München
Viel Rauch im Zenith

Cypress Hill bringen die Münchner Halle zum Dampfen

11.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:22 Uhr
Der zweite Mann am Mikro: B-Real von den US-Hip-Hoppern Cypress Hill bei ihrem Auftritt in München. −Foto: Buchenberger

München (DK) Es dampft ganz schön im prall gefüllten Zenith. Und das nicht nur, weil die etwa 6000 Besucher aus der Kälte in die geheizte Halle kommen. Zahlreiche greifen zusätzlich auch zum Rauchgerät. Meist zwar zur legalen E-Zigarette oder dem Vaporizer, aber auch verdächtige Gerüche steigen einem hier und da in die Nase. Cypress Hill sind in der Stadt! Und die sind bekanntermaßen Befürworter der Legalisierung von Marihuana, was in ihren Texten gerne thematisiert wird.

Wofür hingegen der Opening Act Haze steht, ist nicht so ganz klar. Zwei deutschsprachige Rapper machen einen auf Sido und versuchen mit Textzeilen wie "muss raus aus der Hood" und mit "Digga" als gefühlt jedem zweiten Wort in den Ansagen cool und böse zu wirken. Beim Publikum kommt das nur bedingt an. Und die richtige Coolness zeigt sich erst, als sich nach einem anschließenden viertelstündigen Set von DJ Mix Master Mike Cypress Hill zu diesem gesellen.

Der mehrfache DJ-Weltmeister, der auch schon mit den Beastie Boys unterwegs war, stimmte die Massen zuvor mit Scratches und Samples auf den Headliner ein. Interessant, dass er dabei neben all den Hip-Hop-Sounds gelegentlich für Sekundenbruchteile Metallica oder Ozzy Osbourne zitiert. Dann stehen aber endlich Sen Dog und B-Real an den Mikros unterstützt von einer Drum- und Perkussion-Abteilung auf der Bühne - und das Zenith dreht durch. Es wird gebounct und gehüpft, was Arme und Beine hergeben. Während Sen Dog dabei eher für die Oldschool-Raps zuständig ist, bringt B-Real mit seinem markanten nasalen Timbre die typische Cypress-Hill-Note ins Spiel.

Hier sieht man, wie gut die Interaktion zweier Vokalisten im Vergleich zum Support funktionieren kann. Titel wie "Roll It Up, Light It Up, Smoke It Up", "I Wanna Get High" und "Dr. Greenthumb" sorgen für Stimmung und Glücksgefühle und zünden den metaphorischen Joint an, während den Fans von den Seiten der Bühne Rauch ins Gesicht geblasen wird. Sehr gut kommen auch die lateinamerikanischen und kubanischen Sounds und Rhythmen an. Schließlich sind Cypress Hill Pioniere des sogenannten Latin-Rap. Und das hat offensichtlich große Teile der spanischsprachigen Community Münchens mobilisiert.

Während der Show aber auch nachher in der U-Bahn ist oft Spanisch zu vernehmen. Hits wie die 1993er Erfolgssingle "Insane In The Brain", "Illusions" vom Album "III: Temples Of Boom" oder "How I Could Just Kill A Man" vom seinerzeit wegweisenden Debüt zu Beginn der 90er Jahre hingegen, kommen einem alles andere als spanisch vor. Ebenso wie zu den Zugaben das grammynominierte "I Ain't Goin' Out Like That" und "(Rock) Superstar" vom Album "Skull & Bones" aus dem Jahr 2000, das den Hip Hoppern hohe Akzeptanz auch in Rockerkreisen bescherte.

Natürlich gibt es noch einen Titel vom aktuellen Album mit dem bezeichnenden Namen "Elephants On Acid". Bei Cypress Hill von einer Konsensband zu sprechen wäre unfair, zu vielfältig und cool agieren sie heute immer noch. Aber am Ende des Abends können sich doch irgendwie alle auf die Truppe aus Los Angeles einigen. Denn die haben in jedem Fall mehr als nur Rauch oder heiße Luft produziert und präsentiert.

Martin Buchenberger