A-cappella-Gesang
Von Queen bis zu den Wise Guys

Das Vokalsextett The Voice Connection mit A-cappella-Gesang vom Feinsten in Gaimersheim

17.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:41 Uhr
Da ist jede Band überflüssig: The Voice Connection überzeugen mit A-cappella-Hits von Metallica bis Michael Jackson. −Foto: Gülich

Gaimersheim - Scheinbar aus dem Off, unsichtbar aus dem Hintergrund heben fünf Voice- Connection-Mitglieder an zu singen. Zu "Nothing Else Matters" von Metallica schreiten sie langsam den Mittelgang empor zur Bühne.

 

Und erzeugen allein mit ihren Charakterstimmen wirkungsvolle Klangeffekte, die sogar eine begleitende Band überflüssig machen: Dezentes Beatboxing als lebendig-rhythmischer Untergrund, einfallsreiche Tonmalereien, raffinierte Harmonien, emotionale melodische Führung - mehr braucht es nicht, um die zahlreich erschienene Fangemeinde im vollbesetzten Gaimersheimer Backhaus vom ersten Moment an in den Bann zu ziehen.

Noch eine Portion intensiver werden die punktgenauen "vocal percussions" und der farbenreiche, fast improvisationsartige Scat-Silben-Gesang bei "Cool", dem lässigen Solo von Bariton Andreas Kern. Die nonverbale Kommunikation funktioniert bei "The Voice Connection" eben nun mal reibungslos: "Mein Handy weiß es!" Zum ersten Mal überrascht die Formation das Publikum mit einer Komposition aus ihrer eigenen Feder. Diesen dringlichen Hilferuf "Wir brauchen einen Alt!" erhört die neue Vertreterin dieser Stimmlage Monika Bernhardt, indem sie das Ensemble nun endlich komplett macht. Ein geglücktes, originelles und auch sprachwitziges Experiment samt Rap- und Pfeif-Einlagen, das unbedingt nach Fortsetzung schreit.

Doch jetzt schlägt die Stimmung - zumindest vorläufig - ins geradezu Spirituell-Meditative um, denn Tenor Stephan Sachs besucht mit "Ich bin es" ein Lebensmeister-Seminar, dessen Mantra-Lehren er, untermauert durch esoterisch-buddhistische Klangkarikaturen seiner Kollegen, herrlich parodistisch auf die Spitze treibt.

Als eines der Highlights feiern die Zuhörer die A-cappella-Version von Queens "Bohemian Rhapsody". Die stilistische Vielschichtigkeit des gigantischen Popsongs durchdringen The Voice Connection souverän im fliegenden Wechsel: Ballade, Opern-Persiflage, Hardrock, einfühlsame oder fetzige Nachahmungen der Instrumentalsoli - alles kreieren sie ausschließlich anhand ihrer Stimmwerkzeuge, lassen mit ihnen gefühlt ein ganzes Orchester in sattem Sound aufspielen.

Unverkennbar spürt man, mit welch ansteckendem Enthusiasmus die Gruppe sich dem Spaß am gemeinsamen Singen verschrieben hat, mit welch vertraut-humorvoller Herzlichkeit die sechs leidenschaftlichen Sänger gestalterisch gegenseitig auf ihre individuellen Eigenarten eingehen.

So kommt Martin Scholz' Bass beim Dire-Straits-Song "Brothers In Arms" einerseits dunkel rauchig, bei Stevie Wonders "Sign Sealed Delivered I'm Yours" andererseits soulig und mit Kopfstimme zur Geltung.

Sopranistin Conny Sendtner dagegen beeindruckt nicht nur in Alicia Keys' "If I Ain't Got You" durch enormen Tonumfang und große Wandlungsfähigkeit, während Bariton und "Bandleader" Thomas Klaschka zum wippend hin- und herschaukelnden "Der Bär groovt" von den Wise Guys chillige Entspanntheit verbreitet.

Und die abwechselnd kurzweiligen, mal charmanten, mal quirligen Zwischenmoderationen beweisen, dass sich ein musikalisches Programm nicht immer krampfhaft an einem roten Faden entlanghangeln muss.

Besonders das facettenreiche Michael-Jackson-Medley voll verblüffender Übergänge im Zeitraffer bietet zusätzlich allen ausgiebig Gelegenheit zu zeigen, was sie darüber hinaus choreografisch wie auch tänzerisch drauf haben.

Sämtliche stimmlichen Register zieht das sympathisch-lockere Sextett dann noch einmal am Schluss des Abends zu Ahas Mega-Hit "Take On Me", bevor die Zuhörer unter jubelndem Beifall in den Genuss von zwei Zugaben kommen - nämlich dem köstlich komischen "Gummibaum" und den poetisch leisen "Flattersätzen". Der wunderbare Ausklang eines ausdrucksstarken Abends.

DK

 

Heike Haberl