Nachhaltigkeit und klassische Musik
Dirigentin Sonja Lachenmayr und ihr New World Orchestra

09.08.2024 | Stand 09.08.2024, 17:15 Uhr |

Im Januar 2025 ist Sonja Lachenmayr wieder am Pult des New World Orchestra zu erleben, mit dem Programm „SommernachtsBaum – Klassik und Waldschutz zum Staunen“. Foto: Michael Galeza

Die Idee für das New World Orchestra (NWO) entstand aus einem ganz bestimmten Impuls heraus. „Ich hatte das starke, inhärente Bedürfnis, auf dieser Erde mehr zu hinterlassen, als einfach nur ein schönes Konzert gestaltet zu haben“, sagt Sonja Lachenmayr. Sie ist Dirigentin, Gründerin und Geschäftsführerin dieses besonderen Ensembles, das klassische Musik und Nachhaltigkeit zusammenbringen will. Sie studierte unter anderem Jazz-Gesang und Orchesterdirigieren an der Musikhochschule Nürnberg und Chordirigieren an der Hochschule für Musik und Theater München. Seit Herbst 2020 ist sie Assistentin der Audi-Jugendchorakademie.

Künstlerisches Konzept für Veränderungen in der Welt

„Ausgelöst wurde dieses Bedürfnis von einer Reise nach Ägypten, wo ich einfach so geschockt war von den Müllmengen, die dort im Nil sind“, sagt die Dirigentin. Das Bewusstsein für die Umweltprobleme, die wir als Gesellschaft lösen müssen, wollte Lachenmayr in die Klassik-Branche hineintragen. „Kunst als Kanal, Dinge zu vermitteln und Bewusstsein zu schaffen, ist wahnsinnig wichtig.“ Und so weit entfernt sind die Konzepte klassische Musik und Nachhaltigkeit gar nicht, wenn man Lachenmayr zuhört. „Das hat deswegen etwas miteinander zu tun, weil die Musik jemand ausführen muss. Man könnte meinen, ein klassisches Konzert ist nur ein künstlerisches Erlebnis. Aber im Endeffekt hängt das mit ganz vielen Prozessen zusammen, ohne die dieses Erlebnis nicht möglich wäre.“

Das New World Orchestra setzt sich für die Verbreitung und Förderung der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, auch Sustainable Development Goals (SDGS), ein. Gemeinsam mit einem Projektbüro für nachhaltige Entwicklung hat das NWO einen Green Rider erarbeitet. „In dem Green Rider sind Ideen enthalten, was Veranstalterinnen und Veranstalter machen können, um sich nachhaltiger aufzustellen“, erklärt Lachenmayr.

„Es geht darum zu fragen: Wie wird bei euch der Müll entsorgt? Können wir für unsere Künstlerinnen und Künstler vegetarisches Essen haben? Auf welches Papier druckt ihr das Programmheft?“ Das seien Stellschrauben, an denen die veranstaltenden Institutionen leicht selbst drehen könnten, manchmal auch mit geringem finanziellen Aufwand. Eingefahrene Arbeitsprozesse und Strukturen aufzubrechen sei dagegen schwieriger und dazu bräuchte es mehr Personal und Ressourcen.

Aber nicht nur im „Drumherum“ des Orchesters hat Sonja Lachenmayr bestimmte Ziele. „Für mich gehören auch Fragen der Parität zur Nachhaltigkeit. Parität im Ensemble. Am Pult. Parität, in den Werken, die wir aufführen.“ Nachhaltigkeit innerhalb des Ensembles bedeutet für sie außerdem auch die angemessene Bezahlung der 15 Musikerinnen und Musiker. „Das bedeutet, dass man bei einem Projekt schnell bei Personalkosten im fünfstelligen Bereich ist.“

Das macht das NWO zu einem verhältnismäßig teuren Ensemble, da das Orchester keinerlei Subventionierung erhält und momentan über private Spenden finanziert wird. Langfristig will Lachenmayr aber dahin kommen, auch dort spielen zu können, wo klassische Musik normalerweise selten stattfindet. „In einem Stadl auf dem Land oder in einer Grundschule.“

„SommernachtsBaum“:Konzert und Schauspiel

Das nächste Konzert des NWO findet jedoch nicht auf dem Land, sondern in München statt, im WERK7theater im Werksviertel-Mitte. Am 19. Januar 2025 spielt das NWO dort das Programm „SommernachtsBaum“. Der Wald als zu schützendes Ökosystem wird hier zum stillen Protagonisten. Musik aus dem „Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und von Fanny Hensel trifft hier auf zeitgenössische Kompositionen von Lukas Maier und Theresa Zaremba.

Weitere Konzertprogramme und Konzepte, zum Beispiel zu den Themen Biodiversität oder der Reinigung der Meere, stehen als Zukunftsvisionen auf der Webseite des NWO. „Die Idee ist, dass unsere Konzepte wie Repertoirestücke an der Oper gespielt werden können. Dass wir die Programme an möglichst vielen Stellen spielen können, wo es passt und gefragt ist.“ Die Inspiration für die Programme holt sich Sonja Lachenmayr aus Gesprächen mit anderen Menschen. Und sie bleibt unermüdlich dran an ihrer Vision von einem nachhaltigeren Klassikbetrieb, auch wenn sie sich schon öfter in einer vermeintlichen Sackgasse wiedergefunden hat.

„Ich habe das Konzept zum NWO sicher 15 Mal umgeschrieben und neu gebaut. Aber es gibt auch eine Art Anschubkraft. Weil ich mir denke: Das ist doch der beste Moment, wo wir gerade als Welt stehen. Wo so viel möglich ist und sich so viel verändert.“

DK

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