7. KloHäuschen-Biennale startet Samstag
Der Möglichkeitsraum

Der Münchner Off-Space an der Großmarkthalle feiert sein 15-jähriges Jubiläum

11.07.2024 |

Das KloHäuschen ist ein acht Quadratmeter großer Raum am Westeingang der Großmarkthalle. Lange Jahre war es ungenutzt und verschlossen, bis Anja Uhlig es 2009 als Kunstraum zu neuem Leben erweckte. Fotos: Uhlig, Hagen

Eine Biennale auf acht Quadratmetern? Mit 32 Räumen und mehr als 200 künstlerischen Positionen? Anja Uhlig hat sich ganz schön was vorgenommen für ihre 7. KloHäuschen-Biennale, die am Samstag startet. Das KloHäuschen ist ein ehemaliges Herrenpissoir am Westeingang der Großmarkthalle in München: acht Quadratmeter mit sechs geschwungenen Pissoirs, vanillegelben Kacheln bis fast unter die Decke und einer Glasbausteinwand als Sichtschutz.

Das heute denkmalgeschützte Gebäude liegt in der Thalkirchner Straße gegenüber der Einmündung zur Oberländerstraße und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Herrentoilette für Bedienstete und Kunden der direkt angrenzenden Großmarkthalle erbaut. In den 1970er Jahren wurde es geschlossen – weil es als Ort für anonymen Sex in Verruf geraten war − und blieb danach Jahrzehnte lang ungenutzt.

Bis Anja Uhlig es vor mehr als 15 Jahren entdeckte. „Ich dachte, das könnte mein Atelier sein. Ich wusste nicht, was da drin ist“, erzählt die Künstlerin. „Als ich anfragte, ob ich das mieten könnte, haben die Verantwortlichen erst mal die Nase gerümpft und gemeint, sie glaubten nicht, dass ich das mieten will. Aber ich habe mich sofort in den Raum verliebt. Und fand es schön, in München einen Ort gefunden zu haben, der mal einen kurzen Moment vergessen wurde. Da wurde schon die Idee geboren, den Raum zu mieten, um ihn sichtbar zu machen. Und wie macht man das? Man lädt Künstlerinnen und Künstler ein. Es geht darum, mit dem Ort in einen Dialog zu treten.“

Es folgte eine große Putzaktion und eine Kreativitätsexplosion bezüglich der „Maßnahmen zur Beseelung des KloHäuschens“. Gäste sind oft Bildende Künstler, aber auch Wissenschaftler, Theaterleute, Architekten, Musiker, Philosophen, Schriftsteller, Performer. Immer wieder aufs Neue erkunden sie den Möglichkeitsraum des KloHäuschens. „Es war schon Wald, Grotte, sakraler Raum“, erzählt Anja Uhlig. Auch Küchenstudio und Hörsaal. Es gab Interaktion und Installation. Es wurde betanzt von innen und bestrickt von außen. Seit 15 Jahren betreibt Anja Uhlig das KloHäuschen in Eigeninitiative und ist überrascht, dass sich immer noch und immer wieder dem Raum neue Aspekte abgewinnen lassen. „Und natürlich soll das KloHäuschen weltberühmt werden“, sagt sie und lacht.

Die Monatsmiete von 100 Euro ist seit 2009 gleich geblieben. Es gibt eine Förderung über das Münchner Kulturreferat, die jedes Jahr neu beantragt werden muss. „Das KloHäuschen sorgt für sich selbst“, sagt Anja Uhlig. „Ich verdiene nichts, die Künstler auch nicht. Das KloHäuschen ist zufrieden mit sich selbst. Es darf zweckfrei sein. Vermutlich sind es die einzigen acht Quadratmeter in München, die nicht nützlich sein müssen. Es will auch keine Expansion. Ich glaube sowieso, dass dieser Expansionsdrang eins der großen Probleme dieser Welt ist.“

Immerhin hat das KloHäuschen seit 2012 sogar eine eigene Biennale – nach dem Vorbild Venedigs. Wie die große Schwester mit den verschiedenen Pavillons in den Giardini bespielen auch hier die eingeladenen Kuratoren und Kuratorinnen mit ihren Künstlern und Künstlerinnen die verschiedenen Räume. Nur sind die hier eben winzig. Für die 7. Biennale hat Anja Uhlig das KloHäuschen zu einem White Cube umgestaltet und innen weiß verkleidet. Jede eingeladene Institution – von AlmResidency bis SüdpART – bekommt sieben weiße Holzpaletten im Kachelformat 24 x 12 Zentimeter, mit denen je sieben Kreative ihren Beitrag gestalten. Wie der aussieht, in 2D- oder 3D-Format oder welches Thema sie wählen, ist ihnen dabei freigestellt. Alles zusammen muss schließlich in den acht Quadratmetern des KloHäuschens Platz finden.

Der digital art space, so viel verrät Anja Uhlig schon vorab, arbeitet mit einem QR-Code. „Das passt zu deren Konzept, weil sie das Kunstwerk digital herstellen und es dann digital abrufbar ist.“ Ansonsten arbeiten alle analog. „Es sind viele zweidimensionale Arbeiten dabei, wo die Kachel als Bildträger genommen wurde, aber es gibt auch Raumarbeiten und oder Arbeiten, wo der Raum durch die Kachel definiert ist“, sagt Anja Uhlig. Zur Eröffnung am Samstag, 13. Juli, wird das KloHäuschen noch ein tolles Portal bekommen „wie in Venedig“, schwärmt Anja Uhlig. Dann gibt es ab 20 Uhr auch eine stimmungsvolle Schlagershow mit den ÄHMIGOS. Bis zum großen Finale am 3. August sind verschiedene Performances und Musik geplant – und sogar eine Führung durch den Großmarkt. Ach ja, wichtige Frage noch zum Klo. „Das ist der Running Gag: Dass das KloHäuschen kein Klo hat. Aber wir haben gute Connections zur Gastronomie gegenüber. Und extra für die Eröffnung der Biennale haben wir eine Toilette von den Markthallen zur Verfügung gestellt bekommen. Sonst hätten wir gar keine Genehmigung bekommen.“

DK


Eröffnung am 13. Juli um 20 Uhr, Westtor Großmarkthalle, Thalkirchner Straße, Ecke Oberländerstraße, bis 3. August, Mi 10 bis 12 Uhr, Do bis Sa 18 bis 20 Uhr, So 11 bis 13 Uhr. Eintritt frei. Info: www.das-klohaeuschen.de

Artikel kommentieren