Wettstetten
Belcanto auf dem Cello

Die Audi-Sommerkonzerte veranstalten bei Britta Bayer in Wettstetten ein Salonkonzert

16.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:04 Uhr
„Hausmusik“ wörtlich genommen: Im Wohnzimmer von Britta Bayer fand ein Salonkonzert statt. −Foto: Audi

Wettstetten (DK) Radikaler Szenenwechsel bei den Audi-Sommerkonzerten: Nur einen Tag zurück liegt das gigantische Orchesterkonzert mit Tausenden Besuchern im Ingolstädter Klenzepark, da geht es schon weiter zu einem Auftritt im denkbar kleinsten Rahmen: einem Salonkonzert in Wettstetten.

Gastgeberin ist am Sonntagnachmittag Britta Bayer. Begeistert stellt sie ihr Wohnzimmer den beiden hochbegabten Cellisten Ivan Karizna aus Weißrussland und Aurélien Pascal aus Frankreich zur Verfügung. Knapp 20 Gäste, meist in Abendrobe, finden sich in dem schön gestalten Raum auf Stühlen und bequemen Sofas neben dem schwarz glänzenden Konzertflügel ein. Eröffnet wird mit Sekt und Orangensaft, später tischt Audi Häppchen auf. 
 
Britta Bayer hat sich für das Konzert beworben und den Zuschlag erhalten – auch weil sie alle Voraussetzungen erfüllte. Etwa die Anforderung, einen Sehnsuchtsort zu nennen. Der ist bei ihr der Flughafen Etting. Warum? „Weil ich dort aufgewachsen bin“, sagt sie. Tatsächlich rankt sich ihr Leben um diesen Platz und ums Fliegen mit dem Motor- oder Segelflugzeug. Mit ihrem Mann zusammen ist sie Inhaberin der Firma TurboCad Training Center. 
 
Zur klassischen Musik kam Britta Bayer durch ihre Eltern und die Schule. Da gab es als Wahlfach die Möglichkeit, ein Instrument zu lernen. Sie entschied sich für die Geige und wünschte sich ein eigenes Instrument. „Zwei Tage später hatte ich die Geige“, erzählt sie lachend. „Ich glaube, noch nie ist mir so schnell ein Wunsch erfüllt worden.“ Bis heute macht sie in kleinem Rahmen Kammermusik.
Auch das Salonkonzert ist ihr ein Herzenswunsch. Schon öfter hat sie darüber mit Freunden geredet. Nun ist sie dankbar, dass das Audi-Festival ihr bei der Umsetzung half.
 
Das Sommerkonzerte-Team hat zwei fantastische Musiker engagiert. Beide sind Preisträger zahlreicher Wettbewerbe und studieren als Stipendiaten noch an der Kronberg Academy. Aurélien Pascal hat gerade seine erste CD beim Label Sony Classical veröffentlicht, er spielt zusammen mit dem berühmten Münchner Kammerorchester.
 
Das Cello-Duo ist ohne Frage grandios. Noch faszinierender allerdings ist der Ort. Kammermusik klingt einfach ganz anders, wenn sie in kleinem Rahmen vorgestellt werden. Jedes Atmen der Musiker, jedes winzige Kratzen an den Saiten, fast schon jede Armbewegung ist hörbar. Und die beiden Celli tönen laut und kräftig als wären sie ein Symphonieorchester. Die akustische Präsenz dieses Konzerts entspricht so viel mehr den Hörgewohnheiten des Publikums, das ständig umgeben ist von lauter Pop- und Rockmusik.
Vier Werke haben die beiden Künstler aufs Programm gesetzt. Eröffnet wird mit einer Sonate in G-Dur von Jean-Baptiste Barrière – ein munteres, reich verziertes Barockwerk, in dem die beiden jungen Cellisten sich die Motive elegant zuwerfen. Dann folgen Sätze aus zwei hochvirtuosen Solowerken, von Gaspar Cassado, ein Stück voller Anspielungen auf spanische Tänze, und Zoltán Kodálys experimentierfreudige Sonate. Die beiden Cellisten musizieren hochgespannt, vibrierend vor Intensität und Spiellust. Zum Abschluss dann echte Salonmusik: Jacques Offenbachs „Duo op. 54“. Das klingt, als wenn sich die beiden Künstler in Opernsänger verwandeln würden, Belcanto auf den Cellosaiten. Immer einer der beiden stürmt in die Höhe, gibt ein strahlendes Solo, während der Kollege breite Begleitakkorde formt. Ein wunderbarer Abschluss eines vielseitigen, ebenso interessanten wie unterhaltsamen Konzertes. Nach etwa einer Stunde erklingt der Schlusston, eine Zugabe wollen die beiden Musiker nicht geben, schließlich beginnt in Kürze das Finale der Fußball-WM. Das Publikum hat noch Zeit für ein wenig Smalltalk, bis sich ziemlich bald die kleine Versammlung auflöst und die Gäste zu den Fernsehgeräten stürzen. 
 
Ist das der Beginn für ein neues Kapitel Ingolstädter Salonkultur? Britta Bayer jedenfalls ist begeistert. Ein Salonkonzert würde sie gerne wieder organisieren. Und Audi? „Wir überlegen, ob wir im kommenden Jahr wieder ein Hauskonzert anbieten werden“, sagt Ruth Schwerdtfeger von den Sommerkonzerten.