München
Viel Feuer zum Finale

Open-Air am Münchner Königsplatz I: Die legendäre Band Kiss feiert ein gigantisches Abschiedskonzert

02.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:15 Uhr
Der Musiker Gene Simmons von der Band Kiss in der Arena Leipzig. Das Konzert war Auftakt der Deutschland- Tour „End of the Road“. −Foto: Sebastian Willnow

München (DK) Die Aufbauarbeiten auf dem Münchner Königsplatz zu Wochenbeginn wurden noch von Regenschauern überschattet und die Wetteraussichten für das große Kiss-Konzert waren nicht gerade optimal. Dann aber ist es soweit, die Sonne scheint und "The Hottest Band In The World" setzt alle Segel auf "Sturm" und Party, nachdem die Wiesbadener von The New Roses den sehr gut gefüllten Platz gut vorgeheizt haben.

Kurz vor neun wird es aber so richtig heiß. Das legendäre Quartett schwebt unter massiven Pyro- und Flammeneinsatz auf Hebebühnen herab und haut mit "Detroit Rock City" gleich einen der größten Gassenhauer raus. Das Farben- und Feuerinferno ist dermaßen spektakulär, dass man sich schon im Finale wähnen könnte. Die 1973 in New York gegründete Formation weiß immer noch, wie man Eindruck schindet und lässt sich gerade auf ihrer "End Of The Road"-Abschiedstournee nicht lumpen, was Energie und Effekte angeht. Der Tourtitel ist natürlich rechtlich geschützt wie auch das kultige Make-up. Frontmann Paul Stanley singt zwar nicht mehr ganz so sicher und hoch wie früher, ist aber besser bei Stimme als vor zwei Jahren in der Olympiahalle. Abgesehen davon wird er gerade in den großen Refrains zu Klassikern wie "Love Gun" von Mitgründer Gene Simmons, Gitarrist Tommy Thayer und Schlagzeuger Eric Singer tatkräftig unterstützt. Kiss fahren zum Abschied noch mal alles auf, was Spaß macht. Große Leinwände und farbig funkelnde Oktogone untermalen im wahrsten Sinne des Wortes das Geschehen. Bassist Simmons spukt Feuer und Blut zu "God Of Thunder" - wie immer hoch in den Lüften. Einziger Unterschied heute ist, dass er nicht an Stahlkabeln fliegt, sondern bequem und dem Alter entsprechend - am 25. August wird er 70 - auf einer Plattform emporschwebt. Sonst ist heute aber nichts altersgemäß, sondern eine herrlich jugendliche bzw. zeitlose Gaudi. Dementsprechend sind mehrere Generationen vertreten. Eltern mit ihren Sprösslingen, viele mit mehr oder weniger perfekter Kiss-Schminke, prägen das imposante Bild des Königsplatzes.

Natürlich haben auch die beiden "neuen" Mitglieder - Thayer ist seit 2002 und Singer mit Unterbrechung schon seit 1991 dabei - ihre Sternstunden. Der Gitarrist darf Soli und Raketen aus seinem Instrument schießen und der Schlagzeuger hoch in der Luft trommeln. Sänger Singer intoniert dann vor den Zugaben noch die Pflichtballade "Beth" aus dem Jahr 1976 am Piano.

Zuvor hat Paul Stanley auf einer Mittelbühne mit dem größten Kiss-Hit "I Was Made For Lovin' You" die Stimmung auf den Höhepunkt getrieben. Wie immer extra dazu mittels Seilzug über das Publikum eingeflogen. Dann bringen es die furiosen Vier mit "Crazy Crazy Nights" sowie der unvermeidlichen Hymne "I Wanna Rock And Roll All Night", mit gigantischen Ballons mit Kiss-Logo, Konfettiregen und noch einmal viel Feuer und Funken standesgemäß zu Ende.

Was für eine Party! Wer soll so ein Spektakel denn nun in Zukunft veranstalten? Der versammelte Königsplatz, darunter Stimmungsmusiker DJ Ötzi, ist sich einig. Dieser Abschiedskuss schmerzt ein wenig. Kiss wird man vermissen!

Martin Buchenberger