München
Zurück in die Zukunft

Kim Wilde gastierte mit neuen Songs und alten Hits in der Münchner Muffathalle

04.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:33 Uhr
"Here Come The Aliens": Kim Wilde auf Tour in München. −Foto: Prager

München (DK) Fast pünktlich entert Kim Wilde um 20.15 Uhr die Bühne der gut gefüllten Muffathalle.

Im engen schwarz glänzenden Glam-Rock-Outfit mit weißen Fransen an den Ärmeln legt die Pop-Queen mit einer Nummer des neuen Albums "Here Come The Aliens" rasant und rockig los. Aber obwohl sich die 80er-Jahre-Ikone zusammen mit ihrer Band, in der wie gewohnt Bruder Ricky mitspielt, alle Mühe gibt modern und zeitgemäß zu wirken, wird sie im Laufe des Abends unvermeidlich von ihren früheren Hits eingeholt. Zur Freude der Anwesenden.

Wilde & Co. versuchen mit gleich zwei Schlagzeugen die neuen Titel geradezu ins Bewusstsein der etwa 1000 Besucher einzutrommeln, sind damit aber nur bedingt erfolgreich. Abgesehen davon ist der musikalische Mehrwert eines zweiten Schlagzeugs nur schwer erkenntlich. Der Showeffekt des männlich besetzten Drumsets auf der linken Seite und dem weiblich bedienten rechts hingegen ist unbestreitbar. Auch der blonde Wirbelwind Wilde mit, dank der obligatorischen Ventilatoren, wehender Mähne kann sowohl optisch aber auch musikalisch immer noch überzeugen. Bereits mit dem zweiten Song "Water On Glass" geht es zurück zu den Anfängen ihrer Karriere und direkt in die 80er-Jahre. Mit "Never Trust a Stranger" wieder vorwärts ins Jahr 1988 und mit "Kandy Krush" in die Gegenwart. Anschließend bringen die sehnsüchtig erwarteten Keyboardklänge des 82er- Megahits "Cambodia" das Publikum in nostalgische Verzückung. Bezeichnenderweise bedient der Keyboarder hier die tragbare, für das damalige Jahrzehnt typische Variante. Wilde wirbelt inzwischen ohne Fransenjacke im nietenbesetzten Bustier weiter. Und auch wenn sie bei einigen Ansagen mit Alienthematik passend zum neuen Album oder der Vorstellung ihrer Band etwas außer Atem wirkt - die alten und neuen Songs sind allesamt tadellos gesungen. Unterstützt wird Tante Kim dabei von Nichte Scarlett Wilde als Backgroundsängerin.

Der folgende Dreierschlag neuer Titel kommt zwar rockig, fast schon heavy, erzielt aber bei den Fans wenig Wirkung. In der Mitte des Sets ist dann kurzfristig etwas die Luft raus. Die akustische Präsentation von zwei Songs aus dem Album "Close" von 1988 ist zwar charmant, wirkt aber stimmungstechnisch eher unglücklich. Zwei weitere wieder elektrische, aber schwülstig anmutende Titel von "Here Come The Aliens" sind dramaturgisch ebenfalls ungünstig platziert. Einer davon sogar in der überlangen Remix-Version, "erhältlich auf dem neuen Deluxe-Album", wie Kim Wilde erwähnt.

Dann aber haben die bald 58-jährige Britin und "die besten Musiker des Universums" ein Einsehen und es folgen Hits wie "You Came" oder das Supremes-Cover "You Keep Me Hangin' On" an. Und Wilde lässt die 80er- Jahre-Fans nicht hängen und gibt nach zwei weiteren Song zum finalen Abschluss natürlich ihre Markenzeichenmelodie "Kids In America" zum Besten. Alles in allem eine weitgehend stimmige und sympathische Performance wenn auch mit (zu) viel neuem Material.

Martin Buchenberger