Eine Rätselauflösung jenseits des musikalischen Tellerrands

Ein Heimspiel: Die Gruppe Luz Amoi im Hundszeller Bauerngerätemuseum

03.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:37 Uhr

Musik, die Spaß macht: Luz Amoi beim Konzert. Foto: Leitner

Von Karl Leitner

Hundszell – Wenn Luz Amoi im Hundszeller Bauerngerätemuseum auftreten, ist das jedes Mal ein Heimspiel. Der Veranstaltungssaal ist rappelvoll, die Band bestens gelaunt und die Musik mitreißend. Publikum und Musiker kennen und mögen sich. Das ist auch diesmal so. Die fast zwei Stunden machen allen Beteiligten auf und vor der Bühne so richtig Spaß und der Applaus ist dementsprechend.

Wobei angesichts des aktuellen Tonträgers mit dem Titel „Für Berta“, aus dessen Inhalt ein großer Teil des Repertoires stammt, eine Frage aber zunächst offen bleibt: „Wer ist Berta?“ Es geht das Gerücht, es handele sich dabei um den Vornamen der Wirtin aus Oberappersdorf, dem nahe Freising gelegenen Heimatortes des Quintett-Chefs, Akkordeonisten, Schlagwerkers und Sängers Stefan Pellmaier und dessen Gattin Stefanie an der Geige. Ob das stimmt, ist aus der Ferne nicht nachprüfbar. Weiter kommt man, wenn man über den Tellerrand hinausblickt, was die Band, im Grunde fest verwurzelt in der bayerischen Volksmusik, in stilistischer und musikalisch-ethnischer Hinsicht ja ohnehin so gerne und ausgiebig tut. Sobald Johannes Czernik (Altsaxofon, Klarinette, Gitarre und Gesang) nämlich mit „Hey Berta“ den Titelsong des besagten Albums anspielt, wird schnell deutlich, dass es sich dabei um nichts anderes als eine mit bayerischem Text versehene Adaption von „Alberta“ handelt, auch einer Art Volksmusik, nur eben einer aus der Feder des legendären Bluessängers Huddie Ledbetter alias „Lead Belly“ aus Louisiana. Ein Blues-Klassiker also, der von Eric Clapton wiederbelebt wurde, als Titel für die Songsammlung einer so urbayerischen Band wie Luz Amoi?

Warum denn nicht? War denn die Beschäftigung mit auf den ersten Blick genrefremden Musikarten nicht schon von jeher geradezu das Alleinstellungsmerkmal der Band, zu der auch noch Dominik Hogl am Kontrabass und Manuela Schwarz an Heckbrett und Harfe gehören? Aber sicher doch, denn ohne diese Offenheit, die Ausflüge hin zum Bossa Nova, zum Balkan-Groove, zu Klezmer und italienischen Schmachtfetzen wäre sie nur eine unter vielen. Zünftige Walzer, urige Zwiefache, rasante Polkas – das spielen andere auch, aber die Kombination bayerischer Texte mit einem jazzigen Klarinettensolo, einer Steeldrum aus Trinidad, einem karibisch angehauchten Hackbrett, einer anlässlich der „Steilhang“-Nummer geschmeidig ins Tal wedelnden Geige machen den entscheidenden Unterschied aus. Dies und die in diesem Kontext überraschenden, nicht selten doch recht verzwickten Instrumental- und Vokal-Arrangements, die auf unaufdringliche aber doch originelle Weise Abwechslung in die beiden Sets des Abends bringen.

Er hätte als zweite Zugabe ja gerne der Romantik eine Chance gegeben und „Nachthimmel“ gespielt, das jedem Luz-Amoi-Fan bestens bekannte Stück mit dem unverkennbaren Orient-Flair, sagt Pellmaier zum Schluss. Aber er sei von den Bandkollegen überstimmt worden. Ach, hätte er sich doch durchgesetzt! Der Kollektiv-Jodler als Rausschmeißer nämlich hatte mit dem hohen Niveau der vorangegangenen Sets nichts zu tun. – Ein schöner Abend aber war's trotz dieser Marginalie natürlich trotzdem.

DK