Bestseller von Eichstätter Autorin
Regisseur Sven Unterwaldt zur Verfilmung von „Die Schule der magischen Tiere 2“

Kinostart am 29. September

24.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:22 Uhr

Liebt das Magische: Regisseur Sven Unterwaldt. Foto: Leonine

Ab 29. September läuft der zweite Teil der „Schule der magischen Tiere“, der auf der Bestsellerreihe der Eichstätter Kinderbuchautorin Margit Auer basiert, im Kino. Regie führt Sven Unterwaldt, der zuletzt mit einer „Catweazle“-Neuverfilmung große Erfolge feierte. Zur Weltpremiere war der Regisseur nach München gekommen.



Farne, Palmen, große Bäume, zerklüftete Landschaft, helles Licht. Und mitten drin ein seltsamer Mann. Er sucht etwas. Aber er scheint genau zu wissen, wo er dieses Etwas finden wird. Es ist Mister Morrison. Und er ist auf der Jagd nach einem neuen Tier für seine magische Zoohandlung. Verzwickte Frage: Wie spürt man den Meister der Tarnung auf? Wie fängt man ein Chamäleon? Klare Sache: Man erzählt Witze. Es ist die Anfangsszene aus dem zweiten Teil der „Schule der magischen Tiere“, der auf der Bestsellerreihe der Eichstätter Kinderbuchautorin Margit Auer basiert.

Herr Unterwaldt, wo liegt denn Ihr Madagaskar?
Sven Unterwaldt: In Sachsen. Im Elbsandsteingebirge. Zumindest 90 Prozent. (Er lacht.) Die ersten zwei, drei Bilder sind aus Mauritius. Weil ich da gerade „Club Las Piranjas“ mit Hape Kerkeling gedreht habe. Und Madagaskar und Mauritus sehen doch so ähnlich aus. Aber ab dem Moment, wo man Mortimer Morrison mit seinem Bus sieht, stammt alles aus dem Elbsandsteingebirge. Wir mussten natürlich noch ein bisschen dekorieren.

„Da kann man selber noch mal Kind sein“

Nach „Vier zauberhafte Schwestern“ und „Catweazle“ nun die „Schule der magischen Tiere“. Was reizt Sie an Magie?
Unterwaldt: Eigentlich fing das schon mit „Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“ an. Kinderfilme mit Magie sind so ein bisschen mein Steckenpferd geworden. Ich arbeite gern mit Kindern, weil die noch viel mehr aus dem Bauch spielen. Die Komponente Kinder plus Magie ist besonders toll, weil ich ein Faible für Märchen habe und schon immer sehr amerikanisch, Disney-mäßig gedacht habe. In Amerika glaubt man alles, ob es um Vampire, Außerirdische oder Märchenfiguren geht. In Deutschland ist das anders. Zumindest im Erwachsenenfilm muss man sehr realistisch erzählen. Im Kinderfilm ist das anders. Da darf man alles. Und ich ich finde es aufregend, digitale Wesen mit Realfilm zu kombinieren. Dazu noch Magie! Das macht großen Spaß. Da kann man selber noch mal Kind sein.

Ist es nicht vor allem technisch eine große Herausforderung?
Unterwaldt: Klar. Es macht den Dreh viel komplizierter. Eigentlich dreht man zwei Filme. Erst einen Realfilm. Und danach einen Animationsfilm. Fast ein Jahr ist man nämlich damit beschäftigt, die magischen Tiere zu animieren und reinzusetzen. Letztlich muss man als Regisseur mit den Animationskünstlern genauso arbeiten wie mit den Schauspielern. Die Tiere haben ja auch einen Charakter. Insgesamt ist das aber nicht nur eine Herausforderung für den Regisseur, sondern auch für die Kinder, weil sie mit einem leeren Platz spielen müssen. Wir haben es aber so gemacht, dass wir die Stimmen schon vorher aufgenommen haben. Es gab einen eigenen Tonmann, der nichts weiter tat, als die jeweiligen Stimmen abzurufen – etwa von Rick Kavanian als Chamäleon Caspar oder Axel Stein als Pinguin Juri. Dazu wurden auch reale Puppen hergestellt, mit denen zunächst geprobt wurde, damit die Kinder ein Gefühl dafür bekamen. Gedreht haben wir aber ohne die Puppen. Das ist schon extrem aufwendig. Schon in der Planungsphase muss man eigentlich den fertigen Film im Kopf haben.

An Stil des ersten Teils angedockt
Gregor Schnitzler hat den ersten Film verantwortet. Wie ist es Ihnen damit ergangen, an seine Fantasie anzudocken?
Unterwaldt: Ich wollte nie zweite Teile machen. Schließlich will jeder Regisseur seine eigene Welt erschaffen. In diesem Fall habe ich tatsächlich eine Ausnahme gemacht. Gregor Schnitzler hat eine tolle Vorlage geschaffen. Die Zahlen sprechen für sich: 1,7 Millionen Zuschauer allein in Deutschland – da liegt die Messlatte hoch. Da kann man sich auch schnell die Finger verbrennen. Deshalb überlegt man sich das zweimal. Aber die Buch-Vorlage ist einfach eine Sensation. Jedes Kind kennt „Die Schule der magischen Tiere“ von Margit Auer. Wer da gefragt wird, sagt nicht nein. Und das ist ja auch total mein Ding. Ich habe zwar angedockt an den Stil des ersten Teils, trotzdem habe ich etwas eigenes geschaffen.

Sie mussten auch neue Drehorte finden.

Unterwaldt: Auch dadurch konnte ich einen etwas anderen Look kreieren. Die Wintersteinschule ist jetzt mehr so ein düsteres Harry-Potter-Schloss – und nicht so sehr ein Zuckerwatteschloss wie im ersten Teil. Was aber auch daran liegt, dass die Kinder zwei Jahre älter geworden sind. Mit 14, 15 Jahren interessiert man sich für andere Themen. Etwa die erste Liebe. Es wird komplizierter. Weniger bunt. Der Look des Films sollte ein bisschen cineastischer, ein Hauch erwachsener sein – ohne die Sechs- bis Zwölfjährigen auszuschließen.

Es gibt bereits eine Verabredung für den dritten Teil.
Unterwaldt: Wir arbeiten gerade mit heißen Nadeln an der Drehbuchfassung des dritten Teils. Im Sommer 2023 wird gedreht – mit dem gleichen Team. Am Ende des zweiten Teils macht sich Mister Morrison ja auf nach Paris...

... wo er auf Kater Karajan trifft. Eigentlich bekommt im 2. Band Schoki sein Pinselohrschwein. Taucht das im dritten Film auf?
Unterwaldt: Wir haben uns erlaubt, etwas freier mit der Buchvorlage umzugehen. Und ich habe noch nie einen Autor, eine Autorin getroffen, die das so easy zulassen wie Margit Auer. Film ist ein anderes Medium. Im Roman funktioniert vieles, was im Film nicht funktioniert. Der zweite Kinofilm erzählt eine andere Geschichte – und da hatte kein Pinselohrschwein Platz. Ich weiß gar nicht, ob ich es schon verraten darf – aber im dritten Teil wird ein Krokodil auftauchen.

Hier wurde gedreht
Wie sieht es mit den Drehorten aus?
Unterwaldt: Wir werden versuchen, die „neue“ Wintersteinschule zu behalten, die in Wernigerode in Sachsen-Anhalt liegt. Klassenzimmer und Direktorat sind Studiobauten in Berlin. Die Außenaufnahmen hatten wir in Bamberg gemacht. Das würden wir gerne beibehalten. Die Aula in Bad Lobenstein, die eine zentrale Rolle für das „Musical“ gespielt hat, werden wir nicht mehr benötigen. Aber im dritten Teil brauchen wir dafür ein Naturkundemuseum.

Was muss man beachten, wenn man mit Kindern dreht?
Unterwaldt: Die große Herausforderungen sind die Drehzeiten. In Deutschland dürfen Kinder unter 16 Jahren nur drei Stunden drehen. Das wird ernst genommen – und mitgestoppt. Aber das beinhaltet ja auch die Probenzeit. Da das Drehen aber sehr aufwendig ist, ist das sehr schwierig. Wir haben im zweiten Teil sehr viele Szenen mit der ganzen Klasse. Mit allen 24 Kindern. Da musste man oft mit Doublen arbeiten. Also macht man die Totalen, wo alle drin sind, gleich am Anfang. Dann teilt man die Gruppen auf und dreht abwechselnd – immer mit Blick auf die Uhr. Das muss alles sehr genau geplant sein. Außerdem sind keine Nachtdrehs – also nach 22 Uhr – erlaubt. Gerade im Sommer wird es aber erst spät dunkel. Das geht alles nur Day-for-Night, also mit einem Verfahren, bei dem die Filmszenen bei Tag oder bei Dämmerung aufgenommen werden, dem Betrachter aber den Eindruck einer Nachtaufnahme vermittelt wird. Das macht das Drehen kompliziert.

Dreht man Filme für Kinder anders als für Erwachsene?
Unterwaldt: Ja. Kinder schauen ganz genau hin. Erwachsene sind oft nicht so aufmerksam und übersehen Logikfehler. Kinder nehmen – geübt durch die neuen Medien – viel schneller und intensiver auf und können besser abspeichern. Außerdem muss man Tempo halten. Kinder sind schnell gelangweilt. Das bedeutet nicht immer nur schnelle Schnitte, sondern auch Spannung oder Humor. Man muss immer etwas bieten.

Unterwaldts Lieblingsszene
Haben Sie eine Lieblingsszene?
Unterwaldt: Der Auftritt von Anna-Lena. Weil ich so lange darüber nachgedacht habe, wie ich dieses Problem löse: Da casten zwei Mädels mit dem selben Song. Und natürlich soll die Zweite besser sein als die Erste und gewinnen. Aber es wäre platt, die Erste einfach schlecht singen zu lassen. Auch da soll das Publikum schon beeindruckt sein. Also bin ich auf die Idee gekommen, für Helene eine Up-tempo-Nummer zu schreiben. Der Auftritt mit ihren Go-go-Girls ist einfach toll. Und man denkt sich schon: Wie kann Anna-Lena dagegen ankommen? Dann versingt sie sich auch noch. Aber durch das Emotionale und diese Tiefe geht einem einfach das Herz auf. Das ist wirklich meine Lieblingsszene geworden. Die Kinder singen übrigens immer live.

Die magischen Tiere sind für die Kinder Begleiter und Helfer. Hätten Sie denn ein magisches Tier als Kind gebraucht? Und was hätten Sie sich gewünscht?
Unterwaldt: Gute Frage. Ich habe mir als Kind viele unsichtbare Freunde vorgestellt. Ich habe früh angefangen, Filme zu drehen. Und auch wenn es damals noch nicht um Magie ging, hat man ja immer mit fiktiven Partner gespielt. Aber welches Tier? Vielleicht eine Katze. Nicht so eine wie Karajan, der ist ja ziemlich kratzbürstig und ein ziemlicher Snob. Vielleicht eher so einen verfressenen Garfield-artigen Kater. Privat habe ich heute zwei Kater. Wenn die sprechen könnten, die würden mir so einiges erzählen. (Er lacht.)

Haben Sie etwas aus der Produktion behalten – als Andenken?
Unterwaldt: Was ich tatsächlich immer mitnehme, ist die Klappe der letzten Einstellung. Manchmal auch ein Requisit. Aber bei den „magischen Tieren“ habe ich es mir verkniffen. Da brauche ich ja noch alles für den dritten Teil.

DK