München
Zeit, um Hallo zu sagen

Der Tenor Andrea Bocelli trat nach langer Pause wieder in der Münchner Olympiahalle auf

08.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:51 Uhr
Erfolgreich besonders mit leichter Musik: Andrea Bocelli wurde in München gefeiert. −Foto: Schönberger

München (DK) Sein bekanntester Hit heißt "Time To Say Goodbye", und natürlich singt ihn Andrea Bocelli auch. Dabei müsste es vielmehr "Time To Say Hello" heißen, ist der italienische Startenor doch nach sehr langer Zeit endlich wieder im Rahmen einer Welttour in Deutschland zu erleben.

Den Auftakt zu den deutschen Konzerten setzen Dirigent, Orchester, Chor und Bocelli dabei in München vor etwa 7000 Besuchern. Und wie man aus Gesprächen nach dem Konzert heraushört, sind viele hauptsächlich wegen des Trademark-Titels, zu dem sich Boxer Henry Maske seinerzeit aus dem Ring verabschiedete, gekommen.

Als alle Besucher ihre bis zu 250 Euro teuren Plätze eingenommen haben, geht es pünktlich um acht orchestral und choral mit "Va, pensiero" aus der Oper "Nabucco" von Giuseppe Verdi los. Das MAV Symphony Orchestra und der Budapester Chor nehmen nahezu die ganze Bühne in Beschlag. Natürlich bleibt aber genug Platz für den Star des Abends, einer der mit über 80 Millionen verkauften Tonträgern erfolgreichsten Tenöre aller Zeiten.

Zu "La donna é mobile" aus "Rigoletto" wird der blinde Sänger ans Mikrofon geführt. Nach einem weiteren Verdi-Stück geht Bocelli wieder ab und überlässt der Sopranistin Maria Aleida Rodriguez das Rampenlicht. Für die beiden ergreifenden Sakralnummern "Ave Maria" und "Panis Angelicus" kehrt er zurück. Auf der großen Leinwand erscheinen dazu Kirchenszenen und betende Gläubige. Da passt der Beiname "Die Stimme Gottes", wie Bocelli einmal von Celine Dion getauft wurde, bestens ins Bild. Ob der im September 60 Jahre alte Italiener dabei auch der beste Tenor der Welt ist, tut nichts zur Sache, er ist auf jeden Fall einer der einprägsamsten. Wenn Bocelli mit geschlossenen Augen und einem bescheidenen Lächeln in seinem Gesang aufgeht, hat das eine besondere Wirkung.

Die gar nicht mal bei den wirklichen Klassik-Titeln besonders zur Geltung kommt, sondern bei eher leichteren Stücken, wie "Maria" aus der "West Side Story" von Leonard Bernstein in der zweiten Hälfte des Abends. Diese wird mit einem Medley bekannter Melodien des großen Filmmusik-Komponisten Ennio Morricone eröffnet. Hier darf der Querflötist glänzen. Auch das klassische Gitarrenduo Carisma hat noch mal einen Auftritt, und eine Tanzeinlage von zwei Künstlern des Europaballetts St. Pölten gibt es auch. Sängerin Ilaria Della Bidia präsentiert "Over The Rainbow" aus "Der Zauber von Oz".

Vielleicht ist das alles ein bisschen zu viel und der eine oder andere weitere Titel von Bocelli wäre besser gewesen, ein ausreichendes Repertoire hat er. Umso schöner, wenn er dann selber Klassiker von Mario Lanza oder den Italo-Evergreen "O sole mio" singt.

Zu den Zugaben natürlich "Time To Say Goodbye" vor einer nahezu geschlossen stehenden Besuchermenge in der Olympiahalle. Allerdings nehmen viele den Titel etwas zu wörtlich und verlassen gleich im Anschluss die Halle. Und verpassen das prachtvolle und pathetische "Nessun dorma" aus der Oper "Turandot" von Giacomo Puccini. Etwas abrupt verkündet dann die Saalbeleuchtung den endgültigen Schluss des Abends und Bocelli wird sichtlich dankbar, aber wortlos wieder nach links von der Bühne geführt.
Alles in allem vielleicht etwas zu viel des Guten, aber viel Gutes war definitiv auch dabei.

Martin Buchenberger