"Wir wollen präsent sein"

Konzert zum Streamen aus der Eventhalle mit Pam Pam Ida, The Popstar Killers, San2 und Kevin Reichelt

26.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:28 Uhr
Ab Samstag online: Beinahe Studioatmosphäre herrschte in der Ingolstädter Eventhalle am Westpark, wo das Konzert mit drei Bands aus der Region und Poetry-Slammer Kevin Reichelt für die Streaming-Plattform "egoFM" aufgezeichnet wurde. −Foto: Hammerl

Ingolstadt - Die Bühne der Eventhalle, wo sich zehn Musiker von Pam Pam Ida samt Streichergruppe warmspielen, sieht aus wie immer. Doch der Zuschauerraum, wo sich sonst Stuhl an Stuhl reiht, wird von der Technik dominiert. Licht- und Tontechniker sowie Kameraleute, die sonst eher ein Randdasein führen, haben nun "Platz ohne Ende", wie der freiberufliche Bildberichterstatter Christian Elling augenzwinkernd kommentiert.

 

Er hat für seinen Kumpel David Krebs, der die Eventhalle am Westpark gemeinsam mit Birgit Giesl betreibt, ein vierköpfiges Kamerateam zusammengestellt, das von 14.30 Uhr bis nach Mitternacht Konzerte von vier Gruppen mit drei Videokameras und einer Spiegelreflexkamera aufzeichnet. Das Ergebnis wird ab kommenden Samstag auf der Streaming-Plattform "egoFM" (www.egofm.de) zu sehen sein.

"Wir wollen präsent sein, nicht in der Versenkung verschwinden", begründet Giesl das Projekt, das momentan allerdings ein Zuschussgeschäft ist. Gema-Gebühren müssen abgeführt werden, erzählt David Krebs, die Musiker und Techniker bekämen zwar kein Honorar, aber Fahrtkosten erstattet und werden verköstigt. Kaffee, Getränke, pikante Häppchen und Kuchen stehen schon zu Beginn zur Selbstbedienung bereit.

Die Probe dauert länger als gewohnt, geht über den üblichen Soundcheck hinaus. "Die Musiker müssen auch erst wieder reinkommen", erklärt Krebs, "sie haben seit Januar keine Auftritte mehr gehabt."

Hinter der Aktion steht das Netzwerk "United We Stream", das sich gegründet hat, um Künstlern und Clubs durch die Corona-Krise zu helfen. Im bayerischen Ableger der Streaming-Plattform sind 40 Clubs organisiert. Ob es mit der finanziellen Unterstützung klappt, bleibt abzuwarten. "Grundsätzlich ist das Streaming-Angebot kostenlos", erklärt Giesl, "aber wenn es den Zuschauern gefallen hat, können sie natürlich spenden." Zunächst aber geht es den Clubbetreibern darum, "nicht vergessen zu werden". Sollte tatsächlich etwas Geld fließen, so würden die momentan ehrenamtlich arbeitenden Techniker natürlich auch ihren Teil erhalten.

Mittlerweile ist die Bühne geräumt, die Musiker ziehen sich für die Aufnahme um, die Techniker machen letzte Checks. Da bricht ohrenbetäubender Lärm über ihren Köpfen aus. Auf den Fehlalarm der Brandmeldeanlage reagieren die Anwesenden zunächst damit, Finger in die Ohren zu stecken oder sie mit der ganzen Hand abzudecken. Wohl dem, der einen Kopfhörer aufsetzen kann und entsprechend entspannt dasteht. Auch Streaming-Konzerte sind gewissermaßen Live-Konzerte und nicht vor Pannen gefeit. Indes, der schrille, nervtötende Ton lässt sich nicht abschalten. Einer nach dem anderen verlässt die Eventhalle und sucht Zuflucht im Freien. Endlich ist die Feuerwehr vor Ort, Atemschutzträger sichten die Lage und geben Entwarnung - der Ton bricht ab, wohltuende Stille macht sich breit, und die Musiker nehmen ihre Plätze auf der Bühne wieder ein.

Leadsänger Andreas Eckert begrüßt das virtuelle Publikum und stellt die Band vor. "Wir sind Pam Pam Ida und spielen normalerweise vor 1000 Leuten oder machen die Eventhalle voll", sagt er, "aber jetzt ist halt alles anders." Mit avantgardistischer Lautmalerei stimmen sich die Bandmitglieder dann ein, ehe sie richtig loslegen. Nach dem ersten Lied bedankt sich Andi höflich-ironisch für den - natürlich imaginären - Applaus und fügt kämpferisch hinzu: "Wir sind optimistisch, wir bleiben optimistisch."

Nach zweieinhalb Stunden folgen The Popstar Killers, die Garage Rock mit ein bisschen Punk in klassischer Besetzung mit Bass, Schlagzeug und zwei Gitarren bieten. Nun wechselt Christian Elling von der Technik an Gitarre und Mikro. Soul gibt es ab 22 Uhr vom Quartett San2, und den Abschluss macht Poetry-Slammer Kevin Reichelt, der Geschichten aus den Augen eines Kindergartenkindes erzählt und ein bisschen Stand-up-Comedy zum Abschluss bietet.

DK