Sonntagskrimi
Im Reich des Wahnsinns: Im Münster-„Tatort“ treiben militante Verschwörungstheoretiker ihr Unwesen

06.03.2022 | Stand 06.03.2022, 13:02 Uhr

Warum steckt Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) in diesem grässlichen Hawaii-Hemd? Haben Außerirdische Besitz von ihm ergriffen? Fragen, die der neue „Tatort“ beantwortet. Foto: Kost/WDR/Bavaria Fiction

Von Roland Holzapfel

Schon mal was von Reptiloiden gehört? Nein? Macht nichts, der „Tatort“ leistet Aufklärungsarbeit. Es handelt sich um außerirdische Echsen, die Menschengestalt angenommen haben. Am liebsten nehmen sie die Körper hochrangiger Politiker in Besitz und reißen so die Macht an sich, wie erfahrene Verschwörungstheoretiker zweifelsfrei wissen. Letztere tummeln sich gehäuft in Münster und im neuen Boerne-Thiel-Fall „Propheteus“.
Klar ist, dass nur ein Universalgelehrter wie Prof. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) den Schwurblern und Aluhüten intellektuell die Stirn bieten und ihr Netzwerk von innen aushöhlen kann. Diese Mission befördert ihn und Kommissar Frank Thiel (Axel Prahl) bereits nach wenigen Filmminuten in die Gewalt eines Geiselnehmers mit Sprengstoffweste. Mit tierischer Hilfe überleben unsere beiden Helden, im Gegensatz zum Täter, doch damit ist das Chaos mitnichten vorbei.
Zwei Verfassungsschützer indifferenten Geschlechts treten auf den Plan. Muster und Mann, so lauten ihre Namen, erinnern stark an die Außerirdischen-Jäger aus den „Men In Black“-Kinohits, reichen allerdings nicht ganz an die coole Attraktivität von Will Smith und Tommy Lee Jones heran. Sie wollen eruieren, wie Boerne und Thiel in die missliche Lage geraten konnten, dabei hegen sie Zweifel an der rechtsstaatlichen Treue des Rechtsmediziners.
Im Wechsel zwischen zwei Zeitebenen wird der Fall aufgedröselt und vorangetrieben. Er beginnt mit dem banalen Mord an einem IT-Experten und nimmt dann immer irrwitzigere Ausmaße an. Während Thiel den Bekanntenkreis des Mannes – eine Bowlingclique – durchleuchtet, findet Prof. Boerne bei der Obduktion einen Chip unter der Haut des Toten. Heißa, schon sind sie mittendrin im Reich der Weltuntergangs- und Alien-Gläubigen, in einer Welt des Wahnsinns, in einer Gruppe namens Sisundus (Abkürzung für „Sie sind unter uns“).
Das Absurde und Bizarre, das in einem normalen Münsteraner „Tatort“ Standard ist, wird hier satirisch komplett auf die Spitze getrieben. Sogar manch unerschütterliche Fans von Boerne und Thiel könnten da überfordert sein. Den Fernsehverschwörungstheoretikern drängt sich indes die Frage auf, wie diese Krimigroteske zustande gekommen ist. Es kursieren folgende Mutmaßungen: a) Regisseur und Autorin sind selbst von außerirdischen Echsenwesen befallen; b) Sie haben bei der Arbeit zu bewusstseinserweiternden Substanzen und hochprozentigem Alkohol gegriffen. Wir gehen von einer Kombination beider Varianten aus: Das Getränk ihrer Wahl muss Tequila gewesen sein. Der mit dem Wurm in der Flasche.

DK

P.S.: Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben menschenfeindliche Reptilien auch die Kontrolle über Wladimir Putins Gehirn übernommen, es ist die einzig logische Erklärung für sein Verhalten.


Sonntag, 6. März, 20.15 Uhr, ARD