Ingolstadt
Wie in einer Bar in New Orleans

Taylor Smith beim Bluesfest Ingolstadt

17.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:44 Uhr

−Foto: Claus Woelke

Ingolstadt (DK) Das 29. Blues-fest Ingolstadt hat heuer etliche Acts aus New Orleans im Programm - darunter junge Talente wie Taylor Smith, der mit seiner Band The Roamin' Jasemine die Bühne der Neuen Welt kurzzeitig in eine Bar aus dem French Quarter in der Musikmetropole verwandelt hat. Allesamt mit schwarzen Hosenträgern ausgestattet, haben die fünf Musiker aus drei Alben Traditionals, Klassiker und Eigenkompositionen aus der Feder von Taylor Smith präsentiert.

Ein für New-Orleans-Jazz typisches Merkmal, welches The Roamin' Jasemine bedient, sind die Kollektivimprovisationen von Trompeter Jose Holloway und Posaunist Peter Gustafson, wobei die Trompete die Melodielinien der Stücke ausschmückt und sich die Posaune im Call-and-Response-Verfahren oder zeitgleich dazugesellt. Diese wiederkehrende Form der Improvisation schafft jedoch für das europäische Ohr den Eindruck, dass keiner der Musiker solistisch besonders herausragt - The Roamin' Jasemine wirken somit trotz hohem musikalischen Niveau eher wie ein Beiwerk für den Bandleader Talyor Smith, der mit Kontrabass und insbesondere seiner ungewöhnlichen Stimmfarbe heraussticht.

Leidenschaftlich interpretiert er Nummern wie "Blue Monday" (Fats Domino), "It's Raining" (Allen Toussaint) oder "Step It Up And Go" (Blind Boy Fuller) und verleiht somit bekannten Titeln des New Orleans Jazz & Blues einen erfrischenden Touch. Schade, dass Darius Blanton am Schlagzeug und Georgi Petrov an der E-Gitarre zwar ebenfalls hervorragend ihre Instrumente beherrschten, jedoch unter dem Strich insgesamt ein wenig das Gefühl einer gewachsenen Band fehlte, um den Draht zum zahlreich erschienenen Publikum noch heißer zu machen. Insbesondere weil Taylor Smith einige sehr gute eigene Songs am Start hat, darunter die Ballade "You Let Me Go", das flotte "Blues Shuffle Heart" oder die nagelneue Nummer "Whiskey", groovig mit einer Prise Bolero.

Am Ende gibt es noch einen regionalen Hit aus New Orleans, "I Got Loaded" von The Wood Brothers und als Rausschmeißer den "Hangmanblues" von Blind Lemon Jefferson - alles in allem ein gelungener Abend mit angenehmer Kleinkunstmusik!

Sandra-Isabel Knobloch