmals gehört, und das ist das größte Geschenk für mich.