Wien
Das mordende Phantom

"Tatort"-Duo Eisner und Fellner kämpft mit internen Machtspielen

12.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:57 Uhr

Ritual-Mörder oder CIA-Killer? Die Kommissare Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) am Fundort der ersten Leiche (Faris Rahoma). - Foto: Mican/ARD Degeto

Wien (DK) Wohl nirgendwo im "Tatort" wird schrecklicher gemordet als in Wien. Im neuen Fall "Die Faust" sind es gleich mehrere öffentlich und spektakulär zur Schau gestellte Leichen, mit denen es die beiden Kommissare zu tun bekommen.

Um den eiskalten Ritualmörder zu finden, müssen sie klären, wer eigentlich die Opfer sind und geraten so einer geheimdienstlichen Kommandoaktion auf die Spur. Der mit MiÅ¡el Maticevic glänzend besetzte Krimi arbeitet mit Schockeffekten und einigen überraschenden Wendungen.

Bei einer Wohnungsbesichtigung stoßen Maklerin und Kunden in einem leerstehenden Objekt auf eine ans Kreuz genagelte Männerleiche. Die Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) stehen vor einem Rätsel. Dann wird ein georgischer Mitarbeiter einer Gärtnerei erhängt aufgefunden. Darunter sind wertvolle Taler im Wert von mehreren Hundert Euro platziert. Schließlich wird eine junge Mutter, aufgespießt am Bug einer Jacht, entdeckt. Alle Opfer wurden geschändet, es gibt aber keinerlei verwertbare DNA-Spuren. Scheinbar stehen die drei Personen, die alle mit falscher Identität in Wien lebten, in keinem Zusammenhang. Das ändert sich, als die Cops bei ihren Recherchen zu den Tätowierungen der ersten Leiche Uniprofessor Nenad Ljubic aufsuchen, der sich auf Osteuropas Bürgerrechtsbewegungen spezialisiert hat.

Eine düstere Polit-Story um Agenten, falsche Identitäten, Verrat und Umwälzungen in Südosteuropa bietet der "Tatort: Die Faust". Der Titel steht dabei für die geballte Faust, die "als Symbol der Bewegung zum Identifikationszeichen der demokratisch orientierten Jugendlichen in Serbien" gesehen wird. Und auch die Einflüsse des CIA, der Bewegungen in den angesprochenen Ländern unterstützt und beeinflusst hat, um die Regierungen dort zu destabilisieren, sind in die fiktionale Krimihandlung integriert.

Regisseur Christopher Schier beginnt den Film mit einem Bilderbogen. Orte werden in schneller Bildfolge vorgestellt, Orte, die im Verlauf der Geschichte eine Rolle spielen. Und mit diesen Bildern endet der Film auch. In der Rahmenhandlung geht es für die Ermittler um personelle Veränderungen im Präsidium, Gleichberechtigung bei der Stellenbesetzung und aufstrebende Kollegen. Bibi, die sich auf die neue Stelle bewirbt, kommentiert das bissig: "Er erfüllt alle Kriterien von einer Polizeikarriere: keine Ahnung, keine Skrupel, keine Titten." Eine der wenigen Pointen dieses Krimis, der eher auf Spannung setzt.

Leider hat man hat sich im Lauf der Zeit an den ironischen Grundton der Kommissare gewöhnt. Ist der so reduziert wie diesmal, dann fehlt einfach was. Und so ist man am Ende etwas enttäuscht, weil der Krimi zu viel will, die Story überfrachtet ist und es an diesem trockenen Witz mangelt, der dem Wiener "Tatort" seine Attraktivität und so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal verleiht.

 

"Tatort: Die Faust" am Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.