Wien
Wanderer zwischen den Religionen

In der ARD-Komödie "Herrgott für Anfänger" soll ein Wiener Moslem zum Christentum konvertieren

09.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:58 Uhr
Taxifahrer Musa (Deniz Cooper) soll zum Christentum konvertieren, um an eine große Erbschaft zu gelangen. −Foto: BR/dpa

Wien (DK) Nach der erfolgreichen TV-Reihe mit "Landkrimis" setzen die Österreicher nun auf "Stadtkomödien". Weil der Schmäh und der Witz der Alpenrepublik auch hierzulande gut ankommt, produzieren deutsche Sender bei der Reihe mit.

Den Auftakt macht "Herrgott für Anfänger" vom ORF und BR. "Culture-Clash" nennt man diese Sonderform der Komödie, deren Komik vom mehr oder weniger realistischen Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen lebt und hier eine Steigerung erfährt.

Taxifahrer Musa (sympathisch: Deniz Cooper) sieht sich als "Wiener Türke", weil "türkischer Wiener" für ihn wie ein exotisches Würschtl klingt. Er genießt die Freuden des Lebens, hat mit organisierter Religion nicht viel am Hut und liefert sich in seinem Taxi Wortgefechte mit Stammkundin Frau Weininger (wunderbar: Erni Mangold), schrullig, fremden-feindlich und Besitzerin eines Heurigenlokals in Grinzing. Doch dann bringen die alte Dame und die junge schöne Aischa sein Leben gehörig durcheinander.

Erstere segnet das Zeitliche und vererbt ihm ihr Lokal samt dazugehörigem Weinberg, was Wirtin Miri (Katharina Straßer) auf die Palme bringt. Doch die Bedingung lautet: Musa muss binnen eines Jahres zum Christentum konvertieren, sonst erbt die Kirche das Anwesen. Dumm nur, dass Musa gerade dabei ist, ein mustergültiger Moslem zu werden, weil er Aischas Herz erobern will. So muss der gewitzte Taxler ein religiöses Doppelleben führen und wird ein Wanderer zwischen den Welten bzw. Religionen.

Aus diesem unlösbaren Dilemma bezieht die Komödie ihren Witz. Die Autoren Berith Schistek, Karl Benedikter und Sascha Bigler (auch Regie) halten viele Prüfungen für ihren Protagonisten parat, dem für die Liebe und das Erbe keine Herausforderung zu groß ist. Bigler hat Musas Wandlung zum wahren Christen und braven Moslem tempo- und ideenreich inszeniert. Der Ton schwankt zwischen feinem Wiener Schmäh und derbem Humor. Es gibt viele hübsche Einfälle, Höhepunkt ist zweifelsohne eine Auto-Abschlepp-Choreografie zu Wiener-Walzer-Klängen.

Das ist durchaus unterhaltsam und nett anzusehen, aber das Spiel mit Vorurteilen gelingt nicht immer so, dass es über das Schmunzeln hinaus geht. So ist "Herrgott für Anfänger" eine Culture-Clash-Komödie, die leider ein wenig flach bleibt. Dass die Ösis mehr drauf haben und böser sein können, davon kann man sich dann bei der nächsten "Stadtkomödie" überzeugen. Die heißt "Die Notlüge", ist mit Josef Hader und folgt in zwei Wochen.

 

Das Erste, heute, 20.15 Uhr.