München
Spaßiges Historical

"Sie sinken, wir winken. Die Odyssee" im Schwabinger TamS-Theater

25.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:23 Uhr
Odysseus heißen sie alle vier: Sophie Wendt, Helmut Dauner, Axel Röhrle und Neil Vaggers. Sie haben gekämpft und gesiegt oder verloren. Nun wollen sie heim nach Ithaka. −Foto: Lobinger

München (DK) Im künstlichen Nebel ziehen sie, den Siegessong "We are the champions" auf den Lippen, durch den Zuschauerraum.

Mit Amphoren aus Plastik und olympischen Medaillen im XXXL-Format in den hoch gestreckten Armen entern sie mit dem Schlachtruf "Troja ist platt" einen langen, mobilen Tisch auf der Guckkastenbühne, um für eine Talkrunde Platz zu nehmen. Dazu hüllt ein von Ventilatoren aufgeblasenes Segel als überschäumende Meereswellen das Publikum ein. Eine furiose Eingangsszene, von Syrtaki- und anderen griechischen Weisen begleitet, ließ sich der Autor und Regisseur Lorenz Seib hier einfallen, um die in Homers Odyssee geschilderten Irrfahrten der siegestrunkenen Griechen nach der Eroberung Trojas als herrlich hintergründig-skurrilen Mix aus griechischer Mythologie, allzumenschlichen Bedürfnissen, Xenophobie und aktueller Flüchtlingsproblematik über die Bühne des Schwabinger Theaters am Sozialamt rauschen zu lassen.

Auf hoher See werden Odysseus und seine Mannen vom zürnenden Poseidon, dem Gott des Meeres, von Insel zu Insel getrieben, doch nirgends sind sie willkommen. Mit zwölf Schiffen und 500 kampferprobten Kriegern trat er die Rückreise an, doch als Einziger erreicht er seine Heimat Ithaka. Wo seine Flotte nach Poseidons Dauerstürmen auch landet, gibt's nur Zoff: Der Zyklop Polyphem mit einem einzigen Riesenauge auf der Stirn verschlingt viele von Odysseus' Kämpen mit dem Ausruf "Ich bin zwar Vegetarier, aber bei Menschen mach' ich eine Ausnahme. " Im Land der Laistrygonen freuen sich die heimischen Kannibalen auf die restlichen Ankömmlinge, während das sechsäugige Monster Skylla die übrig gebliebene Schiffsmannschaft ertränkt und die Zauberin Kirke die Überbleibsel der ach so ruhmreichen Helden in Schweine verwandelt. Doch Odysseus, der hier keineswegs Listenreiche, sondern von Drogen und Alkohol Zugedröhnte, wird von ihr mit einem veganen, aber versalzenen Mahl aus Tomaten und Gurken samt reichlich Ouzo bezirzt, Sex inkusive.

Tabula rasa im ollen Griechenland, das hier unter dem symbolischen Titel "Sie sinken, wir winken. Die Odyssee" von Sophie Wendt, Helmut Dauner, Alex Röhrle und Neil Vaggers mit hübsch-hintergründigem Spaß und zahlreichen Melodeien auf Flöten und verschiedenen Gitarren in XXXL-Miniformat präsentiert wird. Ein ungemein spaßiges Historical mit ernstem Hintergrund über die Flucht und die Unbehaustheit der Menschen in der Fremde. Ein herrliches Stück, prall gefüllt mit skurrilem Witz und Melodramatik, als köstlich servierte Uraufführung im Schwabinger Hinterhoftheater.

Bis 24. November im TamS, Mi bis Sa, jeweils 20.30 Uhr. Kartentelefon: (089) 34 58 90.