Alles noch schöner

„Oh, wie schön ist Panama“ als mobile Produktion des Jungen Theaters

14.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:33 Uhr

Der kleine Bär und der kleine Tiger suchen das Land ihrer Träume: Michael Amelung und Clara Schwinning spielen Janoschs Klassiker in der famosen Bearbeitung von Katharina Mayrhofer. Foto: Klenk

Von Anja Witzke

Ingolstadt – Wer eine Reise tut, muss einen Koffer packen. Und was da rein soll, bestimmen die Kinder: Spiderman, Ironman, Superman, Eis, Schokolade, Zahnpasta, Kopfkissen, Haarbürste, Taschenlampe, Apfelsaft und ganz viele Kuscheltiere. Der kleine Tiger nimmt noch ein Pilzbuch mit – zum Pilze finden. Und der kleine Bär eine Angel. Und so ausgerüstet machen sie sich in Gummistiefeln auf nach Panama, ins Land ihrer Träume. Wo es von oben bis unten nach Bananen riecht.

„Oh, wie schön ist Panama“ heißt der Kinderbuchklassiker von Janosch, der von der Sehnsucht erzählt, von Aufbruch und Heimkehr, von der Furcht vor dem Fremden und vom Glück der Freundschaft. Und davon, dass es mitunter empfehlenswert ist, einfach mal die Perspektive zu wechseln. Denn: Der Weg ist das Ziel.

Katharina Mayrhofer hat das Buch für das Junge Theater Ingolstadt bearbeitet – für Publikum ab 3 Jahren. Als mobile Produktion touren nun zwei Schauspielern damit durch die Kitas. Premiere war am Freitag in der städtischen Kita Am Schulzentrum. Und nicht nur die Kleinen erlebten einen äußerst vergnüglichen Vormittag.

Jede Menge gelbe Würfel hat Ausstatterin Mareile Krettek mitgebracht. Die dienen nicht nur als Sitzmöbel fürs Publikum (die erst mal heftig behüpft werden müssen), sondern auch als Spielmaterial für Clara Schwinning und Michael Amelung, die daraus ein Haus bauen, eine Küche, einen Schaukelstuhl, eine Erdhöhle, Uferstreifen an einem Plastikplanenfluss, einen Bananenbaum. Und sogar – eine Tigerente. Denn was wäre der kleine Tiger ohne seine Ente? Also zieht Clara Schwinning schwarz-gelbes Absperrband aus den Tiefen ihrer Morgenmanteltaschen und umwickelt einen Würfel tigerentenmäßig damit. Fortan ist das Tier überall dabei. Wie auch alle Kinder, die bei diesem interaktiven Theaterstück zum Mitmachen aufgefordert sind. Mal müssen sie Regentropfen auf die Plastikplane trommeln, mal Hase und Igel bei der Ernte helfen. Aber die meiste Zeit dürfen sie sich einfach schlapp lachen, wenn das bestens eingespielte Schauspielerduo Clownereien mit sich und den Würfeln veranstaltet.

Wunderschön (und vor allem musikalisch) ist das, wenn Michael Amelung in der „Küche“ werkelt, die Cabasa (ein Perkussionsinstrument aus Lateinamerika) mal als Wasserhahn, Seifenspender, Pfeffermühle oder Taschenlampe nutzt. Entzückend, wenn Clara Schwinning in die Rolle der Tiere schlüpft, denen man auf der Reise begegnet – einer pupsenden Kuh oder einer singenden Maus. Und herrlich, die kleinen Zuschauer und Zuschauerinnen dabei zu beobachten, wie sie mitgehen. Den Finger an die Lippen legen, wenn der Bär schnarcht. Auf Zehenspitzen durch den Fluss waten. Die Sitzwürfel auf Kommando verschieben. Oder mit ernstem Gesicht versichern: „Wir passen auf“ – dass das Plastikplanenfeuer nicht ausgeht.

So bezaubernde Ideen, so viel Spielfreude, so großer Raum für die Fantasie. Michael Amelung und Clara Schwinning nehmen in ihren Rollen die Fragen, Ängste, Träume der Kinder ernst und zeigen, wie es weitergeht. Über Umwege. Indem man Hilfe erbittet. Oder mutig selbst etwas ausprobiert. Am Ende sind der kleine Tiger und der kleine Bär wieder dort, wo sie angefangen haben. Aber haben dazwischen viel erlebt. „Alles wie früher – nur eben noch schöner!“ Großer Applaus!

DK




ZUR PRODUKTION

Theater:

Junges Theater Ingolstadt,

Mobile Produktion

Regie:

Katharina Mayrhofer

Ausstattung:

Mareile Krettek

Vorstellungen:

29. und 30. Oktober

in der Werkstattbühne

Kartentelefon:

(0841) 30547200