Kaninchen, Bauchredner und Nervenkitzel
Die neue Show im Münchner GOP Varieté-Theater ist „Zauberhaft“

05.11.2024 | Stand 05.11.2024, 17:02 Uhr |
Barbara Reitter-Welter

Das Trio Orlov wagt Sprünge in schwindelerregender Höhe und verzaubert das Publikum mit einer Kombination von Vertrauen und Teamarbeit. Foto: Kraemer

Nur die zersägte Jungfrau fehlt! Immerhin: Sie wird von André, gehüllt in Harry Potters Zaubermantel, in einem geheimnisvollen Kasten x mal von großen Holzstangen durchbohrt, um nach Beendigung dieser Nummer heil und sexy herauszusteigen aus dem Mikado-Gewirr.

Ansonsten bietet die Show „Zauberhaft“ dem Publikum im GOP „magic & more“. Dazu gehört das klassische Kaninchen, hier allerdings als lebloser schwarzer Balg, zählen veritabel fliegende Täubchen, die sich wundersam vermehren, dürfen Fesselungskünste samt überraschender Befreiung nicht fehlen – und natürlich neben energetischen Tüchern der obligate Kartentrick. So sehr man sich auch anstrengt, man durchschaut nichts. Aber man wird bestens auf hohem Entertainment-Niveau unterhalten!

Jan Mattheis: Conférencier und Bauchredner

Dabei erklärt Moderator Jan Mattheis vermeintlich einen Trick, indem er einen Tischtennisball mehrmals auftauchen und verschwinden lässt – um die Zuschauer dank irrem Tempo und ablenkenden Anekdoten als Super-Manipulator immer wieder aufs Glatteis zu führen. Ist der gelbe Ball im Ärmel oder unter der Achsel, hat er ihn verknautscht oder nur im Säckchen versteckt, das eine Zuschauerin vorher prüfen durfte?

Egal, der Zauber funktioniert bei diesem Schnellsprecher, der nicht nur als Conférencier mit trockenem Humor und eleganten Doppeldeutigkeiten durch den Abend führt, sondern auch als Bauchredner mit einem entzückenden Skunk und zwei Opfern aus dem Publikum kommuniziert. Vor allem ist er selbst ein Meister der Zauberei, und das nicht nur mit Spielkarten und Seilen.

Keine Nummer klappt: Raymond Raymondson

Zur neuesten Produktion im GOP hat er nicht bloß Kollegen seines Metiers aus aller Welt eingeladen, vielmehr geben sich hochkarätige Artisten ein Stelldichein auf der Bühne. Als Pausen-Clown fungiert Raymond Raymondson, so der Künstlername des Franzosen, ein Comedy-Könner, der in all seinen Auftritten als Running Gag den Loser geben muss.

Kein Act, kein Trick, keine Nummer klappt, obwohl er sich wortlos schweißtreibend mit größter Slapstick-Komik um einen Handstand oder gelungene Keulen-Jonglage bemüht – und trotz seiner Missgeschicke stets die Lacher auf seiner Seite hat.

Vitaly Lukzar zaubert poetische Stimmung

Dafür zaubert Vitaly Lukzar nicht nur mit seinen lebendigen Vögeln, er wirft dank Lasertechnik magische Lichtstrahlen über die Zuschauer und bringt charmant mit Silberflimmer poetische Stimmung in den zweistündigen Abend.

Wie er kommen auch die drei Orlovs aus der Ukraine, junge Kerle, die das Teeterboard, eine Art Wippe, als Abflugrampe in den Bühnenhimmel nutzen. Man fiebert mit ihnen, wenn sie bei ihren atemberaubenden Flugabenteuern und Sprüngen auch noch höchst riskante Saltos vorführen – und doch immer wieder, wenn auch haarscharf an der Kante, heil unten ankommen.

Unglaubliche Köperbeherrschung

Ähnlich geht es den Zuschauern auch beim Duo Alexanne & James, welche in ihrer Partnerakrobatik zu einer Körperskulptur verschmelzen – und dabei fast in Schwebe die Balance halten. Die Dame im Glitzer-Body ist auch solo ein absoluter Hingucker, wenn sie hoch oben am Aerial Rectangle gegen jede Schwerkraft herumturnt und nur Hand oder Fuß zum Festhalten bei ihren Rotationen nutzt. Und Partner James Holt macht selbst am Vertikal Pole bella figura, besonders in jenen Momenten, wo er sich – Nervenkitzel pur! – mit Schwung in den Abgrund fallen lässt. Alles Illusion, Magie, Trickserei? Nein, perfekte Könnerschaft und unglaubliche Körperbeherrschung!

DK




ZUR PRODUKTION

Theater:

GOP München

Maximilianstraße 47

Regie: Knut Gminder
Choreografie:

Anna-Lena Bernhofen
Bühne: Sebastian Drozdz

Vorstellungen:

bis 12. Januar 2025

Kartentelefon:

(089) 210 28 84 44

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