Weimar
Goldrausch in Thüringen

Der Neujahrs-"Tatort" aus Weimar dreht sich um einen toten Häuptling

30.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:31 Uhr
Wildostromantik im "Tatort": Kommissarin Kira Dorn (Nora Tschirner) ermittelt undercover in der Westernstadt El Doroda und befragt Tom Wörtche (Christoph Letkowski). −Foto: MDR/Neugebauer

Weimar (DK) Der wilde Westen liegt im Osten, vor den Toren von Weimar.

Hier befindet sich die fiktive Westernstadt El Doroda und hier regiert "Der höllische Heinz". Der läutet das neue "Tatort"-Jahr im Ersten ein. Für diese Art von kriminalistischem Klamauk sind - na wer wohl? - Lessing, der Kommissar ohne Vornamen, und seine Frau und Kollegin Kira Dorn zuständig.

Die lassen es so richtig krachen: Lessing witzelt sich mit gespielter Naivität durch die Westernstadt und erteilt einem Typen eine Lektion in bester Terence-Hill-Manier. Und Kira schmuggelt sich undercover als kesses Cowgirl unter die Bewohner, verdreht in Leder und Corsage den Männern den Kopf, gibt sich als erfahrene Western-reiterin aus und meistert den Einstellungstest mit Bravour. Nach El Doroda führt die Kommissare der Tod von "Häuptling Einsamer Wolf", der aus der Ilm gefischt wurde. Der heißt eigentlich Wolfgang Weber und ist der Besitzer des Grundstücks, auf dem die Westernstadt steht.

Von seinem Geschäftsführer Heinz Knapps erfahren Kira und Lessing, dass Weber den Pächt-ern der Westernstadt kündigen wollte. Haben die Hobby-Cow-boys den Verräter gelyncht? Und welche Rolle spielt die Tiefbauunternehmerin Ellen Kircher, die ihren Rockersohn Nick Angst und Schrecken in der Westernstadt verbreiten lässt, seit sie dort eine geothermische Bohrung in den Sand gesetzt hat, für die Weber nicht zahlen wollte?

Voller Western-Motive steckt der neue Weimar-"Tatort", der wieder aus der Feder von Murmel Clausen und Andreas Pflüger stammt, die fast alle Folgen gemeinsam geschrieben haben. Schon der Einstieg mit der nicht vollendeten Lynchsequenz zeigt, was einen erwartet. Es wird geballert, geritten, vom Sargmacher vor dem Duell Maß genommen und im Saloon gefeiert, dass man denkt, man ist im Wilden Westen.

Doch man ist im Wilden Osten. Und da wechseln sich starke Pointen und kesse Sprüche ("Ich reite alles, was kein Fell hat" oder "Ich schlaf nicht mit Männern, die ich nicht mindestens 16 Stunden kenne") mit Kalauern ("Liebes Gottchen, bewahre unser Lottchen vor Hunger, Not und Sturm und dem bösen Hosenwurm") ab.

Jungregisseur Dustin Loose, der im vergangenen Jahr mit "Déjà-vu" ein starkes "Tatort"-Debüt hingelegt hat, spielt mit sichtlichen Vergnügen mit dem Westerngenre und bekannten Vorbildern, inszeniert in liebevoll und pfiffig ausgestatteter Kulisse stimmig und kann neben den gewohnt witzig agie-renden Christian Ulmen und Nora Tschirner auf ein schräges Ensemble vertrauen - allen voran den wieder einmal stark aufspielenden Peter Kurth als "höllischer Heinz". Ein Krimispaß zu Neujahr, der bestens geeignet ist, den Kater von Silvester zu vergessen.

"Tatort: Der höllische Heinz", ARD, Neujahr, Dienstag, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister