Warum nicht Ferien in Bayern?

"Sommer in der Stadt": Auftakt mit Kabarettistin Luise Kinseher

02.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:51 Uhr
"Mamma Mia Bavaria": Luise Kinseher zeigte ihr aktuelles Programm. −Foto: Buchenberger

München - "Seit 1982 bin ich am Deutschen Theater und noch nie haben wir bis jetzt den Innenhof bespielt", eröffnet Geschäftsführer Werner Steer den "Sommer in der Stadt" am Freitagabend.

Eine Ausnahmegenehmigung und die besonderen Umstände machen es möglich, dass vor knapp 200 Besuchern bis zum 23. August ein buntes Programm aus Musik und Kabarett bei schönem Wetter im Freien steigen kann. Im Gegensatz zu anderen Open-Air-Bühnen in der Stadt hat man mit dem großen Theatersaal eine witterungsunabhängige Ausweichmöglichkeit, sollte es doch mal regnen. Natürlich unter Einhaltung der geltenden Abstands- und Hygieneregeln.

Der Auftakt mit Luise Kinseher findet am bisher wohl heißesten Tag dieses Sommers in der Stadt natürlich draußen statt. Eine kleine, aber effektive Bühne wurde kurzerhand vor dem Eingang zum Theater installiert. Wo sonst die Gäste für einen Musicalbesuch anstehen, verbreitet heute Kinseher vor einem Glitzervorhang gute Laune. Vor ihr sitzen kulturhungrige Besucher auf jeweils paarweise angeordneten Stühlen. Ein kleiner Getränkeausschank stillt bereits im Vorfeld den Durst. Der Weg zur Toilette führt ins Foyer. Rote Pfeile auf dem Boden und Absperrbänder machen es unmöglich sich zu verlaufen.

Pünktlich um acht thematisiert die Trägerin der Bayerischen Verfassungsmedaille in Silber zuerst mal Urlaub im eigenen Land. Warum nicht Ferien in Bayern? "Man hat alles und der Stecker passt. " Zum Beispiel ans Grab von Maria Hellwig nach Reit im Winkl ?

In ihrer Paraderolle als Mamma Bavaria, in der sie von 2011 bis 2018 beim traditionellen Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg mitwirkte, greift die gebürtige Niederbayerin dann so richtig ins Zeitgeschehen ein bzw. dieses auf. Die 51-Jährige schießt sich gerne mal auf Ministerpräsident Markus Söder und seinen Stellvertreter Huber Aiwanger, den sie liebevoll "Hubsi" nennt, ein. Scharfzüngig, aber immer herzlich und humorvoll.

Das Programm, in dem auch das legendäre Stammstüberl, "wo man öfter als sieben Mal die Woche hingeht", vorkommt, ist natürlich einstudiert, aber Kinseher kann auch improvisieren und baut vorübergehende Rückkopplungen auf der Bühne und ihren Tontechniker Simon ein. Auch niederbayerische Landsleute in der ersten Reihe müssen neben Themen wie Klimawandel, Massentierhaltung, dem Bayerischen Horoskop - "Zwilling ist der Spiegelknutscher und der Schütze der Apfelschubser" - und Corona zur Erheiterung herhalten. Selbst die Besonderheiten des Spielortes mit gelegentlichem Verkehrslärm aus der angrenzenden Landwehrstraße weiß Kinseher geschickt zu nutzen.

Und so fällt das Programm 20 Minuten länger als angekündigt aus. Ohne Zugabe lässt man die Humoristin, die oft selber mitlacht, heute nicht gehen. Und wenn Mamma Bavaria sagt, "egal wo ihr her seid's, ich hab euch alle lieb", fühlt man, dass das wirklich stimmt. Gesangseinlagen von "Schau hi da liegt ein toter Fisch im Wasser" als Arie und dem Bayerischen Geburtsjodler zum Schluss runden einen gelungen heiteren und hoffnungsvollen Abend ab.

DK