Wien
„Das Leben ein Traum“: Viel Applaus am Burgtheater zum Start

12.09.2020 | Stand 02.12.2020, 10:35 Uhr
Publikum war zur Premiere des Stücks „Ein Leben ein Traum“ im Burgtheater in Wien zugelassen. −Foto: Wolfgang Huber-Lang/APA/dpa

Theaterchef Martin Kusej wollte sich am Wiener Burgtheater um das Spannungsfeld von Körper und Politik kümmern. Herausgekommen ist eine viel umjubelte, finstere Inszenierung zwischen Schlaf und Wirklichkeit.

Isolation, pseudowissenschaftliche Vorhersagen und Realitätsverlust als Gewinn: Das Wiener Burgtheater hat mit einer finsteren, dichten Inszenierung von „Das Leben ist ein Traum“ seine neue Saison eröffnet.

Ausdauernden Applaus ernteten Theaterchef Martin Kusej, der das Stück von Pedro Calderon de la Barca als Regisseur auf die Bühne brachte, und seine Schauspieler nach drei Stunden von den knapp 700 Besuchern. Das fast 400 Jahre alte Stück des spanischen Dichters über einen polnischen Prinzen schichtete aktuelle Themen aufeinander.

Das Spannungsfeld Körper und Politik hatte Burgtheaterleiter Kusej zuvor als einen zentralen Punkt seiner zweiten Saison beschrieben. „Es wird nun so klar wie selten, dass die Körper Gegenstände politischer Regulierungen sind“, sagte er im Sommer. In seinem Premierenstück trifft das nun den Körper von Prinz Sigismund (Franz Pätzold), den sein Vater (Norman Hacker) im Kerker aufwachsen lässt - als Vorsichtsmaßnahme, denn der König meint zu wissen, dass sein Sohn nur Übles bringen wird.

Probeweise mit absoluter Macht ausgestattet, wütet dieser tatsächlich entfesselt und zornig - und landet wieder im Kerker. Ihm wird vorgegaukelt, es sei alles nur ein Traum gewesen. Als er dann ein zweites Mal befreit wird, bleibt von der Trennung zwischen Traum und Realität nichts mehr übrig. Und dann ist da noch Rosaura (Julia Riedler), die sich mal als Mann, mal als Frau verkleidet in einem Rachefeldzug verliert.

„Diese Art von immer wiederkehrender Verunsicherung, die Frage, was ist Wahrheit, was ist Traum und was ist das Leben überhaupt, alles im Zusammenhang mit Gefangenheit mit Wahrnehmung von Wirklichkeit, ist natürlich ein sensationelles Betätigungsfeld für das Theater“, sagte Kusej vor der Premiere im ORF. Verunsicherung mischte sich indes auch in den Abend - die erste Öffnung des Theaters, nachdem die Corona-Krise Kusejs erste Saison im März jäh beendet hatte: Nach steigenden Corona-Zahlen hatte Österreich am Freitag eine neue Begrenzung vom Besucherzahlen auf 1500 beschlossen. Je nachdem, wie sich die Infektionslage fortsetzt, drohen in den kommenden Wochen weitere Beschränkungen.

© dpa-infocom, dpa:200912-99-528834/2

dpa