"Tatort": Vater unter Verdacht

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Wo ist die Leiche? Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) im "Tatort". −Foto: Kost/WDR/dpa

Von Volker Bergmeister Köln (DK) "Du wirst nie gerufen, wenn alles gut ist, nie, wenn alles schön ist. Du wirst immer nur gerufen, wenn alles scheiße ist, wenn alles fürchterlich ist. Erschossen, erstochen erwürgt, verstümmelt. 40 Jahre lang.

Kennst du das?", fragt Ballauf (Klaus J. Behrendt) seinen Kollegen Schenk (Dietmar Bär) am Ende des Falls. Klingt nach Existenzkrise. Ist es auch. Zuvor zeigen die Köln-Cops im "Tatort": Mitgehangen" mal wieder, dass sie selten einer Meinung sind und in dieselbe Richtung ermitteln.

Es beginnt mit dem Suizid des Häftlings Grevel. Vor der Leiche stehen die Kommissare. "Scheiße", sagt Ballauf. Kollege Schenk giftet nur: "Weichkochen." Dann wird erzählt, wie es dazu kam und Schenk das gemeint hat. In einem Baggersee wird ein Auto gefunden, im Kofferraum liegt eine Leiche. Es handelt sich um den Autonarr Florin Baciu. Der war seit Kurzem Teilhaber der Reifenhandels-Firma von Matthes Grevel und hat den Laden dank seiner Kontakte zur Raserszene in Schwung gebracht - allerdings nicht immer legal. Es stellt sich heraus, dass Baciu, der Geld aus dem Unternehmen abzweigte und Pornocollagen von Grevels Frau anfertigte, in der Montagehalle erschossen wurde. Für Ballauf ist klar: Grevel ist der Täter. Schenk hat Zweifel. Dennoch kommt der Vater in Haft. Und weiß keinen Ausweg mehr.

Regisseur Sebastian Ko hat seinen dritten Fall mit den Kölner Kommissaren inszeniert. Der ist Kriminalgeschichte und Familientragödie zugleich (Buch: Johannes Rotter). Ko gibt dieser kleinen geschlossenen Welt der Grevels zwischen Wohnhaus, Hof und Werkstatt eine bildliche Enge. Erfrischend anders an manchen Stellen: Wenn die Kommissare Frau Grevel die Nachricht vom Selbstmord ihres Mannes überbringen, hört man die Worte nicht, sieht nur den langsamen Zusammenbruch der Frau, sie sinkt in Schenks Arme. Dazu gibt es Geigenklänge, danach geht es über in die Stimme Leonard Cohens mit "It Seemed The Better Way". Lavina Wilson spielt das famos. Auch Moritz Grove als um seine Familie und das wirtschaftliche Überleben kämpfender Matthes Grevel überzeugt in diesem Krimi, der musikalisch auch noch wunderbar jazzige Klänge (Filmmusik: Olaf Didolff) zu bieten hat.

Neben Ballaufs Sinnkrise und Schenks Einfühlungsvermögen werden die beiden auch als Chefs auf die Probe gestellt. Denn nach dem Abgang ihres Assistenten Reisser bekommen sie jetzt Unterstützung von Norbert Jütte, der sich als Erfinder der Langsamkeit entpuppt und für den Humor-Touch sorgen soll.

 

Das Erste, Sonntag um 20.15 Uhr, "Tatort": Mitgehangen.