Düsseldorf
Wunderwaffe für aussichtslose Fälle

Fritz Karl spielt die Hauptrolle in der neuen ARD-Serie "Falk" - Anwalt wider Willen

14.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:14 Uhr

Düsseldorf (DK) Sein Chef preist ihn als "John McEnroe unter den Anwälten".

Ein Vergleich, der passt. Denn der Ex-Tennisstar besaß auf dem Platz großes Können, war aber auch ein Exzentriker und Choleriker. Hinzu kamen eine arrogant anmutende Spielweise und provozierendes Verhalten. Diese Merkmale treffen - auf den Beruf des Anwalts übertragen - auch auf den Mann zu, der der neuen ARD-Dienstagsserie seinen Titel gibt: "Falk".

Der ist ein exzellenter Jurist, ein melancholischer Dandy und zuweilen auch ein Kotzbrocken. Er ist Anwalt wider Willen, hat seinen Job eigentlich vor Jahren hingeworfen und ein nobles Restaurant eröffnet. Um das vor der Pleite zu retten, arbeitet er wieder für die Düsseldorfer Kanzlei "Offergeld & Partner". Ihr Gründer Richard Offergeld braucht jemanden wie Falk - für scheinbar aussichtslose Fälle. Sehr zum Unwillen seiner Tochter Sophie, die die Kanzlei leitet und mit Papas "Wunderwaffe" und deren unorthodoxen Methoden so ihre lieben Nöte hat.

Autor Peter Güde, der schon Episoden für Serien wie "Mord mit Aussicht" und "Rentnercops" geschrieben hat, hat die Idee von Stefan Cantz und Jan Hinter (die Väter des Münster-"Tatort") umgesetzt. In den (vorerst) sechs Folgen geht es um einen Ministerpräsidenten, der während seiner Reden gerne Strapse trägt und mit anonymen Fotos erpresst wird, eine Dame, die Leute verprügelt, um ihren Stress abzubauen, eine Stalkerin, die ihrem ehemaligen Schulkameraden nachstellt und einen Hobbymusiker, der wegen einer Coverversion Ärger mit Schlagerstar Roberto Blanco (spielt sich selbst) bekommt. Sie alle sind ein Fall für Falk.

Die Tonalität der Serie ist humorig ausgerichtet, allerdings funktioniert das so richtig nur bei der Hauptfigur. Fritz Karl spielt den extravaganten Juristen mal ironisch, mal arrogant, mal melancholisch, aber stets punktgenau und mit gutem Timing für Pointen. Seine Gegenspielerin Mira Bartuschek als Sophie kann da nicht mithalten. Die Wortgefechte zwischen beiden sind zwar unterhaltsam, aber sie ist komödiantisch nicht ebenbürtig. Und die Fälle der einzelnen Episoden sind eher platt als prächtig.

Dieser "Falk" ist so etwas wie der Gegenentwurf zu der Anwaltsfigur, die in den 1980er- und 1990er-Jahren im Ersten das Publikum in Scharen vor die Bildschirme lockte: "Liebling Kreuzberg". Der trug Schlapphut, fuhr Motorrad, rauchte Zigarre und konsumierte Götterspeise in rauen Mengen. Falk hingegen liebt gutes Essen, exzellenten Wein, Samtsakkos und bunte Socken. Mal sehen, ob er damit in die Fußstapfen des unvergessenen Robert Liebling treten kann.

"Falk", ARD, 6 Folgen, jeweils dienstags, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister