Ingolstadt
Wo der Zauberwald zum Naturlehrpfad wird

"Kap der Kinder": Unterhaltsames und Wissenswertes über die Kraft der Kräuter als Stationentheater in Ingolstadt

02.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:15 Uhr
  −Foto: Witzke

Ingolstadt (DK) Der Kessel ist leer. Kein Wunder, dass Peter Sil, der Kräuterzwerg, so müde ist und gar nichts mit sich anzufangen weiß. Wenn aus dem Kessel, in dem sonst Kräuterkordulas feiner Trank der Fantasie munter brodelt, kein Dampf steigen und sich ausbreiten kann, haben die Kinder keine Spielideen und den Erwachsenen mangelt es an Erfindungsreichtum für Gute-Nacht-Geschichten. Oje, oje.

Das, was Peter Sil vor lauter Verzweiflung in den Kessel wirft, explodiert mit lautem Krachen und hinterlässt nur Gestank, eine alte Bananenschale und ein rostige Dreirad. Aber wozu ist Kräuterkordula eine Hexe? Sie verzaubert die Kinder im Publikum in Kräuterzwerge, damit sie die unsichtbaren Waldgeister und Blumenelfen sehen und sie um Zutaten für den magischen Trank bitten können.

Das "Kap der Kinder" dreht sich an diesem Wochenende um die Kraft der Kräuter. Unbeachtet wachsen sie oft am Wegesrand oder im Garten. Dass sie gut schmecken, als Gewürze verwendet werden können oder sogar heilende Kräfte haben, wissen die meisten oft nicht. Und so hat sich das Organisationsteam um Schauspielerin Paula Gendrisch (in Kooperation mit der Bürgerhilfe Ingolstadt) diesmal ein interaktives Stationentheater rund um Kräuter & Co. ausgedacht.

Noch bevor man das Kap94 betritt, kommt man am Duftstand der Kräuterwichte vorbei, wo man an Lavendel, Pfefferminze, Kerbel, Liebstöckel, Thymian, Petersilie und Schnittlauch schnuppern kann - und eine Schatzkarte erhält. Auf dieser Karte sind fünf Stationen eingezeichnet, an denen die Kinder später Kräuter für Kordulas Arznei sammeln können. Und überall begegnen sie wundersamen Wesen - etwa den Doppeldoktor mit den grünen Haaren, der nicht weiß, dass der Verzehr von Fliegenpilz übel enden kann. Oder musizierenden Weißelfen. Oder Frau Löwenzahn III., die in der Kräuterschule unterrichtet. Und überall erfährt man Wissenswertes über Wild- und Unkräuter, Gewürz- und Heilpflanzen. Etwa dass Brennnesselsud gegen Blattläuse hilft, Löwenzahn und Gänseblümchen einen schmackhaften Salat ergeben, Holunderblüten und -beeren ein bewährtes Mittel gegen Fieber, Schnupfen und Husten sind und zerriebener Spitzwegerich Linderung bei Brennnesselstichen verspricht.

Mit vollen Tüten kehren die Kinder in die Hexenküche zurück, wo Kordula (Lea Burger) mithilfe der Ukulelen-Unke (Paula Gendrisch) einen neuen Fantasietrank ansetzt. Der lockt zum großen Finale die türkische Kindermusikgruppe Damlalar ("Tropfen") an, die von Wälder- und Wiesenduft singen - und alle in den heißen Sommernachmittag entlassen.

Ein fabelhaftes Projekt, das Wissen, Witz und Unterhaltung vereint und mit wunderbaren Details aufwartet: das mit Blüten, Kraut und Schmetterlingen liebevoll dekorierte Kap94 samt Hexenküche, die vielen originell geschminkten und ausstaffierten Wald- und Wiesenhelferlein und der perfekt geplante Part zum Mitmachen. Das "Kap der Kinder" ist eine echte Bereicherung für die regionale Kulturszene. Und wer's verpasst hat: Heute Nachmittag um 16.30 Uhr dürfen die Kräuterzwerge noch mal ran.

Anja Witzke