Freiburg
"Tatort" mit politischer Sprengkraft

11.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:12 Uhr
Torsten (David Zimmerschied) hält Mechthild (Janina Fautz) zum Schweigen an. −Foto: Foto: Linder/SWR

Freiburg (DK) Zweiter Einsatz für das Schwarzwald-Team Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner).

Vom Stützpunkt Freiburg aus starten die Kommissare in den Hochschwarzwald. Dort erwartet sie alles andere als eine fröhliche Landpartie. Finster zeigt sich die Region und bald schon furchteinflößend der Bauernhof, auf den sie gerufen werden. Denn der entpuppt sich im "Tatort: Sonnenwende" als braune Keimzelle.

Familie Böttger betreibt den Hof. Man lebt im Einklang mit der Natur, pflegt bäuerliche Traditionen und verzichtet auf technische Errungenschaften wie Handys. Da stirbt die älteste Tochter Sonnhild. Kurz zuvor sah man sie noch flirtend in einem Handy-Video, danach bricht sie in der Schule zusammen und stirbt später unter mysteriösen Umständen im Elternhaus. Die Kommissare gehen dem Verdacht einer Fehlbehandlung nach. Doch die Gerichtsmedizinerin will den Befund einer falschen Diabetestherapie durch den Hausarzt nicht bestätigen.

Friedemann Berg ist erleichtert, kennt er doch Bauer Volkmar von früher und ist von dessen Arbeit auf dem Sonnenhof beeindruckt. Franziska Tobler hingegen ist misstrauisch, das Verhalten von Sonnhilds Schwester Mechthild und ihrem Verlobten Thorsten wirkt auf sie verdächtig. Der trägt eine Tätowierung der "Heimatschutzstaffel" auf dem Arm. Tobler und Berg entdecken bei ihren Ermittlungen, dass der Hauptzeuge eines Untersuchungsausschusses um V-Männer in Neonazi-Vereinigungen jüngst auch an Diabetes gestorben ist. Nur ein Zufall.

Brauner Sumpf im Schwarzwald - Drehbuchautor Patrick Brunken erzählt von völkischen Siedlern, die in ländlichen Regionen alte Höfe übernehmen, germanische Rituale und Heimattümelei pflegen und als "Wehrbauern" eine Schutzmacht gegen die "Umvolkung" aufbauen. Regisseur Umut Dag, der 2016 bereits den Konstanz-"Tatort: Rebecca" inszeniert hat, bietet eine Mischung aus Polit-Thriller und Heimatfilm. Die Region spielt eine wichtige Rolle in diesem Krimi. Eine dunkle Grundfarbe durchzieht den Film. Es geht nicht so sehr um vordergründige Spannung, Beziehungen und Konflikte werden ruhig und unaufgeregt bearbeitet. Nicht die große Verschwörung will man zeigen, eher die leise Unterwanderung ländlicher Regionen durch Anhänger einer rassistische Blut-und-Boden-Ideologie.

Voller eigenwilliger Charaktere steckt dieser "Tatort", der facettenreich und differenziert erzählt wird und eine feine schauspielerische Ensembleleistung bietet. Nicki von Tempelhoff spielt Bauer Volkmar, und die schüchterne Mechthild gibt eindrucksvoll Janina Fautz, die als "Tigerenten"-Reporterin begann und mit ihren 22 Jahren schon eine beachtliche Filmo-grafie vorweisen kann.

"Tatort: Sonnenwende" an diesem Sonntag um 20.15 Uhr in der ARD.

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Volker Bergmeister