Festakt im Lechner-Museum
„Experten für neue Perspektiven“

Der Ingolstädter OB übergibt Preise an Lisa Batiashvili, Fredrik Lindqvist und Luise Künzl

30.11.2022 | Stand 18.09.2023, 22:33 Uhr

Ausgezeichnete Künstler: Luise Künzl (links), Lisa Batiashvili und Fredrik Lindqvist (rechts) wurden vom Ingolstädter Oberbürgermeister Christian Scharpf mit Preisen geehrt. Foto: Schaffer

Von Jesko Schulze-Reimpell

Ingolstadt – Der 21. September 1991 war für die Familie Batiashvili ein Tag von schicksalhafter Bedeutung. Denn an diesem Tag hörte nicht nur die Sowjetunion auf zu existieren, sondern die Musikerfamilie, die aus Georgien geflohen war, kam auch in Deutschland an. Und zwar ohne Wertgegenstände und Geld. Denn die Batiashvilis waren kurz zuvor ausgeraubt worden. Sie standen vor einer ungewissen Zukunft.

Auf diese Begebenheit machte Sarah Braun bei ihrer Laudation auf die berühmte Geigerin Lisa Batiashvili im Ingolstädter Alf-Lechner-Museum Montagabend aufmerksam. Die Georgierin wurde mit dem Kunstpreis der Stadt Ingolstadt ausgezeichnet. Aber es war nicht der einzige Kulturpreis, der bei dieser Gelegenheit vergeben wurde. Geehrt wurde auch der bildende Künstler Fredrik Lindqvist – mit dem Kunstförderungspreis – und die erst 17-Jährige Pianistin und Organistin Luise Künzl mit dem erstmals vergebenen Klassikförderpreis.

Sarah Braun schilderte sehr anschaulich dann, wie im Jahr 1991 Lisa Batiashvilis Aufstieg zu einer der erfolgreichsten Geigerinnen in Deutschland und in gewissem Sinne auch in Ingolstadt begann. Denn die künstlerische Entwicklung der Geigerin ist auch intensiv mit der Stadt verbunden. Hier gab sie 1994 eines ihrer ersten wichtigen Konzerte. Als sie 1995 als 16-Jährige den 2. Preis des Sibelius-Preises gewonnen hatte, verhalf ihr der damalige Oberbürgermeister Peter Schnell zu ihrer ersten wirklich erstklassigen Geige. Diese positiven Erlebnisse – darauf wies Sarah Braun auch hin – führten dazu, dass sich Lisa Batiashvili 2018 dazu entschied, die künstlerische Leitung der Audi-Sommerkonzerte zu übernehmen. Für diese verdienstvolle Arbeit erhielt sie nun aus den Händen von Oberbürgermeister Christian Scharpf den mit 6000 Euro dotierten Kunstpreis.

In seiner Rede wies er auf die ungeheure, auch wirtschaftliche Bedeutung der Kultur- und Kreativbranche hin. „Die Kunstschaffenden sind sei jeher Expertinnen und Experten der Unsicherheit, der neuen Perspektiven“, deshalb könnten sie gerade heute in einem Zeitalter der Transformation eine wichtige Rolle spielen.

Diese Bedeutung des Hinterfragens und Neuinterpretierens, der Möglichkeit, aus Traditionen neue Ideen zu entwickeln ist eine Fähigkeit, die auch der Künstler Fredrik Lindqvist besitzt. Die Laudatorin Ulrike Götz wies gerade auf die Einzigartigkeit des Werkes von Lindyvist hin, „die in kein Raster“ passt. Wenn man es auf einen sehr einfachen Nenner bringen wolle, dann handele es sich bei den Werken des gebürtigen Schweden und Wahl-Ingolstädters um „Einbild-Comics“ – obwohl das ja eigentlich kaum passen kann, da es bekanntlich Bildergeschichten seien.

Bei der dritten geehrten Kreativen handelt sich wahrscheinlich um „eine der jüngsten Künstlerinnen, die wir jemals ausgezeichnet haben“, erläuterte Christian Scharpf. Tatsächlich hat aber Luise Künzl trotz ihres kurzen Lebens bereits viel erlebt und erreicht. Darauf machte ihre Laudatorin Lena-Susanne Pauker aufmerksam, eine Schulfreundin der Preisträgerin. Sie betonte besonders die Bescheidenheit von Luise Künzl, dass sie nicht nur unfassbar begabt sei, sondern auch eine treue Freundin. Sie hätte selten einen Menschen erlebt, der eine so tiefe Würde vom Inneren nach Außen trage, sagte sie.

DK