Gute Ideen – perfekte Inszenierung

20minmax: Vielseitige Auftaktveranstaltung des 17. Internationalen Kurzfilmfestivals in Ingolstadt

20.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:40 Uhr
Alexandra Rimmelspacher

Gewinner: „Machs Licht aus!“ von Marc Philipp Ginolas und Marius Beck erhielt den Publikumspreis Southern Film Award – gestiftet von der IFG Ingolstadt –, den Valentin Herbold (rechts) Paul Beck (links) und Marius Beck überreicht hat. Foto: Rimmelspacher

Von Alexandra Rimmelspacher

Ingolstadt – Spanien, Neuseeland, Schweiz, Niederlande, Mazedonien, Pakistan, Kanada und viele mehr. Aus insgesamt 21 Ländern präsentiert das 17. Internationale Kurzfilmfestival 20minmax unter dem diesjährigen Motto „Breaking free“ 51 ausgewählte Filme bis zum 25. November in Ingolstadt.

Den Beginn macht ein Film bei der „Opening Night“ am Freitagabend in der ausverkauften Werkstattbühne des Stadttheaters, der im beschaulichen Schwabenländle spielt. In „Machs Licht aus!“ unter der Regie von Marius Beck und Marc Philip Ginolas versucht ein Jugendlicher, im spießigen Überwachungskosmos des Elternhauses seine erste Freundin, die er am Abend mit zu sich nimmt, vor seinen Eltern geheim zu halten. Ein kluges Drehbuch, authentische (auch Laien-!) Darsteller, witzige Dialoge, eingestreute Bildschnipsel, gekonnt gesetzte Schnitte und ein mit Tapeten und Kreuzen liebevoll gestaltetes Setting zeichnen diese elfminütige Komödie aus. Gesprochen wird alles im breitesten schwäbischen Dialekt, dem die englischen Untertitel natürlich nicht ansatzweise gerecht werden, was durchaus auch Komik in sich birgt. Am Ende gibt es dafür auch den vom Publikum verliehenen Southern Film Award, der mit 1000 Euro dotiert ist, gestiftet von der IFG Ingolstadt.

Aus über 2000 Einsendungen hat Festivalleiter Marcel Aigner zusammen mit seinem Team eine exquisite Auswahl an Filmen, die maximal 20 Minuten und 59 Sekunden dauern dürfen, für das Festival getroffen, das nach zwei Jahren Online-Modus endlich wieder vor Livepublikum stattfinden kann.

Lisa Helbig, die Organisationsleiterin, führt charmant durch den Eröffnungsabend, bei dem neben den vier für den Publikumspreis nominierten Filmen auch zwei Previews als Schmankerl aus dem Hauptprogramm zu sehen sind.

Hinter allen gezeigten Kurzfilmen steckt eines: eine gute Idee! Und wenn man sich auf diese konzentrieren kann und sie mit viel Liebe zum Detail, bestem Handwerkszeug, verschiedensten Techniken und Überraschungsmomenten spickt, kommen so herrlich berührende, nachdenkliche, skurrile oder komische Filme heraus wie an diesem Abend.

Sehr eindringlich präsentiert sich der Film „Aysha“, in der eine Mutter mit einem cleveren Verkleidungstrick versucht, ihre beiden Kinder aus dem noch immer vom Krieg gebeutelten Syrien zu retten, der aber auch die Mutter-Kind-Beziehung ins Wanken bringt. Gedreht wurde der Film von Regisseur Cengiz Akaygün, einem Kurden, wie man danach erfährt, aber in einem aufwendig inszenierten Hinterhof in Deutschland und mit einigen Verwandten des Regisseurs.

Bei „Everything wrong with the world“ von Marlene Bischof und Nicolai Zeitler wird mit den inneren Dämonen des gestressten Hauptdarstellers gespielt, die in seinem Tagtraum das Drehbuch übernehmen und ihn endlich schlagfertige, zum Teil schlagkräftige Antworten in der rüden Welt geben lassen.

Als letzter Anwärter auf den Preis läuft „Exposure“ von Luisa Nöllke und Philipp Hartmann, einem gebürtigen Ingolstädter, die eigentlich Drehbuch und Produktion studiert haben an der Filmhochschule München, aber in dem Fall selbst Regie führten. Der Kunstbanause Frank wird auf höchst amüsante Weise bei einem Pflichtausstellungsbesuch mit seiner Frau ungewollt selbst zum Objekt der Betrachter.

Von drei der gezeigten Filmen sind Regisseure, Produzent und eine Szenographin an diesem Abend anwesend, die in der Pause Fragen beantworten und damit auch interessante Einblicke hinter die Kulissen gewähren. Dabei wird auch immer wieder klar, dass neben viel Zeit und Herzblut auch einiges an Geld in diesen Kurzfilmproduktionen steckt. Begeisterung und Lust auf mehr haben alle präsentierten Filme ausgelöst, ganz nach dem Motto „In der Kürze liegt die Würze“.

DKIm Netz findet man unter www.20minmax.com das umfangreiche Programm des Ingolstädter Internationalen Kurzfilmfestivals, das noch bis 25. November Filme für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Audi Programmkino, in der Werkstattbühne oder im Ratschhaus an der Donaustraße präsentiert. Die Abende stehen unter verschiedenen Mottos, etwa „Love, fear and desire“, „Touching moments“ oder „Shorties for kids“. Die Abschlussgala mit allen Preisträgerfilmen wird am 25. November um 20 Uhr im Kulturzentrum neun über die Bühne gehen. Karten online oder an der Abendkasse.DK