Großes Eröffnungswochenende des Stadttheaters Ingolstadt: Die neuen künstlerischen Leitung um Intendant Oliver Brunner lud zu Musik, Theater und Meet & Greet. Am Wochenende folgen die ersten Premieren und ein großes Theaterfest.
Treffen sich zwei: „Ich sein ein Professor. Was du sein?“ „Ich sein ein Kunstler. Was du sein?“ Schnell wird aus dem Kennenlern-Geplänkel ein zorniger Wettbewerb. Jeder will wichtiger sein. Elite. Nobelpreisträger. Mindestens. Steven Cloos und Chen Emilie Yan führen diesen Disput. Und spielen sich dabei vom oberen ins mittlere Foyer des Stadttheaters, wo schon ein Großteil des Ensembles versammelt ist. Denn auch irgendwo anders werden die großen Themen der Menschheit in gebrochenem Deutsch verhandelt. Sprache und Kultur, Politik und Religion, Mann und Frau. Rede und Gegenrede. Schmeichelei und Verbrüderung. „Fußentritten“ und „Kopfenstücken". Theater und Terror. Eskalation.
Von Ernst Jandl (1925–2000), einem der führenden Vertreter der experimentellen Literatur in der Nachkriegszeit, stammt das Konversationsstück „Die Humanisten“, das Regisseurin Daniela Wahl mit dem kompletten Ensemble einstudiert hat: fragmentarischer Expressionismus als groteske Sprechoper.
„Wir freuen uns, mit Ihnen in den Dialog zu kommen“, hatte der neue Intendant Oliver Brunner zuvor das Publikum im Stadttheater begrüßt. Er hatte kurz sein künstlerisches Team vorgestellt – Chefdramaturgin Sonja Walter, Oberspielleiterin Mirja Biel, Julia Mayr als Leiterin des Jungen Theaters – und seine Vision von Stadttheater beschrieben: Vielfalt, Offenheit, Neugierde, Dialog, Freiheit der Kunst. „Theater als Schule der Empathie, als Schule der Demokratie“.
Es war der Auftakt zu einem Nachmittag, an dem sich die Begrüßungskampagne in 23 Sprachen, die seit dem Sommer großflächig in der Stadt plakatiert war, auf vielen Schals der Theaterschaffenden wiederfand. Wer wollte, konnte die „Neuen“ in Speed-Dating-Runden persönlich kennenlernen. Tobi Hofmann sorgte mit seiner Band für einen entspannten Sound. Und das Publikum durfte Blicke auf die ersten Produktionen erhaschen. Denn im Foyer waren Tische mit Bühnenbildmodellen und Figurinen aufgebaut. Man konnte mit Regisseurin Asli Kislal über „Istanbul“ sprechen, den Sezen-Aksu-Liederabend, der am 11. Oktober im Kleinen Haus Premiere hat. Oder Christoph Mehler fragen, warum er die Titelrolle seiner „Hamlet“-Inszenierung (Premiere: 19. Oktober) mit einer Schauspielerin besetzt: Anabel Möbius. Regisseurin Katharina Mayrhofer stand zwischen lauter weißen Luftballons für Fragen zum Kinderstück „Pinguine können keinen Käsekuchen backen“ zur Verfügung, das diesen Sonntag nach dem Familienfest (13 bis 16 Uhr) in der Werkstatt Premiere feiert. Und vielversprechend präsentierten sich die Fotos zum Bühnenbildmodell zu „Opening Night“. Oberspielleiterin Mirja Biel eröffnet die Spielzeit mit der Adaption des Films „Opening Night“ (1977) von John Cassavetes an diesem Samstagabend im Großen Haus.
aw
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