Münchner Olympiahalle
Hip-Hop- und Hüpfhappening: Deichkind mit spektakulärer Show

04.12.2024 | Stand 04.12.2024, 11:00 Uhr |

Spleeniger Spaß: Deichkind in der Olympiahalle. Foto: Prager

Dass die Hamburger Hip-Hopper Deichkind anders sind als andere deutsche Rap-Crews, beweisen sie einmal mehr mit einer sensationellen und stellenweise strangen Power-Performance in der prall gefüllten Münchner Olympiahalle. Schon im Vorfeld der Show erschallen krasse, teils hektische elektronische Klänge vom Band. Auf einem großen, weißen, die Bühne verdeckenden Vorhang laufen dazu skurrile Video-Clips.

Um 20.10 Uhr beginnt der spleenige Spaß dann so richtig, als Deichkind in kurzen Hosen und bunten Outfits die Szenerie entern und mit „99 Bierkanister“ von 2012 loslegen. Sofort beginnt die tobende Masse in der Arena mit dem genretypischen Bouncen der Arme. Beim rhythmischen Auf und Ab der Hände bleibt es aber nicht und es wird im Verlauf zunehmend begeistert gehüpft. Wozu der groovige elektronische Sound der Nordlichter aber auch bestens taugt.

Songs wie „Bon Voyage“ oder „Wutboy“ gehen gut ab. Der Sound ist bei Deichkind aber bestenfalls mal die halbe Miete. Die Show ist bei der durchgeknallten Rap-Techno-Electro-Truppe mindestens ebenso wichtig. Immer wieder fahren die Mitglieder und zusätzliche Performer auf Podesten, sogenannten Omnipods über die Stage. Für diese bewegliche Besonderheit hat man sogar ein Patent angemeldet.

Typisch für die eigenwillige Optik der Truppe sind zudem Kopfbedeckungen in Pyramidenform. Die Tetraeder-Hüte kommen wiederholt meist leuchtend zum Einsatz. Und auch Leuchtelemente, wie sie von Fluglotsen verwendet werden, benutzt man gerne. Lyrisch setzt man auf oftmals ironische Texte voller Wortgewalt. Beeindruckend, wie viele Formulierungen in einzelnen Nummern abgearbeitet werden. Und immer wieder diese Showelemente wie viele kleine Trampoline oder das große Schlauchboot, mit dem durch die Halle gecrowdsurft wird. Witzig auch die übergroße Luxushandtasche, auf der zu „Auch im Bentley wird geweint“, wie auf einem mechanischen Bullen geritten wird.

Zu „Roll das Fass rein“ fährt man dann mit einem gigantischen Fass durch die Arena. Nicht immer ist klar, wer heute Abend gerade rappt, spricht oder „singt“. Alle Akteure tragen meist weitgehend identische Outfits, was den witzigen Choreographien eine besondere Wirkung verleiht. Von wem da gerade die Worte kommen, ist manchmal schwer auszumachen, ist aber letztlich egal.

In der zweiten Hälfte nimmt die teils parodistische Party-Performance weiter an Fahrt auf und vor und auf der Bühne wird gesprungen, was das Zeug hält. Titel wie „Richtig gutes Zeug“, „Könnt ihr noch“ und „Bude voll People“ bringen ziemlich Schwung und Stimmung.

Interessant ist obendrein, dass Samples von so unterschiedlichen Künstlern wie Hall & Oates oder Marilyn Manson geschickt und stimmig in den Sound eingearbeitet werden. Passend zur Vorweihnachtszeit kommt während „Hört Ihr die Signale“ ein Snippet des X-Mas-Klassikers „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood zum Zuge. Zur letzten Nummer „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ kommen noch mal alle Teilnehmer in allen zuvor getragenen Outfits auf der Bühne zusammen. Auch ein riesiges Kothaufen-Emoji und andere Absurditäten sind mit dabei. Das war wirklich anders und abgefahren.

DK



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