Ausstellung im Buchheim Museum
Anfassen und Mitmachen erwünscht: „Samselsurium. Die Welt von Paul Maar“

10.07.2024 | Stand 10.07.2024, 11:00 Uhr |
Barbara Reitter-Welter

Im Kaufhaus sucht das Sams nach passenden Anziehsachen: Der Taucheranzug wird sein Markenzeichen. Foto: Paul Maar

Sie? Er? Es? Kind oder Tier? Rüsselnase, rote Haarstoppeln, blaue Wunschpunkte im Gesicht. Ein dicker Bauch, in einen Taucheranzug gezwängt. Das seltsame Wesen ist Jahrgang 1973 – und sieht noch immer genauso aus wie im Geburtsjahr. Zuhause ist es in den Kinderzimmern der Welt, denn Paul Maars kecke Buchfigur ist bekannt und beliebt wie Maus Frederick, die Raupe Nimmersatt oder Max, der wilde Kerl, aber auch die kleine Hexe oder Momo, alles Konkurrenten aus Kinderbuch-Klassikern.

Von Herrn Taschenbier bis zu den Opodeldoks

Doch jetzt ist Sams-Zeit im Bernrieder Museum der Phantasie, wo eine entzückend gestaltete Ausstellung für die ganze Familie ein wahres „Samselsurium“ präsentiert, also einen Querschnitt durch alles, was Paul Maar (Jahrgang 1937) in Jahrzehnten für Kinder und Erwachsene kreativ erdacht, humorvoll erzählt und in originelle Illustrationen umgesetzt hat. Natürlich ist der kleine Frechdachs Sams seine populärste Kreation, doch er ist nicht allein, denn seine Wegbegleiter mit den komischen Namen sind mit von der Partie: Personen wie Herr Taschenbier oder Frau Rotkohl, Herr Mon mit seinem Papagei, das ängstliche Känguru und der Troll Tojok, aber auch der verträumte Lippel und die Opodeldoks mit ihren Hühnern.

Eltern werden entzückt sein von den aquarellierten Originalen an den Wänden, deren Umrisse mit Federstrichen gezeichnet und später mit kraftvollen Farben gefüllt sind. Alt und Jung begeistern sicher gleichermaßen die Nonsens-Verse in der Tradition von Christian Morgenstern oder Joachim Ringelnatz, etwa „Das Nashorn liest die Morgenzeitung am liebsten mit Musikbegleitung“ oder die tierische Zwiesprache „Der Pudel sagt zur Nudel, Ich werde dich jetzt kochen. Die Nudel sagt zum Pudel, friss lieber einen Knochen.“ Nicht weniger witzig sind Maars Buchstabenspiele, bei denen einzelne Silben durch Zeichnungen ersetzt sind oder seine „Kleine Länderkunde“, wo sich Monegassen auf Kaffeetassen und Brasilien auf Lilien reimen muss. Amüsant auch jene Bilder, die ohne Text sprechen, wie die Birne, aus deren Stil ein Baum wächst. Auf der Galerie gibt es den „ernsten“ Autor Paul Maar, der auch Theaterstücke und Drehbücher verfasste, wovon einige selbst gestaltete Plakate zeugen.

Für die Kinder wird der große, in sattem Gelborange gestrichene Saal zum wahren Spielparadies. Hier ist Anfassen und Mitmachen nicht nur erlaubt, ja, es ist erwünscht. Das gilt nicht nur für die „Wunschmaschine“, in deren Trichter die jungen Gäste Zettel mit ihren Wünschen einwerfen können, sondern auch für die Hebel am Regenschirmgenerator, dessen rotes Vorzeige-Exemplar über der ungewöhnlichen Konstruktion schwebt. Verwandlungsmasken laden zum Ausprobieren neuer Rollen ein. Bespielbar ist eine kleine Marionettenbühne mitten im Raum, während man beim Nachbau der Augsburger Puppenkiste mit Maars Bühnenbild und Original-Marionetten zum Stück „Das kleine Känguru und der Angsthase“ den Termin für eine Aufführung abpassen sollte.

Lesehaus mit Kuschelkissen und Kinderbüchern

Natürlich sind überall auch Objekte verteilt, nicht nur das lebensgroße Sams, auch die silbernen Eier der Opodeldoks, der tätowierte Herr Bello oder riesige Flugdrachen, zu welchen sich Peter Hespeler von Paul Mars Kinderbuch-Personal inspirieren ließ. Fast 90 Romane hat er seit der Geburt des Sams geschrieben und illustriert, das logischerweise an einem Samstag beim Ziehvater Taschenbier erschien. Schließlich hatte dieser am Freitag frei, während Sonntag die Sonne schien. Ein gemütliches Lesehaus mit Kuschelkissen hält viele der Kinderbücher bereit. Und wer sich fotografieren lassen möchte, kann dies sogar vor der Kulisse des Bamberger Altbaus machen, wo das Sams mit ChrisTine Urspruch verfilmt wurde, die auch den Audio-Guide besprochen hat.

DK


Buchheim Museum Bernried, Am Hirschgarten 1, Di bis So 10 bis 18 Uhr; bis 15. September.

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